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Warum man «leer einlegen» sollte

Sowohl die «Abzocker-Initiative» als auch der Gegenvorschlag wollen dem Aktionariat in den Firmen mehr Macht geben. Diese Stärkung der Shareholder-Value-Ideologie sei das Rezept gegen «Abzockerei». Aus Arbeitnehmersicht ist das ein Fehler.

Aktionäre haben in den letzten 20 Jahren genauso abgezockt wie die Topmanager. Beide zusammen haben seit den 1990er-Jahren die Eigenkapitalrenditen in die Höhe getrieben. Die Aktio­näre haben von höheren Dividenden und Aktienkursen profitiert. Die Topmanager von den höheren Boni, die ihnen die Aktionäre gegeben haben, damit sie die Eigenkapitalrendite steigern. Leer ausgegangen sind die normalen Erwerbstätigen. Teilweise haben diese heute sogar weniger Reallohn als vor zehn Jahren. Ihnen bringt weder die Initiative noch der Gegenvorschlag etwas. Im Gegenteil: Initiative und Gegenvorschlag können die Sicherheit der Arbeitsplätze gefährden, indem sie aggressive Investoren («Heuschrecken») wie Ebner, Blocher, Hedge-Fonds (Laxey) usw. stärken. Die versuchen, auf Kosten der Belegschaften möglichst viel kurzfristigen Profit aus den Firmen herauszuholen. Initiative wie Gegenvorschlag erhöhen durch das Verbot des Organ- und Depotstimmrechts das Stimmgewicht der «Heuschrecken» in den Generalversammlungen. Die «Heuschrecken» könnten sich neu an den GV bereits mit wesentlich kleineren Beteiligungen durchsetzen als heute. Die Initiative verlangt die jährliche Wahl der Verwaltungsräte, wodurch diese zum Spielball kurzfristig orientierter Investoren werden könnten.

Die Schweizer Pensionskassen halten nur rund 7 Prozent der an der Börse gehandelten Aktien. Selbst wenn sie wollten, könnten sie sich nicht gegen die grossen Privatinvestoren in den Firmen durchsetzen. Weil die Minder-Initiative den Pensionskassen eine Abstimmungspflicht auferlegt, können aber die Verwaltungskosten steigen. Nämlich wenn die Pensionskassen mehr in teurere Aktienfonds investieren, damit sie nicht an jede Generalversammlung gehen müssen.

Sowohl die «Minder-Initiative» als auch der Gegenvorschlag stärken die Abzocker unter den Aktionären. Leider hat das Parlament keinen besseren Vorschlag gemacht. Deshalb kann man am 3. März nur leer einlegen. Die Mindestlohn-Initiative und die 1:12-Initiative sind die effizienteren Instrumente gegen die Lohnschere.

* Daniel Lampart ist SGB-Chefökonom.

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