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Poststellen-Kahlschlag

Heute fand eine Medienkonferenz der Post statt, bei der sie ihre Vorstellungen vom künftigen Poststellennetz präsentiert hat. Die Medienkonferenz war der vorläufige Höhepunkt einer seit Wochen laufenden PR-Kampagne. Was die Post der Bevölkerung als Weiterentwicklung verkauft, ist in Tat und Wahrheit der massivste Abbau in der Geschichte der Post. Ein Abbau bei den Poststellen, bei der Dienstleistungsqualität und dem Service public. Die Kampagne wirkt angesichts der Tatsache, dass der Poststellenabbau sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Belegschaft auf immer grösseren Widerstand stösst, realitätsfremd. Die von der Post kolportierten Zahlen zum Rückgang der Brief- und Paketmenge sind verfälscht. Sie berücksichtigen nicht, dass schon heute als Folge des bisherigen Abbaus von 2200 Poststellen viele Dienstleistungen von Externen erbracht werden oder an konzerninterne Abteilungen wie Post Logistics verlagert wurden.

Neuer Leiter mit Fehlstart
Thomas Baur ist als Leiter von Poststellen und Verkauf noch keine zwei Monate im Amt und präsentiert bereits kontroverse Massnahmen für ein höchst umstrittenes Dossier. syndicom hat immer wieder gefordert, dass die Post die Weiterentwicklung breit diskutiert und auch Betroffene wie Gemeinden, Städte und Arbeitnehmende einbezieht.

Nun stellt sie alle vor vollendete Tatsachen. Die Gemeinden und Städte sollen nun um die verbleibenden Poststellen bei der Post buhlen. Dass die Dienstleistungen der Poststellen von der Bevölkerung aber nachgefragt werden, zeigt, dass die Zahl der sogenannten Zugangspunkte erhöht werden soll.

Flickwerk statt seriöse Arbeit
Was die Post heute präsentierte, ist keine innovative Strategie, sondern eine Auslagerung von Dienstleistungen an Subunternehmen mit deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und tieferen Löhnen. Die Belegschaft möchte sich sehr gerne verändern und den Kundenbedürfnissen anpassen. Aber die Post hat offenbar entschieden, dass sie ihre eigenen Leute nicht dabei haben will, sondern mit Niedriglohnangestellten anderer Unternehmen konkurrenzieren will.

Exemplarisches Beispiel ist das Projekt «Marie», bei dem künftig Rentnerinnen und Rentner bei sich zuhause Postdienstleistungen erbringen sollen. Dass die Post solche Angebote überhaupt als gleichwertige Alternative für abgebaute Poststellen in Betracht zieht, ist grotesk. syndicom wird sich massiv dagegen wehren.

Statt immer neue Formen der Auslagerung zu finden, sollte die Post endlich zusammen mit der Belegschaft, die vom Abbau betroffen ist, zukunftsfähige Lösungen entwickeln, die sie selber umsetzen können.
Forderungen des Personals sind klar:

An einer syndicom-Tagung im September haben sich über 100 Angestellte von Poststellen und Verkauf über das gewünschte weitere Vorgehen unterhalten. Dabei haben sie drei Forderungen erarbeitet:

  1. Wer Postdienstleistungen erbringt, soll auch zu GAV-Post-Bedingungen angestellt werden. Keine Auslagerung von Poststellen-Dienstleistungen an Unternehmen, welche die GAV-Bedingungen nicht einhalten.
  2. Die unumstrittenen Punkte von WPV sollen genutzt werden, um den Bereich Poststellen und Verkauf (PV) gemeinsam positiv zu entwickeln. Die Leitung von PV soll den Prozess gemeinsam mit syndicom weiterführen. Die Gespräche müssen künftig transparent und gleichberechtigt geführt und ein Lohnabbau ausgeschlossen werden.
  3. Erst nach einer gemeinsam diskutierten Neuausrichtung der Strategie soll die Entwicklung des Poststellennetzes definiert werden. Bis dann braucht es ein Moratorium für Poststellenschliessungen.

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