Pensioniertenvereinigung Bern
Auszug aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung vom 2. Oktober 2025, im Tscharnergut Bern.
–Das Thema ist die aktuelle Klima-Problematik, deren Rahmenbedingungen und Auswirkungen auf unser Leben. Charlotte Sophia Günther, Präsidentin der JUSO Stadt Bern hält das Referat an dieser Versammlung. Sie ist eine engagierte, kritische Politikerin, die auf Kommunikation, und Integration setzt. Die JUSO arbeitet aktuell auf verschiedenen Baustellen, Charlotte stellt „Die Initiative für eine Zukunft“ vor.
Zusammenfassung des Referats
Mit der Initiative soll ein sozial gerechter Klimaschutz erreicht werden. Die Motivation zur Initiative erklärt sich aus dem heutigen Erkenntnisstand. Aktuell erwärmt sich die Erde schneller als erwartet und es sind bereits 7 der 9 «planetaren Belastungsgrenzen» überschritten. Bereits ist die Ozeanströmung im Pazifik ausgefallen und der Golfstrom steht ebenfalls unter Druck. Damit wären auch wir in Europa direkt betroffen. Alle Zukunftsmodelle erfordern ein sofortiges Handeln.
Der Klimawandel ist nicht nur eine ökologische Krise, sondern auch ein soziales Problem. 10 Prozent der Reichsten sowie der globale Norden sind für 2/3 des Co2 Ausstosses verantwortlich. Dabei nimmt die soziale Ungleichheit weiter zu.
Die Schweiz ist an den Emissionen beteiligt, auch im Ausland via Auslagerung und Abgeltung. Die importierten Emissionen sind 3.75-mal so hoch wie die inländischen Emissionen, was die Folge einer verwässerten Co2 Gesetzgebung ist.
Die Temperaturerwärmung seit Messbeginn 1850 beträgt in der Schweiz plus 2.9°C, global aber nur plus 1.3°C.
Der Bund investiert heute ca. 2 Mrd. Franken jährlich in den Klimaschutz (Umwelt, Gebäudesanierung, erneuerbare Energie, usw.); es wären aber 11 bis 12 Mrd. Franken nötig.
Im weltweiten Ranking des Klimaabkommens, wo wir uns auf eine maximale Erwärmung von 1.5°C verpflichtet haben, belegen wir mit „ungenügend“ den Platz 12.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab den Schweizer Klima-Seniorinnen recht. Das Urteil wird aber von der Schweizer Regierung ignoriert.
Die Initiative will nun die Klima-Politik sozial verträglich finanzieren. Bezahlen sollen primär die Verursacher. Die Initiative wird mit folgenden Eckpunkten vorgestellt:
Grosskonzerne als Familienunternehmen: Sie erben die Milliarden und wir die Krisen.
- 50-Prozent-Steuer auf Erbschaften mit einem Freibetrag bei 50 Millionen Franken. Zum Beispiel, eine Erbschaft von 60 Mio. Franken: 50-Prozent-Steuern für 10 Mio. Franken ergibt 5 Mio. Franken oder 8.33 Prozent. Der Erbschaft verbleiben 55 Mio. Franken.
- 2025 betragen Erbschaften und Schenkungen in der Schweiz ca. 100 Milliarden Franken.
- Betroffen wären in der Schweiz ca. 2’500 natürliche Personen.
- Aufteilung der Steuereinnahmen: 2/3 an den Bund, 1/3 an die Kantone.
- Verwendung für Arbeit (ökologische Job), Wohnen (Sanierung), Service Public (Ö).
- Ziel ist der Klimaschutz, sozial gerecht finanziert durch die Verursacher.
- Die Initiative wird unterstützt JUSO, SP, Grüne, Solidar Suisse, VPOD, AL, die PdA und andere Organisationen.
- Erpressung durch die Reichen: «Wir werden wegziehen.» Massnahmen zur Steuervermeidung sind im Initiativtext vorsehen.
- KMU sind nicht betroffen; nur natürliche Personen.
- Grosskonzerne als Familienunternehmen: Sie erben die Milliarden und wir die Krisen.
Das 30-minütige Referat wird mit viel Applaus verdankt.
Die anschliessende, sehr angeregte Diskussion fokussierte sich auf fast alle Punkte der Klima-Problematik wie auf die Initiative. Kontrovers wurden Aussagen des Referats diskutiert. Dazu wurden Argumente und Zahlen vertieft betrachtet. Sind nun die KMU betroffen? Nein, es geht nur um natürliche Personen. Laut Bund werden aber nur ca. 2’500 Personen über 50 Mio. Franken vererben. 2025 wurden bisher um die 100 Mrd. Franken vererbt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 6 Mrd. Franken als Steuer anfallen würden. 94 Prozent der vererbten Summe würde so bei den Erbnehmenden verbleiben und weiterhin als Erbe zur Verfügung stehen!
Wichtig sind die vorgesehenen oder möglichen Klimaschutzmassnahmen. Das sind vor allem eine Energiewende, Ausbau der erneuerbaren Energie, Haus- und Heizungssanierungen usw. Warum wurde das in der Initiative nicht konkretisiert? Das Problem ist wie bei allen Initiativen: Es wird zu offen, oder zu einschränkend formuliert. Weitere Themenbereiche sind relevant und werden diskutiert wie Immobilienbesitz, unsoziale Sanierungen, Bevölkerungswachstum, Tourismus, allgemeiner Ressourcenverbrauch, Reisen, Flexibilität der Konzerne und Reichen, Steuerflucht, Produktpreise, Produktionskosten, Kosten und Nutzen von Initiativen, Motivation und Einflussmöglichkeiten kleiner Länder, zum Beispiel die Schweiz wie alle Einzelpersonen. Zudem braucht es eine gemeinsame Stossrichtung und Beharrlichkeit, wie neue Ideen, die offen zu diskutieren sind usw.
Der Vorstand dankt den rund 40 anwesenden Mitgliedern.