2. Säule: Auch Freischaffende können sich versichern
Freischaffende in den Bereichen Medien und Kommunikation können sich der Pensionskasse Freelance (PK Freelance) anschliessen. Sie versichert den Lohn vom ersten verdienten Franken an – und bietet eine Vorsorgelösung auch bei kleinem oder unregelmässigem Einkommen. Gespräch mit Christa Mutter, Präsidentin des Stiftungsrats.
Gespräch: Muriel Raemy
Weshalb eine Pensionskasse für Freischaffende?

«Freie Medienschaffende» haben häufig kein festes Einkommen und sind in der Regel für mehrere Auftraggebende tätig. Viele haben ein unregelmässiges Einkommen oder arbeiten nebenher in einer festen Teilzeitanstellung. Die üblichen Pensionskassen bieten keine Lösungen für solche Profile an. Sie sind gar nicht in der Lage, die komplexe Administration für Personen mit unterschiedlichen Einkommensquellen sicherzustellen. Wir hingegen bieten eine spezifische und praktische Lösung für Freelancer:innen in unserer Branche.
Der Wandel und die Krisen in der Medienlandschaft führen zu grosser Unsicherheit und Unterbrüchen im Berufsleben von Journalist:innen und anderen Medienschaffenden. Umso wichtiger ist es deshalb, ihnen eine Lösung für die 2. Säule anzubieten, die Stabilität garantiert und an die unterschiedlichen Tätigkeitsprofile angepasst ist.
Klein, aber solid: Die Pensionskasse Freelance
Die Pensionskasse Freelance wurde 1984 von der Schweizerischen Journalistinnen- und Journalisten-Union (SJU) gegründet, die später in der Gewerkschaft Comedia, heute syndicom, aufging. Die SJU wollte im Vorfeld der Einführung des 2. Säule-Obligatoriums (1985) auch ihren freischaffenden Mitgliedern eine attraktive Vorsorgelösung bieten.
Die Pensionskasse Freelance ist mit unter 1000 Versicherten eine kleine Vorsorgeeinrichtung, aber in der Branche gut abgestützt und anerkannt. Der Stiftungsrat wird von der Delegiertenversammlung von syndicom gewählt. Mit vier freien Journalist:innen ist die Mehrheit der Sitze im Stiftungsrat aus dem Kreis der Versicherten besetzt. Hinzu kommen zwei Arbeitgebervertreter:innen und eine Vertretung der Gewerkschaft syndicom.
Welches Profil haben die Versicherten der PK Freelance?
Es sind Freischaffende in den Bereichen Medien und Kommunikation. Die meisten sind Journalist:innen und Fotograf:innen. Wir versichern auch andere Berufe der Multimedia- oder der klassischen Kommunikation und seit Neuestem auch Autor:innen.
Manche befinden sich in prekären Situationen oder versichern bei uns nur ein Zusatzeinkommen. Um eine Vorstellung der Grössenordnung zu geben: 2024 deklarierten unsere Versicherten einen Durchschnittslohn von 33’366 Franken, was in der Regel nicht zum Leben reicht.
Wie funktioniert die PK Freelance?
Wir haben ein massgeschneidertes Versicherungsmodell für Freischaffende im Medienbereich entwickelt. Wir versichern das gesamte Einkommen vom ersten Franken an. «Klassische» Pensionskassen haben oft höhere Eintrittsschwellen und verringern das versicherte Jahresgehalt um einen «Koordinationsabzug» von bis zu 26 460 Franken. Dieser Abzug wird in der Regel pro Arbeitgeber erhoben. Freie Medienschaffende hätten so ohne die flexible Lösung der PK Freelance keine Möglichkeit, eine 2. Säule aufzubauen.
Wie werden die Beiträge einkassiert?
Sobald eine Person sich der PK Freelance angeschlossen hat, kann sie unser Formular an alle Arbeit- oder Auftraggebenden schicken und sie beauftragen, von ihren Brutto-Honoraren BVG-Beiträge von 6,25 % abzuziehen und diese – zusammen mit dem Arbeitgeberbeitrag von ebenfalls 6,25 % – auf das Konto der versicherten Person bei der PK Freelance zu überweisen. Diese 12,5 % waren einst mit dem Verlegerverband (heute Verband Schweizer Medien) im Rahmen des früheren Presse-Gesamtarbeitsvertrags ausgehandelt worden. Der Beitrag ist seit Jahrzehnten unverändert. Selbstständigerwerbende zahlen ihre Beiträge selbst ein.
Freischaffende mit einer 2. Säule verdienen also weniger?
