Schliessung der Poststelle bedroht Standortattraktivität

Die Post schliesst in den kommenden vier Jahren rund 600 Poststellen. Damit werden innert zwanzig Jahren über 75 Prozent aller Poststellen in der Schweiz verschwunden sein. In den heute schon arg gebeutelten Randregionen bedroht die Schliessung der Poststellen auch die Standortattraktivität.


Der Ablauf ist immer derselbe und für die Schweizerische Post längst ein Routinegeschäft: In einem Schreiben eröffnet die Post dem Gemeindepräsidenten, dass die Poststelle in seiner Gemeinde überprüft werden müsse. Wenige Wochen später kommt es zum Treffen zwischen den Verantwortlichen der Post und dem Gemeinderat. Aufgrund der fehlenden Nachfrage nach Postdienstleistungen müsse eine Alternative zur Poststelle her. Wirtschaftliche Gründe seien dafür massgebend, die Digitalisierung verlange nach Veränderung. Eine Postagentur sei die geeignete Alternative.

Abbau beim Service public

Wenn das Schreiben der Post eintrifft, ist es meist schon zu spät. Zwar bleiben noch rechtliche Schritte, welche die Gemeinde durchprozessieren kann. Doch in über 95 Prozent der Fälle* ist der Ausgang klar: Die Poststelle wird geschlossen, das Personal weggespart.

Häufig ersetzen sogenannte Postagenturen die Poststellen. Diese können vom lokalen Lebensmittelladen oder in der Apotheke um die Ecke geführt werden. Manchmal aber reicht es auch nur noch für den «Hausservice». Geschickt vermarktet die Post ihr Angebot und versucht den Gemeinden insbesondere die Postagenturen schmackhaft zu machen: Diese hätten längere Öffnungszeiten, ermöglichten ein zweites Standbein für die angeblich bedrohten lokalen Ladenbetreiber usw. Was die Post aber verschweigt, ist der Dienstleistungsabbau – den Abbau des Service public für die Wohnbevölkerung und für das lokale Gewerbe.

Mangelnde Dienstleistungen der Postagenturen

Die Auswirkungen einer Poststellen-Schliessung für die einzelne Gemeinde, gar für eine ganze Talschaft, können drastisch sein. Für das lokale Gewerbe beispielsweise ist eine gute öffentliche Infrastruktur von Bedeutung – die Poststelle übernimmt als Dienstleistungsbetreiberin eine zentrale Funktion. Seien es grössere Bargeldbezüge vom Wirt des Stammlokals oder eingeschriebene Sendungen der ortsansässigen Raiffeisenbank: alle nutzen die Dienstleistungen der Post regelmässig. 

Doch genau diese zwei Dienstleistungen sind Beispiele für den drohenden Abbau des Service public: Postagenturen können keine grösseren Bargeldbezüge anbieten, ebenso fallen eingeschriebene Sendungen weg. Und dies sind lediglich zwei Beispiele für das beschränkten Angebot einer Postagentur.

Die Folgen einer Poststellen-Schliessung können nicht wegdiskutiert werden: Verminderung der Standortattraktivität einer Gemeinde, gar einer ganzen Region, mit Auswirkung auf deren wirtschaftliche Entwicklung. Die Wohnbevölkerung, das Gewerbe, die ganze Gemeinde: alle verlieren – natürlich auch der betroffene «Pösteler», dessen Einzelschicksal meist keinen mehr interessiert. Doch genau so geschieht es und (fast) keine Gemeinde bleibt davon verschont.

75 Prozent der Poststellen verschwunden

2001 verfügte die Post über ein Netz von 3500 Poststellen. Heute zählt sie noch 1400 Poststellen und bis ins Jahr 2020 sollen es gerade noch 800 sein. Dies entspricht nicht mal mehr einem Viertel aller Poststellen, 75% der Poststellen werden also binnen 20 Jahren von der Bildfläche verschwunden sein. Ganz zu schweigen von den vielen Mitarbeitenden, welche über die Jahre mit ihrer Monopol-Ausbildung über die Klippe springen mussten.

Vom neusten Abbau sind weitere 1200 Mitarbeitende betroffen. Zwar beteuert die Post, den Betroffenen zumutbare Alternativen anzubieten – doch im selben Zug baut die Post auch in anderen Sparten Personal ab. Die Post bleibt den Beweis schuldig, wie sie die Weiterbeschäftigung ihrer betroffenen Mitarbeitenden bewerkstelligen will.

Die Gemeindebehörden, die Bevölkerung und auch das lokale Gewerbe sind also gut beraten, sich frühzeitig für ihre Poststelle einzusetzen – bevor die Post eintrifft… 

(* vgl. Jahresbericht 2015 PostCom)

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