Aktion gegen die Schliessung von Poststellen im Jura
Rund 150 Personen protestierten am 19. Februar mit syndicom gegen den Abbau des Poststellennetzes im Kanton Jura. Vor dem jurassischen Parlament in Delémont rief die Gewerkschaft die Gemeinden und die Bevölkerung direkt auf, sich gegen die Schliessungen zu wehren.
Text: Muriel Raemy
Bilder: Jonas Lüthi
Vor dem jurassischen Parlament in Delémont ertönte ein lautes Protestlied gegen die Reformen von Noch-Konzernchef Roberto Cirillo. Die Kundgebung hatte die syndicom Sektion Jurabogen organisiert.
In den vergangenen Wochen hatten die Mitglieder massenweise Flyer verteilt und Medien und Kolleg:innen auch ausserhalb des Kantons mobilisiert. Rund 150 Aktivist:innen und Sympathisanten waren gekommen, um den Parlamentsmitgliedern ihre Sorge über die Zukunft mit einem rein digitalen Service public kundzutun.

Regionen werden isoliert
Nicolas Maître, im jurassischen Parlament für die SP, kritisiert den Abbau des Service public in den Gemeinden. Er war früher selbst Pöstler in der Gemeinde Clos du Doubs und im Vorstand der Sektion Jurabogen. Für ihn bedeutet die Schliessung der Poststelle Saint-Ursanne, dass seine Heimatregion isoliert wird.
Zur Erinnerung: Die Poststellen Porrentruy 2, Courgenay und Saint-Ursanne, Courtételle, Delémont 2 Ville, Glovelier, Lajoux und Les Breuleux sollen geschlossen werden. Im Kanton Jura gibt es 50 Gemeinden. Bald werden nur noch 9 davon richtige Poststellen besitzen. Zehn, wenn Moutier dazugezählt wird, das 2026 zum Kanton Jura wechselt.
«Diese Protestaktion ist die letzte Chance. Ich erwarte keine Wunder. Aber wir müssen uns wenigstens wehren und uns Gehör verschaffen.»
«Dieser geplante Abbau des Service public muss gestoppt werden!»: Regionalsekretär Jean-François Donzé rief zu einem «Schliessungsstopp» auf und ermutigte die Gemeinden, bei der Postcom Beschwerde zu erheben. Das Vorhaben der Post würde so zumindest «um eineinhalb bis zwei oder sogar drei Jahre verzögert».
Die ganze Bevölkerung leidet
Die Mobilisierung wollte die Besorgnis der Angestellten, der Gewerkschaften, der Menschen im Kanton Jura zum Ausdruck bringen und fordern, dass die Behörden aktiv werden.
Die Protestierenden zeigten ihre Besorgnis über eine Zukunft, in der keinerlei Dienstleistungen mehr lokal verfügbar sind. Viele humorvolle Parolen stammten übrigens von einem engagierten Sympathisanten.
«Man muss schon einen Knall haben», meinte eine Frau mit einem Schild, auf dem eine lange Autoschlange vor der einzigen verbliebenen Poststelle zu sehen war. Eine Ladenbesitzerin sagte, sie gehe täglich auf die Post, um Geld einzuzahlen, Wechselgeld zu beziehen und Waren zu verschicken und in Empfang zu nehmen.
Ein Mitglied des Vereins, der sich für eine lebendige Altstadt von Delémont einsetzt, klagt über eine Service-public-Wüste:
«Wir haben schon unsere Bank und mehrere Geschäfte und Restaurants verloren. Die Schliessung der Poststelle schadet der lokalen Wirtschaft, die im Dienst der gesamten Bevölkerung steht. Wer die zwei Kilometer bis zur Post beim Bahnhof nicht zurücklegen will oder kann, erledigt alles online. Für den sozialen Zusammenhalt ist das schlimm!»
Die kantonale Politik tut zu wenig
Der Abgeordnete Maître wandte sich in der Session an diesem Tag mit einer mündlichen Frage an seine Kolleg:innen: «Die Regierung muss in die Überlegungen der Post über die künftigen Arbeitsplätze, die sie im Bereich digitale Dienstleistungen verspricht, einbezogen werden. Ich möchte wissen, ob mit der Regierung gesprochen wurde und ob sie Garantien für die Beschäftigung in unserem Kanton erhalten hat.»
Der zuständige Minister David Eray antwortete, dass er auf einen im Bundesparlament hängigen Vorstoss zähle. Die Stellungnahme dazu werde zeigen, welche Strategie die Post für ihren weiteren Umbau verfolge. Er meint, der Handlungsspielraum des Kantons bleibe beschränkt. «Die Regierung ist besorgt über die Situation und steht den Gemeinden zur Seite […]. Der Kanton wird aber nur im Fall einer Beschwerde bei der Eidgenössischen Postkommission selbst aktiv», bestätigte er.
Eine enttäuschende Antwort auf eine enttäuschende Situation. Jean-François Donzé von syndicom ermutigte die Kolleg:innen und Aktivisten, im ganzen Land solche Protestaktionen durchzuführen.
«Kolleg:innen, der Kampf geht weiter, mobilisiert euch!»