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Wofür ich einstehe

Kommentar

Am 27. März wählte der Bundesrat die 13 Mitglieder der Eidgenössischen Medienkommission. Dabei wurde ausdrücklich auf die angemessene Vertretung der Geschlechter und Sprachregionen hingewiesen. Auch ich gehöre der Kommission an und verstehe mich als Interessenvertreterin von gleich drei «Minderheiten»: An erster Stelle sind dies die Arbeitnehmenden, konkret die Journalistinnen und Journalisten, deren Arbeitsbedingungen sich in den letzten 10 Jahren besorgniserregend verschlechtert haben. Es ist hier gar nicht möglich, alle Probleme der Branche aufzuführen, aber eines steht fest: Die Auflösung der Gesamtarbeitsverträge für die Deutschschweiz und das Tessin hat auch zu einem Verfall der Löhne geführt. Immer mehr JournalistInnen verlassen die Welt der Berichterstattung in Richtung Public Relations, viele Freischaffende mussten ihren Beruf aufgeben, weil sie nicht mehr genug verdienten.

Die Konzentration der Kommunikationsmittel in den Händen weniger Verlagskonzerne bedroht die Informationsvielfalt strukturell. Das Zeitungswesen steckt in einer schwierigen Phase; gleichwohl ist und bleibt es zentral für eine gut funktionierende Demokratie. Deshalb brauchen wir dringend eine Analyse der Entwicklungen in der Informationsvermittlung in allen Medien und Landesteilen. Hier bringe ich den Standpunkt der zweiten Minderheit ein, nämlich jenen der italienischsprachigen Schweiz. Bei uns finden sich die gleichen Probleme wie überall, namentlich der Rückgang der Werbeeinnahmen und damit der Finanzmittel; dazu kommen aber lokale Eigenheiten. Als italienischsprachiger Kanton mit einem begrenzten Potenzial an LeserInnen und starkem Druck von Italien war das Tessin schon immer ein Sonderfall, auch bezüglich der Anzahl Zeitungstitel. Diese spielen eine wichtige Rolle beim Erhalt des fein austarierten Gleichgewichts, das eine korrekte Information über alle Aspekte der politischen und sozialen Realität erlaubt.

Als dritte Minderheit vertrete ich die Frauen. Vom Bevölkerungsanteil her sind sie die Mehrheit, aber in der Arbeitswelt sieht es anders aus. In Führungspositionen sind Frauen immer noch fast nicht vertreten, und ausgerechnet im Journalismus ist diese Diskrepanz ähnlich krass wie im Finanzsektor.

Mit diesem Selbstverständnis reise ich zu den Sitzungen der Medienkommission nach Bern. Das ist aber nur der Anfang. Wir alle stehen vor grossen Herausforderungen, die von uns viel Kraft, Hartnäckigkeit und vor allem geistige Offenheit verlangen.

Barbara Bassi, Mitglied Medienkommission als Vertreterin von syndicom

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