Artikel

Post-Tochter Epsilon bezahlt Hungerlöhne

Protestaktion gegen 17.44 Franken Stundenlohn im Postkonzern

Delegation von Epsilon mit Pierre Yves Maillard und Daniel Münger rechts im Bild vor dem Hauptsitz der Post in Bern

Eine Delegation von über 20 Angestellten der Firma Epsilon AG, 100-prozentiges Tochterunternehmen der Post, trug ihren Kampf gegen ein neues Lohnsystem, das einen Stundenlohn von 17.44 Franken vorsieht, vor den Posthauptsitz in Bern. Das neue Lohnsystem mit einem skandalösen Tiefstlohn in der Branche bedeutet für viele Angestellte happige Lohneinbussen von bis zu 600 Franken pro Monat. Das ist sehr einschneidend für die vielen Teilzeitangestellten, die schon bisher meist weniger als 3000 Franken pro Monat verdienen.

Neben der happigen Lohnkürzung und den falschen Hoffnungen von Seiten der Post, empört die Werbeverträger*innen von Epsilon, dass ihre Arbeitgeberin intransparent und nur häppchenweise informiert. Zwar wissen die Betroffenen, dass ihnen ab August ein unwürdiger Tiefstlohn droht, aber sie wissen nicht, wie viele Touren sie bekommen und wie viele Stunden ihnen dafür angerechnet werden. Somit werden sie über ihren tatsächlichen zukünftigen Lohn hingehalten. Nur wer gemeinsam mit der Gewerkschaft syndicom insistiert, bekommt ungefähre Angaben. Daraus und aus eigenen Berechnungen ergeben sich die happigen Lohneinbussen für rund die Hälfte aller Verträger*innen, die schon heute unter prekären Arbeitsverhältnissen leiden. Zusätzlich zur Unsicherheit und Lohneinbusse soll ihnen die Krankentaggeldversicherung gestrichen werden.

Der Postkonzern bleibt untätig, obwohl höhere Löhne möglich wären
Gemeinsam mit der Gewerkschaft syndicom sind die Verträger*innen in der Vergangenheit an die Postspitze gelangt. Dort wurde ihnen beschieden, dass keine höheren Löhne möglich sind. Doch seit 2020 verdienen die Epsilon-Verträger*innen in Genf aufgrund des dort geltenden Mindestlohns 23 Franken pro Stunde, ohne dass bisher negative Auswirkungen auf die Aufträge und auf die Beschäftigten erkennbar sind. «Epsilon und die Post schieben den Markt vor, um die Tiefstlöhne zu legitimieren. Wir müssen aber feststellen, dass allein der Wille fehlt. Lieber geben sie den Kunden Rabatte, als dass sie den Angestellten anständige Löhne zahlen. Wir erwarten, dass die Post gegen diese Hungerlöhne im Konzern vorgeht.», so Daniel Münger, Präsident der Gewerkschaft syndicom.

Wenn die Post nicht einlenkt, muss die Politik den Druck erhöhen
Die Post und Epsilon unterbieten ohne erkennbaren Zwang mit 17.44 Franken sogar den von der Postcom festgelegten Mindestlohn für Zeitungsverträger*innen. Das ist unverständlich und inakzeptabel. Das findet auch Pierre Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, und hält fest: «Die Post fördert mit ihrem Gebaren eine weitere Prekarisierung einer schon heute benachteiligten Berufsgruppe. Ich spreche von der letzten Meile in der Logistik: Boten, Zusteller*innen, Verträger*innen, Kurierende, deren Wichtigkeit in diesem Corona-Jahr noch klarer zum Vorschein gekommen ist. Es braucht eine Aufwertung dieser Berufsgruppe und keine weitere Abwertung, wenn nötig auch mit politischem Druck.» Diesbezüglich sind in der Waadt und im Nationalrat parlamentarische Vorstösse hängig.

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden