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Eine sehr reale, kreative Laufbahn

Nach dem Studium in Visueller Kommunikation folgte der Tessiner Marko Valdarnini einem ungewöhnlichen beruflichen Weg, der ihn durch die verschiedensten Bereiche der Arbeitswelt führte, von den Helias-Kursen bis hin zur Schulung von Arbeitslosen. Jetzt engagiert er sich in einem Projekt, das virtuelle Realität zur Bewältigung von Angst- und Stresszuständen nutzt.

 

«Kreativität hilft bei Veränderungen», sagt Marko Valdarnini mit Überzeugung. Sie könne dazu beitragen, in positiver Haltung den markanten Problemen der Arbeitswelt gegenüberzutreten – nicht nur den technologischen, sondern auch den wirtschaftlichen und sozialen. Marko selbst bewältigte zahlreiche Veränderungen, um seinen Interessen zu folgen und seine Fähigkeiten optimal zu entfalten. Nun, mit vierzig Jahren, bereitet er ein neues Projekt vor, das ihn von der Visuellen Kommunikation zur virtuellen Realität gebracht hat. Der ungewöhnliche Weg dorthin führte über Psychologie, Berufsausbildung und Coach­ing. «Und auch sechs Jahre Kunstgeschichte helfen!», ruft er lächelnd aus.

«SUPSI, Eine wunderbare und innovative Schule»

Marko hatte schon immer eine Neigung zum Zeichnen. «Stifte und Farben waren meine Spielzeuge in der Kindheit», erzählt er, so schrieb er sich am Kunstgymnasium in Varese ein, um dann seine Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule weiterzuführen und schliesslich 2004 ein Diplom in Visueller Kommunikation an der SUPSI zu erwerben, der Fachhochschule der italienischen Schweiz. «Eine wunderbare und innovative Schule», erinnert er sich, «an der ich in drei Jahren verschiedene Techniken ausprobieren konnte, vom Webdesign zum Video.» Bedeutende Profis haben ihn geprägt, wie die Grafiker Bruno Monguzzi und Michele ­Jannuzzi, Meister der Farbe wie Reto ­Rigassi oder die Typografin Susanna Stambach. Als Student kam Marko an einem Typografie-Anlass in Kontakt mit der Gewerkschaft Comedia. Er kannte Gabriele Castori und trat sofort bei.

Er nahm an Ausflügen teil und moderierte bald einen Teil der Typografie-Tagung: «Es war fast das erste Mal, dass ich in der Öffentlichkeit sprach. Für mich als eher introvertiertes Wesen war das eine Offenbarung. Ich entdeckte, dass es mir gefällt, und das brachte mich dazu, Ausbildner zu werden. Die Gewerkschaft half mir auch sonst immer wieder, gab mir oft Arbeit und trug zur Schaffung von Synergien mit anderen KollegInnen bei. Und sie vermittelte mir positives Denken!» Das war nötig, denn Marko begann als selbständiger Grafiker zu arbeiten, was auch in den Nuller-Jahren nicht einfach war. Zwei Jahre arbeitete er in einem bedeutenden Architekturbüro in Pescara, Italien. Danach kam er in die Schweiz zurück, wo er in Chiasso eine Stelle bei einer kleinen Unterhaltungselektronik-Firma fand.

«Als Grafiker kümmerte ich mich um alles, von der Werbung über die Prospekte bis zur Produktverpackung. Alles ging gut, bis ich einen neuen, sehr autoritären Chef bekam. Wir arbeiteten unter Druck, unmotiviert, ohne Wertschätzung, es gab Anfänge von Mobbing … Und so begriff ich, dass dies nicht mehr das Richtige für mich war.» Marko begann wieder zu studieren und erwarb das eidgenössische Fähigkeitszeugnis für Erwachsenenbildung. Neben seiner selbständigen Arbeit gab er ­He­lias-Kurse und arbeitete mit der Gesellschaft InnoPark zusammen, die sich mit der Wiedereingliederung von oftmals gut qualifizierten Arbeitslosen befasst.

Das Wissen zusammenfügen, damit es fruchtbar wird

«Durch diese Erfahrungen begriff ich bestimmte Problemzonen und Bedürfnisse in der Arbeitswelt und beschloss, dies mit einer Kombination aus Psychologie, Lernforschung und Neuro­wissenschaft zu vertiefen.» So entstand das Projekt «Evolve VR» (www.evolvevr.ch) zur virtuellen Realität, an dem er mit PsychologInnen zusammenarbeitet. Ziel des Projekts ist, die «sensorische Immersion», das Eintauchen in eine virtuelle Szenerie, in Ausbildung und sogar Psychotherapie einsetzbar zu machen. Als Schulungsleiter verwendet Marko oft virtuelle Filmsequenzen. «Die virtuelle Realität kann die Realität genau nachbilden und damit Emotionen freisetzen. Sie ist sehr mitreissend. Ich habe sie in Kursen zur Emotions- und Angstbewältigung eingesetzt und interessante Ergebnisse erzielt.»

Die virtuelle Realität könne im Ausbildungsbereich unterstützend wirken, insbesondere im Umgang mit Emotionen, indem sie beispielsweise stressige Bewerbungsgespräche simuliert. So erweist sich die Technik auch bei der Behandlung von Panik­attacken und Ähnlichem als wertvoll.

«Es gibt Studien, welche die Wirksamkeit wissenschaftlich belegen», sagt Marko ­Valdernini. Mit einem kleinen Team entwickelte er ein erstes VR-Kit und einige audiovisuelle VR-Produkte, die zur Unterstützung psychotherapeutischer Behandlung und Diagnostik eingesetzt werden können. Ein Beispiel: Beim Abspielen eines VR-Videos lässt sich mittels Messung der Herzschläge eine bestimmte psychische Schwierigkeit identifizieren. «Die virtuelle Realität kann beim Abbau von Ängsten helfen», ist Marko überzeugt, «auch wenn die therapeutische Arbeit wesentlich bleibt, um die Probleme dauerhaft zu lösen.»

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