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No pasaran: Kein «Full Buyout» für FotografInnen!

Freie FotografInnen: aufgepasst bei neuen Verträgen! Wie bei Ringier Axel Springer könnten auch andere Verlage versuchen, euch die Nutzungsrechte abzuluchsen. Wir empfehlen, nicht zu unterschreiben und zu verhandeln.

Zuerst betraf es nur den «Blick», doch bereits zieht das Gesamtunternehmen «Ringier Axel Springer Schweiz AG» nach: FotografInnen, die als Freie für das Medienhaus arbeiten, werden mit neuen Pauschalverträgen konfrontiert. Wer nicht unterschreibt, wird unter Druck gesetzt. Es lohnt sich aber, Stand zu halten, denn es steht viel auf dem Spiel!

Solche Verträge sind neu. Bis anhin waren Fotoaufträge meist einzelne Abmachungen zwischen dem abdruckenden Blatt und der/dem FotografIn. Die Bedingungen waren Verhandlungssache und entstanden häufig aus der Gewohnheit.

Käufer werden zu Konkurrenten
Ringier stellt den freischaffenden FotografInnen Maximalforderungen: Wer etwa für den Blick fotografiert, verliert jegliches Bestimmungsrecht über seine Bilder. Im Branchenjargon nennt sich das «Full Buyout». Damit könnte das Medienhaus wie eine Bildagentur die Fotografien nicht «nur» für alle ihre Produkte nutzen, sondern auch mit dem Weiterverkauf zusätzlich extrem Geld machen – eine Einkommensquelle, die vielen Freischaffenden dann abgehen würde. Plötzlich bekämen die FotografInnen und ihre Agenturen also mächtige Konkurrenten auf dem Markt der Bilder.

Auch die Bereiche Spesen, Honorare, Haftungsfragen werden zum Nachteil der FotografInnen neu geregelt. – In einer zunehmend klagefreudigen Umgebung ein Punkt, der an Wichtigkeit gewinnt.

Widerstand mit syndicom
Eine Gruppe von FotografInnen hat sich zusammengeschlossen, um sich gegen den Vertrag der Ringier-Axel-Springer-Gruppe zu wehren. Vor allem das «Full-Buyout» stört sie und dass sie für Fehler anderer haften sollen. Ebenso stösst ihnen sauer auf, dass sie für die teuren Gerätschaften und für die Infrastruktur keine Entschädigung mehr erhalten sollen. Während einige der Neuregelungen so bald existenziell am Einkommen der FotografInnen sägen, sind andere rechtlich zweifelhaft. Und das für 75 Franken pro Stunde – Fotoausrüstung, Reisespesen, Altersvorsorge, Steuern, Krankentaggelder und Ferien inklusive.

Um die  FotografInnen zu unterstützen, arbeiten die vier Organisationen syndicom, der Verband Schweizer Berufsfotografen SBF und Fotodesigner, die Vereinigung fotografischer GestalterInnen vfg und der JournalistInnenverband Impressum zusammen.

syndicom empfiehlt allen Fotografinnen und Fotografen:

  • die neuen Verträge vorerst nicht zu unterschreiben. So besteht für die vier Foto-Verbände gemeinsam die Möglichkeit, mit dem Verlag ins Gespräch zu kommen, damit die Verträge überarbeitet werden.
  • dem Verlag analog zum folgenden Muster-Schreiben zu antworten (und uns davon eine Kopie zu mailen):

Sehr geehrte Damen und Herren
Besten Dank für Ihr Schreiben mit dem Vorschlag zu einem neuen Rahmenvertrag. Ich kann den Vertrag in der vorliegenden Form nicht unterschreiben, da es weitere Abklärungen dazu braucht. Insbesondere ist problematisch, dass mir das Recht zur parallelen Nutzung meiner Fotografien auch nach Publikation durch Ihre Titel aberkannt wird. Ich bitte Sie daher, den Vertragsentwurf zurückzuziehen und ihn mit den vier Verbänden der FotografInnen zu überarbeiten.
Mit freundlichen Grüssen
Unterschrift)

 

Taube Ohren
Der deutsche Manager der Blick-Gruppe, Wolfgang Ludewig, blieb bei der Aussprache vom 19. Oktober mit den Vertreterinnen der vier Organisationen noch uneinsichtig. Man wolle nun ein paar Monate so arbeiten und den Vertragsvorschlag «komme was wolle» in nächster Zeit nicht anpassen. Er wisse, dass man damit etlichen Freien die wirtschaftliche Existenz untergrabe, aber dies nehme man von Seiten der Blick-Gruppe in Kauf. Es hätten «circa 80 Prozent der Freien» den Rahmenvertrag unterzeichnet. Auf den Einwand, dass sich diese vor allem dem übermächtigen Druck eines für sie unverzichtbaren Auftraggebers beugten, ging der Blick-Bildchef nicht ein.

Der Kampf gegen den Vertragsvorschlag der «Ringier Axel Springer Schweiz AG» folgt dem Prinzip «Wehret den Anfängen», denn Medienhäuser schreiben bei solchen Verträgen gerne voneinander ab. Andere Verlage, die ähnliches anstreben, müssen frühzeitig gestoppt werden. Darum bleibt die Losung: nicht unterschreiben und syndicom bzw. einen der anderen Verbände kontaktieren.

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