Welche Themen decken die Movendo-Kurse ab?

Zunächst einmal den Bereich Politik und Wirtschaft. Dieses Jahr besuchen wir mit dem Kurs «Droit du travail international en direct» (Internationales Arbeitsrecht live) die Internationale Arbeitsorganisation in Genf und treffen uns mit Kolleg:innen, die dort für die Schweiz tätig sind und uns erklären, wie internationale Gewerkschaftsverhandlungen funktionieren.

Dann den Bereich Arbeit und Recht, wobei die Kurse immer einen Praxisbezug haben: Sozialversicherungen, Rechte der Arbeitnehmenden und ein spezifisches Angebot für Mitglieder von Personalkommissionen.

Wir bieten auch zahlreiche Weiterbildungen rund um die Kommunikation an: nonverbale Kommunikation, gewaltfreie Kommunikation, Transaktionsanalyse, Nein sagen lernen, erfolgreich diskutieren usw.

Valérie Solano, Ausbildungsleiterin bei Moendo für die Westschweiz

Ein dritter Themenbereich ist die Zusammenarbeit und Lebensgestaltung. Dabei geht es unter anderem um die Gesundheit: Stress, Burnout, Schutz vor Diskriminierungen und natürlich alle Probleme, die sich Frauen am Arbeitsplatz stellen. Dieses Jahr starten wir zum Beispiel den neuen Kurs «Bas les pattes!» (Hände weg!). Er zeigt auf, wie bei Belästigung reagiert werden kann, welche Rechte es gibt, wie vorgegangen werden soll.

Insgesamt bieten wir auf Deutsch und Französisch 280 Kurse an. Einige davon werden mehrmals jährlich durchgeführt, zum Beispiel unser Bestseller «Vorbereitung auf die Pensionierung».

Was ist dieses Jahr neu?

Wir wollen lebendige, barrierefreie und konkrete Weiterbildungen anbieten.

Unser Kurs über die Geschichte der Gewerkschaften wird an Orten stattfinden, die für die Bewegung prägend waren.

Beim ersten Kurs ist dies Sainte-Croix, ein Ort mit Industriegeschichte, der weltweite Ausstrahlung erlangte dank der Herstellung von Schreibmaschinen und der berühmten Bolex-Kameras für die Super-8-Filme. In den 1970er-Jahren verfiel diese Industrie. Sainte-Croix war ein regelrechtes gewerkschaftliches Labor. Es gab seit 1754 die «Jaccard-Kasse», eine von Familien des Ortes gegründete Gemeinschaftskasse: Alle zahlten Geld ein, um diejenigen zu unterstützen, die in Schwierigkeiten gerieten. Dieses System war ein Vorläufer der heutigen Sozialversicherungen. In diesem Kurs besuchen wir die Werkstätten und Fabriken vor Ort, um diese Geschichte besser zu verstehen.

Ein zweiter Kurs findet in Airolo statt, dort, wo der erste Spatenstich für den Bau des Gotthardtunnels erfolgte. Das Dorf wurde sehr stark geprägt durch den Tunnelbau und die vielen ausländischen Arbeiter, die dafür ins Tal kamen.

Wir sind überzeugt, dass der Besuch dieser Orte und der direkte Kontakt mit ihrer Geschichte der beste Weg ist, um zu verstehen, was Gewerkschaftsarbeit wirklich bedeutet.

Bei den Kursen im Jahr 2026 werden auch etwas andere Formate angeboten.

Die Künstliche Intelligenz gewinnt in verschiedenen Bereichen Bedeutung. Wie geht ihr mit diesem Thema um?

Wir behalten immer einen gewerkschaftlichen Blick und fangen beim Einzelnen an, um zum Kollektiv weiterzugehen. Im Kurs «Mon RH est une IA» (Mein HR ist eine KI) beispielsweise beginnen wir mit Fragen, die von persönlichem Interesse sind: Wie muss der Lebenslauf gestaltet werden, damit er von der Künstlichen Intelligenz ausgewählt wird? Welche Tools soll man nutzen, welche Techniken gibt es? Dann überlegt man weiter: Was bedeutet das für die Arbeitnehmenden? Braucht es dazu gewerkschaftliche Regeln? Sollte das Thema in die Gesamtarbeitsverträge (GAV) einfliessen?

Wir führen unseren Kurs «Des écrans partout : stratégie pour une protection numérique» (Überall Bildschirme: Eine Strategie für digitalen Schutz) zur digitalen Sicherheit weiter. Er vermittelt Tools, um sich vor der dauernden Vereinnahmung durch Bildschirme zu schützen.

Weshalb ist die Weiterbildung der Gewerkschaftsmitglieder wichtig?

In der Schweiz wird auf Weiterbildung viel Wert gelegt. Aber in der Praxis ist es nicht so einfach: Es braucht Zeit, Urlaubstage, was nicht in allen Gesamtarbeitsverträgen vorgesehen ist. Wir bieten deshalb massgeschneiderte Weiterbildungen an, häufig als zweitägige Kurse mit Übernachtung. Dieses Format ist sehr wertvoll. Die Teilnehmenden lernen etwas, können sich aber auch untereinander austauschen: Arbeitsbedingungen vergleichen, Erfahrungen mit den verschiedenen GAV teilen, Kontakte knüpfen. Wir bieten natürlich auch Webinare an. Dort ist die Interaktion aber nicht dieselbe.

Für uns ist es zentral, Menschen zu vernetzen.

Viele fühlen sich bei ihrer Arbeit isoliert. In der Weiterbildung erleben sie, Teil eines Ganzen zu sein, und werden sich bewusst, wie sinnvoll gewerkschaftliches Engagement ist. Kolleg:innen kennenlernen, denen man unter anderen Umständen nie begegnen würde, da sich die verschiedenen sozialen Welten nicht häufig überkreuzen: Das ist lehrreich und bringt gewerkschaftlich etwas in Bewegung.

Wenn mir ein:e Kurier:in ein Paket mit einem online bestellten Produkt liefert, stelle ich mir nicht die Frage nach den Arbeitsbedingungen oder Arbeitszeiten … Ich frage mich gar nichts! An den Kursen hingegen begegne ich dieser Person und tausche mich mit ihr aus: über meine Arbeitszeiten, ihre Arbeitszeiten, was gut ist und was nicht. Das ist zentral, um soziale Kontakte zu bewahren und um sich bewusst zu werden, dass es sich lohnt, für gewerkschaftliche Anliegen zu kämpfen!

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