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Mit zunehmender künstlicher Intelligenz wird der Weg plötzlich wichtiger als das Ziel

Mit jedem Programmupdate erleichtert künstliche Intelligenz (KI) das Arbeiten in der grafischen Branche. Prozesse wie Bildretuschen oder -kombinationen, welche vor ein paar Jahren noch Stunden dauerten, brauchen heute nur noch wenige Klicks und immer mehr mühsame Fleissarbeit wird durch kluge Algorithmen übernommen. Dass es sich dabei um künstliche Intelligenz handelt, ist einem oft gar nicht bewusst, aber die Unterstützung der Programme ist in der alltäglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Wer sich anschaut, wie in der Branche vor Photoshop und Co gearbeitet wurde, wird sich der Dimensionen schnell bewusst. Wer auf diese Hilfsmittel verzichten will, realisiert unverzüglich, dass dies heute kaum mehr möglich ist.

In der Konsequenz hat diese Entwicklung nicht nur zur Folge, dass  immer mehr möglich wird, sondern auch, dass die anfallende Arbeit immer schneller und von immer weniger Personen ausgeführt werden kann. Man könnte fast meinen, dass sich die Branche soweit automatisieren will, bis sie schlussendlich ganz ohne Personal auskommt. Die eine oder andere Firma scheint auch tatsächlich dorthin zu wollen. Daneben aber besteht ein viel grösserer und auch viel spannenderer und lukrativerer Markt an Kunden, die nicht einfach ein fertiges Produkt, ob gedruckt oder digital, brauchen, sondern die das kreative Denken der Leute der grafischen Branche auf dem Weg der Erstellung benötigen. Die grafische Branche wird hier, ohne dass einem das bewusst ist, gerade neu erfunden. Nicht nur das finale Produkt ist die Dienstleistung der Branche, sondern immer mehr zählt der Weg dorthin. Nicht zufällig spriessen daher Studiengänge wie Design Thinking gerade wie Pilze aus dem Boden und grosse Beratungsfirmen kaufen in grossem Stil Werbeagenturen mit kreativen Köpfen auf.

Für syndicom als Träger der Berufsbilder der grafischen Branche bedeutet diese Entwicklung und das Zunehmen der künstlichen Intelligenz, dass sich auch die Ausbildungen weiter entwickeln müssen. Für die gerade laufende Revision des Berufsbildes der Polygrafen bedeutet das zum Beispiel, dass ein Polygraf in Zukunft nicht nur umsetzen können muss – dass übernimmt immer mehr die KI – sondern der Mehrwert, den eine Polygrafin in Zukunft schaffen wird, findet immer mehr auf dem Weg zum Produkt statt.

Wenn die Branche es schafft, diese Dienstleistungen, die auf dem Weg zum finalen Produkt erbracht werden, klug zu vermarkten und den Kunden auch zu verrechnen, wird sich das Potential der Branche plötzlich um ein Vielfaches erweitern.
 

Michael Moser, Zentralsekretär Sektor Medien

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