Junge verlangen Klarheit von syndicom! Positionspapier zu einer jugendtauglichen Gewerkschaftspolitik
Positionspapier (PDF)
Die Jugendkommission verlangt von syndicom ein klares, zukunftgerichtetes gewerkschaftliches Profil. Sie legt der Delegiertenversammlung vom 16. Juni 2012 ein erstes Positionspapier vor, welches den Diskussionen bis zum Kongress 2013 zugrunde gelegt werden soll. Antworten auf die aktuellen Probleme in der Arbeitswelt stehen dabei für die jungen GewerkschafterInnen im Zentrum.
Das Berufsleben vieler junger Menschen verläuft nicht geradlinig. Dies prägt ihre Einstellung zur Arbeitswelt und Gesellschaft. Sie blicken nicht mehr in eine bedingungslos positive Zukunft. Die Phase der Unsicherheit dauert für die Einzelnen zum Teil sehr lange. Sie beginnt bereits am Ende der obligatorischen Schulzeit mit der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz und setzt sich nahtlos mit der Möglichkeit der Arbeitslosigkeit nach Abschluss der Lehre oder des Studiums fort. Junge Berufsleute arbeiten oft in prekären Verhältnissen und sind nicht selten über eine längere Zeit mit Arbeit auf Abruf, Temporärstellen und Dauerpraktika konfrontiert. Die fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz ist bei jungen Berufsleuten ein weiteres zentrales Thema.
Im laufenden Jugendprojekt wird versucht, auf diese modernen Probleme mit aktuellen gewerkschaftlichen Antworten zu reagieren. Mit einer klaren Positionierung soll syndicom bei jungen Berufsleuten als ernstzunehmende Kraft im Wirtschaftsleben sichtbar gemacht werden. Die zum Teil weitgehenden Forderungen sollen eine echte Diskussion über die wichtigsten gewerkschaftlichen Fragen des 21. Jahrhunderts anregen.
Nicht das Portemonnaie der Eltern soll entscheiden
Chancengleichheit und das Recht auf Bildung sind alte Forderungen der Arbeiterbewegung. Leider sind wir auch im Jahr 2012 noch weit von deren Realisierung entfernt. Die Jugendkommission verlangt von syndicom, sich vermehrt auch in die bildungspolitische Debatte einzumischen. Eine gute Ausbildung ist die beste Prävention gegen Arbeitslosigkeit. Nicht das Portemonnaie der Eltern soll über die Bildungschancen eines jungen Menschen entscheiden sondern allein seine Fähigkeiten. Aus diesem Grund verlangt die syndicom Jugend ein gänzlich neues Stipendienwesen. Dabei soll der junge Mensch als eigenständige Persönlichkeit behandelt werden. Zudem werden Förderungsmassnahmen für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern sowie die Abschaffung sämtlicher Gebühren und Zulassungsbeschränkungen im Bildungswesen verlangt.
Es gibt ein Leben neben der Arbeit
syndicom soll sich vermehrt auch für die spezifischen Interessen junger Arbeitnehmenden einsetzen. Menschen- und Arbeitsschutzrechte müssen unabhängig vom Alter, Geschlecht und der Nationalität durchgesetzt werden. Der Kampf für die Durchsetzung der Lohngleichheit, für Existenz sichernde Löhne und gegen überhöhte Kaderlöhne gehört hier genauso dazu wie die konsequente Umsetzung der flankierenden Massnahmen.
Von den Arbeitnehmenden wird heute verlangt, dass sie quasi rund um die Uhr für das Unternehmen verfügbar sind. Der gewerkschaftliche Einsatz für Vereinbarkeit von Beruf- und Privatzeit ist deshalb für die Jugendkommission zentral. Alle Menschen sollen sich an der unbezahlten und gesellschaftlich immer wichtiger werdenden Arbeit beteiligen. Die Forderung nach einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit bietet dabei sicher Stoff für weitergehende Diskussionen.
Wir haben Zukunft mit Erfahrung
Den jungen GewerkschafterInnen ist wichtig, dass die Solidarität zwischen den Generationen aufrecht erhalten wird. Die Jugendkommission will mit ihrer Kampagne nicht zuletzt auch das Verständnis zwischen älteren und jüngeren KollegInnen bei syndicom fördern. Sie verlangen aber auch, dass die Interessen der jüngeren Berufsleute nicht vergessen und entwertet werden.
Bernadette Häfliger Berger, Leiterin Gleichstellung und Recht, Projektleiterin des Jugendprojekts
