Homeoffice-Barometer 2020

Die Akzeptanz von Homeoffice ist gross − dennoch gibt es Handlungsbedarf

Mit der Coronavirus-Krise und dem darauffolgenden Lockdown sahen sich viele Unternehmen gezwungen, für einen grossen Teil der Arbeitnehmenden Homeoffice einzuführen oder auszuweiten. Bisher fehlten verlässliche Zahlen zum Homeoffice während des Lockdowns sowie fundierte Aussagen darüber, wie die Arbeitnehmenden das Homeoffice erlebt haben.

syndicom wollte es genau wissen, auch weil davon auszugehen ist, dass diese Arbeitsform in Zukunft zur Wirklichkeit vieler Arbeitnehmenden gehören wird. Gleichzeitig ist festzustellen, dass diese Arbeitsform bis heute nur unzureichend reguliert ist. Um die Diskussion aus gewerkschaftlicher Sicht zu führen und fundierte Forderungen an die Arbeitgeber und den Gesetzgeber formulieren zu können, hat sie den Homeoffice-Barometer ins Leben gerufen.

Dazu hat sie mit der Unterstützung der Stiftung sovis beim Forschungsinstitut gfs.bern eine repräsentative Umfrage zum Thema in Auftrag gegeben.

 



Homeoffice geniesst eine grosse Akzeptanz bei den Arbeitnehmenden

Die Auswertungen zur Zukunft von Homeoffice zeigt deutlich, dass die befragten Arbeitnehmenden bereit sind dafür und sich eine Ausweitung dieser Arbeitsform wünschen. So geben 89% an, dass Homeoffice im Unternehmen zugelassen werden soll. Wichtig dabei ist der Zusatz, dass es als Ergänzung zur Arbeit vor Ort zugelassen werden soll. 79% der Befragten gaben ebenso an, sie wünschten sich auch nach der Pandemie (zum Teil) im Homeoffice zu arbeiten. Nur 6% lehnen das kategorisch ab.

Dennoch soll das nicht einfach so geschehen. Die Unternehmen sollen dementsprechende Rahmenbedingungen schaffen. So befürworten insgesamt 90%, dass auf allen Ebenen das Know-How über digitale Zusammenarbeit verbessert werden muss. Auf ähnlich grossen Zuspruch (86%) trifft die Aussage, dass die technologische Infrastruktur für die Zusammenarbeit ausgeweitet werden muss. Diese Aufforderung betrifft nicht nur die Unternehmen. Auch der Staat und damit die Politik ist gefordert, denn 65% der Befragten sind der Meinung, dass nur ein starker Service public und eine gute Infrastruktur für die digitale Zusammenarbeit garantieren.

 



Die Kostenverteilung bei Homeoffice ist eine drängende, offene Frage

Mit 61% sind fast zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass sich der Arbeitgeber generell an den Kosten von Homeoffice zu beteiligen hat (siehe Grafik oben), falls es ausgeweitet wird. Dabei geht es nicht nur um die Kostenfrage, sondern auch um die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber. Denn eng mit der Frage der Kosten ist die Frage der Arbeitsergonomie und damit der Gesundheit und Arbeitssicherheit im Homeoffice verknüpft.

Die Hälfte (49%) der Arbeitnehmenden ist der Meinung, dass die Arbeitsergonomie im Homeoffice mangelhaft ist. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wer für die Kosten der Infrastruktur des Arbeitsplatzes im Homeoffice aufkommen muss. Zurzeit handhaben das die Unternehmen sehr unterschiedlich. So übernehmen 45% der Unternehmen nach der vorligenden Befragung gar keine Kosten und nur 9% der Unternehmen übernehmen die gesamten Kosten.

Die Dringlichkeit der Frage ergibt sich zusätzlich daraus, dass die Studie ebenfalls nachgewiesen hat, dass sich eine schlechte Arbeitsergonomie im Homeoffice negativ auf die Zufriedenheit mit Homeoffice auswirkt. Mittel- und langfristig darf dieser Punkt nicht unterschätzt werden, da es die Akzeptanz von Homeoffice mindern könnte.

 



Die Frage der Kinderbetreuung muss genauer untersucht werden

Die Aussagen zur Kinderbetreuung sind nicht eindeutig. So geben 41% Prozent an, dass Homeoffice nicht mit der Kinderbetreuung vereinbar sei. Gleichzeitig sagen 48%, dass sie mit dieser Aussage überhaupt nicht oder eher nicht einverstanden seien. Mit 49% gibt knapp die Hälfte an, dass es erlaubt werden soll, während Homeoffice die Kinder zu betreuen.

Eine künftige Möglichkeit von Kinderbetreuung während dem Homeoffice findet bei Frauen hingegen weniger Zustimmung. Da wir wissen, dass Frauen schon heute den grösseren Teil der Kinderbetreuung übernehmen, könnte die Mehrfachbelastung von Frauen ein Grund für dieses Ergebnis sein.

 



Vorteile von Homeoffice für Mensch und Umwelt

Die Resultate der Umfrage zeigen auf, dass Homeoffice einen positiven Beitrag zum Wohlbefinden der Arbeitnehmenden und zum Umweltschutz leisten kann. So sind 98% der Befragten der Meinung, dass Homeoffice die Überlastung der Verkehrsinfrastruktur reduziert. Und 89% sind voll oder eher der Meinung, dass Homeoffice einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Aber auch in Bezug auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden zeigen sich deutliche Anzeichen für eine positive Wirkung von Homeoffice. So sagen 60%, dass Homeoffice den Stress am Arbeitsplatz reduziere oder eher reduziere. Kombiniert man diese Aussage mit der Erkenntnis, dass 78% der Befragten der Meinung sind, dass sie den eingesparten Arbeitsweg privat sinnvoll nutzen können oder dass 68% angeben, dass sie diese Zeit beruflich sinnvoll nutzen können, so erhärtet sich diese Annahme. Abgerundet wird das Bild mit den 61% der Befragten, die angeben, dass ihre Vereinbarkeit von Privat- Berufsleben gesteigert oder eher gesteigert wird.

 

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