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Leichter und schneller zu zweit? Eher nicht …

Das seit einem Jahr vorgeschriebene Beladen der Lieferwagen in Zweierteams ist unter den Paketzustellerinnen und Paketzustellern sehr umstritten. syndicom wollte schwarz auf weiss haben, wie gross die Unzufriedenheit bzw. Zufriedenheit tatsächlich ist, und führte eine schriftliche Umfrage durch. Die Ergebnisse lassen aufhorchen und zeigen Handlungsbedarf. 

Als «Doppeleinlad» wird das Beladen der Zustellfahrzeuge mit Paketen in Zweierteams auch bezeichnet. Bis vor rund einem Jahr konnten die Zustellerinnen und Zusteller ihr Fahrzeug im Alleingang beladen. Sie bestimmten autonom den Arbeitsrhythmus und das System, nach dem sie die Pakete im Laderaum anordneten. Dann aber kam die Weisung von PostLogistics, dass alle ZustellerInnen in Zukunft zu zweit laden müssen.

Die Post begründete den Entscheid einerseits mit dem Argument, der Doppeleinlad sei gesundheitsschonender, der Bewegungsapparat werde durch die schweren Pakete weniger stark beansprucht. Gleichzeitig behauptete die Post, es sei effizienter und schneller, wenn zwei ZustellerInnen zusammen nacheinander ihre Fahrzeuge beladen.

Beim Zustellpersonal kam die neue Arbeitsanweisung mehrheitlich schlecht an. Viele konnten im Doppel­einlad keinen Sinn erkennen, die Begründung von PostLogistics war für sie nicht stichhaltig. Viele beschwerten sich darüber, dass sie der Doppeleinlad stärker ermüde als das Beladen im Alleingang. Es müsse nun die doppelte Paketmenge verarbeitet werden, und die Körperhaltung sei infolge der Arbeitsteilung einseitiger und ermüdender. Wenig sinnvoll fanden die ZustellerInnen auch den Umstand, dass bei einem Einlad im Team die Pakete tatsächlich nicht mehr nach der Gangfolge im Auto geschichtet werden können: Auf der Zustelltour geht dann viel Zeit verloren und der Zeitgewinn beim Beladen verkehrt sich ins Gegenteil. Der Doppeleinlad ist sowohl anstrengender als auch zeitraubender, lautet das Fazit vieler Paketbotinnen und Paketboten.

syndicom wollte schriftlich haben, was die PaketzustellerInnen vom Doppeleinlad halten und wo Handlungsbedarf seitens der Post besteht. 400 Kolleginnen und Kollegen füllten den Fragebogen aus. Nun liegen die Ergebnisse vor (siehe Kasten).

Die Zufriedenheit mit dem Doppeleinlad ist sehr gering, und auch nach mehr als einem Jahr haben sich die Mitarbeitenden nur schlecht daran gewöhnen können.

Ganz schlecht kommt der Doppeleinlad weg bei der Frage, ob er eine Hilfe bei der Organisation des Zustellgangs sei. Schlecht bewerten die Paketbotinnen und Paketboten auch die beiden Hauptargumente, mit denen die Post den Doppeleinlad einführte: Sowohl der Frage, ob die körperliche Belastung verringert werde, als auch der Frage, ob das Beladen im Zweierteam schneller gehe, wurde eher nicht bis grösstenteils nicht zugestimmt. Von einer unterschiedlichen Bewertung zwischen den Geschlechtern müssen wir nicht ausgehen.

Generell kann das Fazit gezogen werden, dass die Zustellerinnen und Zusteller den Doppeleinlad eher als Hindernis denn als Hilfe bei ihrer Arbeit empfinden. Doch dieses Bild stimmt nicht für alle Distributionsbasen: In Rothenburg beispielsweise haben sich viele grösstenteils an den Doppeleinlad gewöhnt und halten ihn mehrheitlich auch eher für sinnvoll.

Die Delegiertenversammlung des Bereiches PostLogistics hat die Umfrage zum Doppeleinlad eingehend diskutiert: Das Umfrageergebnis wird auf die einseitige Anordnung der neuen Arbeitsweise «von oben» zurückgeführt. Die Praktikerinnen und Praktiker vor Ort wurden nicht gefragt und einbezogen. Die sehr unterschiedlichen Resultate lassen sich mit mangelnder Anpassung des Doppeleinlads an lokale Gegebenheiten erklären: Es gibt Distributionsbasen, wo der Doppeleinlad sehr gut zu den Platzverhältnissen und lokalen Hilfsmitteln passt, und Basen, wo er eher hinderlich ist.

Deshalb formulierte die DV drei Forderungen an PostLogistics: 1. Der Doppeleinlad ist zu verbessern; die Personalkommissionen und die Mitarbeitenden sind bei der besseren Gestaltung der Arbeitsabläufe einzubeziehen. 2. Der Doppeleinlad ist der Infra­struktur vor Ort, insbesondere den Platzverhältnissen anzupassen.

3. Die körperliche Be- oder Entlastung, die durch den Doppel­einlad entsteht, muss überprüft werden. Für mögliche Optimierungsmassnahmen ist der fachliche Rat der Suva einzuholen.

* Kaspar Bütikofer ist Zentral­sekretär Sektor Logistik.

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