Zum ersten Mal näher mit der Gewerkschaft zu tun hatte ich, als mir gekündigt wurde. Damals arbeitete ich als Radiojournalistin bei Canal 3 in Biel. syndicom-Mitglied war ich da seit gut zwei Jahren, kurz nach Abschluss der Medienschule MAZ in Luzern. Beatrice Müller von syndicom hatte mich angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte, beizutreten. Ich fand das Gespräch mit ihr sympathisch und sah auch den Sinn hinter einer Mitgliedschaft. Als ich bei Canal 3 dann die Kündigung erhielt, war ich sehr froh um die Gewerkschaft – sie konnte mir mit den weiteren Schritten helfen und stand mir bei.

«Journalist:innen sind zurückhaltend, wenn es um den Kampf für gute Arbeitsbedingungen geht.»

So erlebe ich es. Bei uns gehört Selbstausbeutung fast schon dazu. Oft ist es normal, sich mit viel Einsatz und Herzblut zu engagieren, und das bis spät in die Nacht. Auch wenn ich weiss, dass es wichtig ist, Überstunden aufzuschreiben, halte ich mich manchmal einfach nicht dafür. Dies, weil ich mich privilegiert fühle, diesen Job überhaupt ausüben zu dürfen – wir können jeden Tag in eine neue Welt eintauchen, verschiedenste Lebensrealitäten entdecken und Neues lernen. Mir scheint, für viele Kolleg:innen ist Journalismus eher Berufung statt Beruf.

Dennoch ist mir klar, dass es so nicht weitergehen darf. Unsere Arbeit hat einen Wert, gerade in einer Demokratie, in welcher die Bevölkerung gut informiert sein muss. Bei syndicom trat ich zuerst dem damaligen Sektionsvorstand Biel bei. Das war eine sehr interessante Erfahrung, weil dort Menschen aus verschiedensten Berufen zusammenkamen – Post, Grafik, IT, Telekommunikation, Druckerei, Journalismus. Obwohl wir alle im Medienbereich arbeiteten, wurde mir schnell klar, wie unterschiedlich unsere Bedürfnisse waren.

2018 wechselte ich in den Branchenvorstand Presse und elektronische Medien, um mich auf journalismusnahe Themen zu konzentrieren, dies seit ein paar Jahren als Präsidentin. Was schon lange im Raum steht, ist ein Gesamtarbeitsvertrag – den gibt es in der Deutschschweiz und im Tessin seit 2004 nicht mehr. Nach einer Zeit der Blockade seitens des Verlegerverbands ist nun syndicom seit 2017 dran, einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zu verhandeln. Dies zeigt, wie schwierig dieses Unterfangen ist. Ich frage mich immer wieder, wieso man sich nicht einmal auf Minimalbedingungen einigen kann.

Derzeit beschäftigt mich aber noch ein ganz anderes Thema: Seit 2024 arbeite ich als Videojournalistin beim Regionalfernsehen TeleBielingue. Dieses hat letztes Jahr die Konzession des Bundes verloren. Das heisst, Bundesgelder von jährlich 3,6 Millionen Franken werden fehlen – das lässt sich nicht einfach mit Werbegeldern ersetzen. Stattdessen hat für Biel das neue TV-Projekt Canal B die Konzession erhalten, welches bislang kein zweisprachiges Fernsehen gemacht hat.

«Damit hatte bei uns niemand gerechnet; es war wie ein Schlag ins Gesicht.»

Unsere Geschäftsleitung hat daraufhin Rekurs eingereicht und die Zivilgesellschaft hat eine Petition zur Erhaltung des Senders mit über 5500 Unterschriften dem Medienminister Albert Rösti überreicht. Nach einem zweiten Negativentscheid setzt unsere Geschäftsleitung nun nochmals auf Rekurs, was ein kämpferisches Signal ist.

Auch syndicom wurde aktiv und hat im April ein Treffen für die Angestellten organisiert, um die Anliegen zusammenzutragen und gemeinsam Ideen für Lösungswege zu entwickeln. Doch wie es mit TeleBielingue weitergeht, ist noch unklar. Nun schauen wir mit syndicom, ob bei TeleBielingue eine Personalkommission gegründet werden kann, um den engen Austausch zwischen Geschäftsleitung und Angestellten langfristig zu sichern – und die Gewerkschaft allenfalls für einen Sozialplan einzuschalten, sollte es zu Entlassungen kommen.

«Ich engagiere mich weiter.»

Denn ich finde es wichtig, zu zeigen, dass wir als Mitarbeitende aktiv sind und nicht alles mit uns geschehen lassen.

Biographie von Barbara Roelli

Barbara Roelli, 1981 geboren, wuchs in Sursee im Kanton Luzern auf. Zuerst absolvierte sie eine gestalterische Ausbildung im Bereich Textildesign. Später entdeckte sie als Redaktionsassistentin und Stylistin bei der Zeitschrift Annemarie Wildeisen’s Kochen in Bern ihre Leidenschaft für den Journalismus. Nach ihrer Journalismusausbildung arbeitete sie für zwei Lokalradios und anschliessend als Redaktorin bei der nationalen Verkehrsinformationszentrale Viasuisse, ehe sie zum zweisprachigen Fernsehsender TeleBielingue kam.

Barbara Roelli lebt in Biel. In ihrer Freizeit ist sie Sängerin in der Band Stroganoff und besucht gerne Filmfestivals, Konzerte und Ausstellungen.

Mitglied werdenNach oben scrollen