Presse in Gefahr
Die 20 Minuten-Printausgabe verschwindet im Dezember, die Zeitung La Région wurde schon Ende Juli zum letzten Mal gedruckt. Das Printsterben hört nicht auf. Ein Lichtblick: Ab 2026 wird die indirekte Presseförderung aufgestockt.
Text: Muriel Raemy
Das Referendum eines Komitees von Jungpolitiker:innen der SVP und FDP gegen die geplante Erhöhung der Presseförderung von 50 auf 85 Millionen Franken jährlich, befristet auf sieben Jahre, ist Anfang Juli 2025 glücklicherweise gescheitert. Die nötige Unterschriftenzahl wurde nicht erreicht. Diese Gelder werden also gewährt, doch trotz der willkommenen Förderung drohen weitere Zeitungen zu verschwinden. Diesen Sommer war für die Printmedien keine Entspannung in Sicht.
Reihenweise Schliessungen
Am 17. Juni kündigte die TX Group an, dass die gedruckte Ausgabe von 20 Minuten in der Schweiz – also auch von 20 minutes und 20 minuti – bis Ende 2025 eingestellt wird. Bis zu 80 Vollzeitstellen und langfristig auch die Redaktionen in Basel, Genf, Luzern und St. Gallen sind gefährdet.
Nur zwei Wochen später musste das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS einen Abbau von fast 70 Vollzeitstellen bekanntgeben. Die vom Bundesrat beschlossene Senkung der Radio- und Fernsehabgabe auf 300 Franken – und die zusätzliche Bedrohung durch die SVP-Initiative «200 Franken sind genug» – setzen den Service public unter Druck: Bis 2026 sollen 16,5 Millionen Franken eingespart werden. Sollte die Volksinitiative angenommen werden, verlieren wir Tausende Stellen.
Mediensterben in der Romandie
Kleinere Medien sind bereits in einer existenziellen Krise. Ende Juli wurden die Zeitungen La Région (nördlicher Teil der Waadt) und Messager (Bezirk Vivisbach im Kanton Freiburg) zum letzten Mal gedruckt. Grund: Die Kürzung der Bundessubventionen für die Zeitungszustellung.
Neben Fernsehen und Presse steckt aufgrund sinkender Hörerzahlen auch das Radio in einer grossen Krise. Die Media One Group hat im Frühling zehn Kündigungen bekanntgegeben. Der Sender M Le Média in Crissier (VD) hat vor Kurzem geschlossen. Das in Bern beschlossene und bestätigte Versprechen der Umstellung auf DAB+ war nicht eingehalten worden.
Im März hatte das Parlament eine Aufstockung der indirekten Presseförderung um 35 auf 85 Millionen Franken beschlossen. Damit sollen die Zustelltarife für gedruckte Zeitungen und Zeitschriften vergünstigt werden. Die Förderung ist auf sieben Jahre befristet und soll die Umstellung auf digitale Formate erleichtern. Eine unverzichtbare Hilfe – die für einige Medien aber zu spät kommt.