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Sozialdialog nach Swissprinters' Art: «Hier bin ich der Chef»

© Swissprinters AG

Nach zwei sogenannten Informationssitzungen (keinen Verhandlungen also) weigert sich die nationale Spitze der Swissprinters AG weiterhin, den Dialog mit den Sozialpartnern aufzunehmen, und besteht darauf, einen einseitig festgelegten Konsultationsplan durchzusetzen. Dem Personal soll die gewerkschaftliche Begleitung in den Verhandlungen nur nach Gutdünken gewährt werden. syndicom weist diese ebenso einseitige wie eigenartige Sicht von Sozialpartnerschaft zurück.


syndicom – Gewerkschaft Medien und Kommunikation ist sehr beunruhigt über die gestrige Ankündigung der Swissprinters AG, sich von ihrem Produktionsstandort in Renens zu trennen (Swissprinters Lausanne SA, früher IRL – Imprimeries Réunies Lausanne SA).
Jedenfalls ist die Versicherung, dass die sozialpartnerschaftlichen Regeln eingehalten werden sollen, die Swissprinters in einer Pressemeldung von gestern veröffentlichen liess, nur Sand in die Augen der Öffentlichkeit. In konkreten Handeln ist nichts davon zu entdecken. Als syndicom heute mit Vertretern der Unternehmensleitung zusammentraf, um das Konsultationsverfahren zu verhandeln, das unter weitgehendem Ausschluss der Gewerkschaften festgelegt wurde, lautete der Diskussionsbeitrag von Geschäftsführer Alfred Wälti nur: «Hier bin ich der Chef, Punkt!».


syndicom bezweifelt die Zielsetzung eines solchen Konsultationsverfahrens und protestiert gegen die Absicht der Unternehmensleitung, eine repräsentative Arbeitnehmervertretung von den Arbeitsgruppen auszuschliessen, welche die Vorschläge der Beschäftigten im Rahmen des Konsultationsverfahrens formulieren sollen. So kann syndicom ihren Auftrag zur Vertretung der Interessen der Beschäftigten nicht wahrnehmen; die Präsenz der Gewerkschaft würde auf einseitig von der Direktion einberufene Sitzungen reduziert. syndicom erwartet von Swissprinters AG ein Konsultationsverfahren im Geiste einer offenen Sozialpartnerschaft, das seinen Namen verdient. Unter anderem mit der Bereitstellung der notwendigen Mittel für die Belegschaft, damit diese sich für ihre Arbeitsplätze einsetzen kann.


syndicom fragt sich zudem, ob die Direktion wirklich gewillt ist, die Vorschläge der Beschäftigten ernst zu nehmen. Angeblich wurde nämlich bereits ein Übernahmevertrag mit einer lokalen Konkurrenzfirma ausgehandelt (aber noch nicht unterzeichnet). Diese Firma untersteht nicht dem GAV; sie dürfte eher am Kundenstamm interessiert sein als an der Übernahme des Personals, ist sie doch bekannt für die Auslagerung ihrer Aufträge zu Billigpreisen nach Italien. Dass die nationale Direktion der Swissprinters AG ein offenbar tragfähiges Management-Buyout-Angebot der lokalen Geschäftsleitung abgelehnt hat, das zudem von den Behörden wie auch von der Waadtländer Kantonalbank unterstützt wurde, verstärkt die Zweifel bei der Gewerkschaft ebenso wie wahrscheinlich bei den lokalen Behörden.


Ausserdem verlangt auch die Personalkommission der Swissprinters Lausanne SA eine Verlängerung der Konsultationsfrist, sodass sich sämtliche Betroffenen und besonders auch die Personalkommission in corpore daran beteiligen können.


syndicom verlangt somit im Sinne einer korrekten Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder:

  • ein echtes Konsultationsverfahren,
  • den freien Zugang zu sämtlichen Sitzungen im Rahmen des Konsultationsverfahrens,
  • das Recht, während des Konsultationsverfahrens und der anschliessenden Verhandlungen im Unternehmen zusammen mit den offiziell gewählten Vertretern der Belegschaft Personalversammlungen durchzuführen,
  • den Zugang der Arbeitsgruppen und der Gewerkschaft zu sämtlichen Dokumenten, welche zur Erarbeitung von tragfähigen Vorschlägen notwendig sind, wie dies dem geltenden Recht entspricht,
  • eine Verlängerung der Konsultationsfrist bis am 30. September 2012.

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