Bitte einen Renten-Cappucino!
In der Schweiz sind wir stolz auf unser 3-Säulen-System. Wir stellen uns vor, dass wir im Alter von drei gleichwertigen Einkünften leben können. Von einer AHV-Rente, einer Rente der Pensionskasse und vom Vermögen der 3. Säule. Im echten Leben sind diese «Säulen» aber nicht gleich gross. Vielmehr werden die Säulen zur Pyramide – oder zum Cappuccino.
Die Basis bildet die AHV. Ein starker Espresso, der für Geschmack und Energie sorgt. Aber aufgepasst, dass die AHV nicht zum Ristretto schrumpft. Denn sie hinkt immer stärker der Lohn- und Preisentwicklung hinterher. Auf den Espresso der AHV kommt die Milch der beruflichen Vorsorge. Dank der Pensionskassenrente füllt sich die Tasse. Aber nicht für alle gleich. Frauen haben nicht viel Milchschaum. Ihre PK-Renten sind rund 60 % tiefer als die der Männer.
Tiefere Löhne, Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrüche führen dazu, dass zu wenig für eine gute Pensionskassen-Rente angespart werden kann. Den Preis für die immer noch nicht vorhandene Gleichstellung im Erwerbsleben bezahlen die Frauen im Alter mit tieferen Renten. Hier sind Reformen gefragt. Die Frauenrenten müssen im Visier sein. Auch die Sozialpartner sind gefordert. Die Bekämpfung der Lohnungleichheit, die Aufwertung der «Frauenberufe» und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie helfen, die PK-Renten der Frauen zu erhöhen.
Auch in den Stiftungsräten der Pensionskassen können die Sozialpartner eine Rolle bei der Verbesserung der Frauenrenten spielen. Wer mag, streut beim Cappuccino noch etwas Kakaopulver darüber – bei der privaten Vorsorge, der 3. Säule, geht es aber nicht ums Mögen, sondern ums Vermögen. Über ein Drittel der Erwerbstätigen kann sich keine dritte Säule leisten. Für das Leben im Alter der überwiegenden Mehrheit der Senior*innen hat die 3.Säule wenig Bedeutung. Im Alter leben die Leute primär von Renten. Die Renten sind zu stärken. Damit der Cappuccino allen schmeckt.