Es bleibt wie bei Angestellten das Nettoeinkommen nach Abzug des eigenen Beitrags, wobei dieser im Vergleich zu anderen Kassen tief ist. Und es lohnt sich, denn die Arbeitgebenden verdoppeln diesen ja. Auch für Selbständigerwerbende ist es auf lange Sicht vorteilhaft. Es fallen Zinsen an und die Pensionskasse kann eine professionellere und günstigere Anlageverwaltung bieten, als dies mit privatem Sparen in der Regel möglich ist. Der einzuzahlende Beitrag ist einkommensabhängig. Vorgeschrieben ist bei uns einzig, ein Jahreseinkommen von mindestens 5000 Franken zu versichern. Das Einkommen kann schwanken, bedingt beispielsweise durch Auftragslage, Mutter- und Vaterschaft, Ausbildungen, Krankheit usw. Am Ende zählt die Summe der jeweils geleisteten Beiträge.
Wie hoch ist die Rente im Pensionsalter?
Das hängt vom versicherten Einkommen und damit von den Beiträgen ab. Von den 12,5 % sind 10 % Sparkapital, 2,5 % dienen der Versicherung der Risiken Invalidität und Todesfall (Witwen-/Witwerrente und Waisenrente). Und von der Versicherungsdauer. Angenommen, eine versicherte Person hat zwischen 25 und 65 Jahren das oben erwähnte Durchschnittseinkommen von jährlich 33 400 Franken erzielt, dann hat sie mit 65 Jahren ein Kapital von 133’600 Franken angespart. Dazu kommen noch die jährlich angefallenen Zinsen unterschiedlicher Höhe. Mit einem Umwandlungssatz von 5,2 % entspricht dies schliesslich einer Monatsrente von ungefähr 750 bis 800 Franken, die zusätzlich zur AHV ausgezahlt wird.
Nicht zu vergessen: Diese Beiträge sichern auch eine Invaliditätsrente oder unter bestimmten Voraussetzungen auch Renten für Partner:innen aus Ehe, eingetragener Partnerschaft oder Konkubinat und ihre Kinder. Häufig nutzen die Versicherten auch die Möglichkeit für einen Einkauf in die Pensionskasse, beispielsweise bei einer Erbschaft oder zusätzlichem Einkommen. Zudem bieten wir viel Flexibilität: Die Versicherten können die Rente oder auch das Kapital zwischen dem 58. und 70. Altersjahr beziehen.
Wie viele Personen sind bei Euch versichert?
Ende 2024 waren in unserer PK 820 Personen aktiv versichert. Jährlich gehen für sie über 3 Millionen Franken Altersbeiträge bei uns ein, die wir auf ihren individuellen Konten gutschreiben. Zudem zahlen wir dieses Jahr rund 120 Alters- und einige Invaliditätsrenten sowie Witwen-/Witwer- und Waisenrenten aus. Wir verwalten mittlerweile ein Kapital von 130 Millionen Franken.
Die PK Freelance existiert seit 1984. Die jedes Jahr veröffentlichten Zahlen zeigen ihre Stabilität. Wo wird das Vermögen der Versicherten investiert?
Wie alle Pensionskassen sind wir gesetzlich verpflichtet, das Kapital sicher, aber auch rentabel anzulegen. Unser Stiftungsrat verfolgt eine klare Linie: Wir investieren nach nachhaltigen Grundsätzen. Wir wenden die ESG-Kriterien an, welche die Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berücksichtigen. So haben wir schon früh zum Beispiel Anlagen in Waffen oder Drogen, bei Kinderarbeit usw. ausgeschlossen. Und investiert wird heute fast ausschliesslich in «nachhaltige» Anlagen. Wie jede Pensionskasse investieren wir in Obligationen, Aktien und Immobilien, nicht aber in «Hedge Funds» und andere riskante Gefässe.
Wir achten auf eine ausgewogene Berücksichtigung der erwähnten Kriterien und streben möglichst tiefe Verwaltungskosten an, was uns mit unter 300 Franken pro Person und Jahr bislang auch gut gelungen ist.
Rolf Müller: ein Vierteljahrhundert für die PK Freelance

Nach 26 Jahren als Geschäftsführer der PK Freelance hat sich Rolf Müller entschieden, Ende Juni 2025 in Frühpension zu gehen. Als Einzel-Geschäftsführer trug er – zusammen mit dem Stiftungsrat – die Verantwortung für sämtliche anfallenden Arbeiten in Geschäftsführung, Versichertenverwaltung, finanzieller Verwaltung und Anlagen. In seiner Amtszeit verdoppelte sich die Zahl der Versicherten der Kasse von 400 auf rund 800.
Neue Geschäftsführung im Mandat
Der Stiftungsrat hat entschieden, die Geschäftsführung neu nach einem Ausschreibeverfahren im Mandat einer geeigneten Firma für Pensionskassenverwaltung anzuvertrauen. Damit bleibt die Selbstständigkeit der PK Freelance gewahrt und die Kontinuität gewährleistet. Beauftragt wurde die Swiss Life Pension Services. Als neuer Geschäftsführer amtet Herr Oliver Eichenberger. Neue Verantwortliche für die administrative Verwaltung und damit Ansprechperson für die Versicherten ist Frau Bianca Travaglini. Beide sind erfahrene Fachleute in der Leitung von Pensionskassen.