«Die Menschen sind es, die die Dinge voranbringen»
Text: Giovanni Valerio
Foto: Sandro Mahler

Mauro: Unsere achtjährige Tochter fragt uns: Was macht ihr in der Gewerkschaft? Warum muss Papa heute an eine Sitzung gehen? Warum fährt Mama nach Bern?
«Weil es wichtig ist, sagen wir.»
Es ist nicht immer einfach, das Engagement für die Gewerkschaft und die Familie unter einen Hut zu bringen. Aber wir halten es für wichtig, mitzumachen und unserer Stimme Gehör zu verschaffen.
Auch wenn wir Kolleg:innen treffen, die sich beklagen, erklären wir ihnen, dass es ganz einfach ist: Die Gewerkschaft, das sind wir. Wir weisen auf Probleme hin und zeigen, was verbessert werden kann. Die Gewerkschaftssekretär:innen oder der Rechtsdienst können dann intervenieren und unterstützen. Ihre Hilfe ist wichtig, manchmal entscheidend, aber ganz vorne stehen wir.
«Die Mitglieder sind die Basis der Gewerkschaft.»
In der Personalkommission oder beim Schwatz an der Kaffeemaschine: Es ist wichtig, die Kolleg:innen einzubeziehen. Wenn wir nichts tun, kann alles nur schlechter werden!
In der Gewerkschaft wie in den Unternehmen: die Menschen machen den Unterschied. Es sind die Menschen, die die Dinge mit ihren Ideen, ihren Worten und ihrer Leidenschaft vorantreiben. Wenn du an das glaubst, was du sagst, sieht man es! Und wir haben es gesehen am Regionalsekretär Marco Forte, der uns nach der Geburt unserer Tochter eng beistand, als Graziella ernste Gesundheitsprobleme hatte.
«Die Gewerkschaft hat uns sehr unterstützt.»
Es schien uns richtig, uns zur Verfügung zu stellen, um die Zeit und Energie «zurückzugeben», die für Graziella aufgewendet wurde. Deshalb beschloss Graziella nach vielen Jahren, in denen sie nicht einmal mehr Mitglied war, in den nationalen Firmenvorstand PostNetz zu gehen, und sie arbeitet in der Vorständekonferenz mit, die sich derzeit für den Gesamtarbeitsvertrag Post einsetzt.
Graziella: Seit der Gotthardtunnel geschlossen ist, dauern die Fahrten nach Bern lange. Und ich muss auch noch die Aufgaben als Mutter und als Ausbildnerin erfüllen. Als «neue Milizerin» gefällt es mir, dabei zu sein, zu verstehen, was hinter der Fassade steckt, die Forderungen einer Randregion wie des Tessin einzubringen und mit denen der 50 Kolleg:innen aus der ganzen Schweiz, mit ihren Erfahrungen und ihren Sensibilitäten in Einklang zu bringen.
Die Welt und die Arbeit verändern sich immer schneller. 2010 gab es in meiner Poststelle, Lugano 1, 14 Schalter mit 3000 Kund:innen täglich. Heute sind es 1000. Wenn unsere Tochter erwachsen ist, fahren vielleicht autonome Busse. Aber sie wird wissen, was Gewerkschaften sind und wofür ihre Eltern gekämpft haben.
«Für eine Welt, die statt auf Einsparungen und Kürzungen auf Innovation und Lebensqualität setzt.»
Biographie von Mauro Masone und Graziella Zinnai
Mauro Masone folgte dem Vorbild seines Vaters, als er mit 20 begann, bei den TPL in Lugano Busse zu fahren. Nach einigen Jahren bei einer Versicherung und als Masseur kehrte er zu seiner ersten Leidenschaft zurück: Seit 2020 ist er Postauto-Chauffeur in der Region Lugano und Mitglied der Personalkommission.
Graziella Zinnai kam nach langjähriger Erfahrung als Modeverkäuferin im Jahr 2000 zur Post. Sie arbeitete in der Poststelle Lugano 1 im Verkauf und im Backoffice und wurde schliesslich Teamleiterin. Heute ist sie wieder am Schalter und betreut auch die Lernenden.
Mauro und Graziella sind seit 20 Jahren verheiratet und leben mit ihrer Tochter in Brè sopra Lugano, wo auch unser Bild aufgenommen wurde.