Nächster Kahlschlag im Lokaljournalismus
CH Media schliesst seine sechs regionalen Today-Newsportale per sofort und stellt 34 Angestellte vor die Tür. Die Gewerkschaft syndicom ist über diese Entscheidung von CH Media erschüttert, über das Vorgehen des Verlags irritiert und unterstützt die betroffenen Mitarbeitenden bei der Verteidigung ihrer Interessen.
Besonders unverständlich: CH Media konsultiert die Personalvertretung unter strikter Geheimhaltung. Das ist ein No-Go: Sinn der Konsultation bei Massenentlassungen ist, dass das Personal in geeigneter Form Alternativen vorschlagen kann. Im Geheimen ist das nicht möglich. Geheimhaltungsklauseln für Personalvertreter:innen sind nicht akzeptabel.
Angesichts dieser Umstände wehrt sich Stephanie Vonarburg, Vizepräsidentin syndicom, gegen die Erwartung schneller Gewinne im Journalismus:
«Wir sind nach Gesprächen mit den Angestellten von CH Media überzeugt, dass der Entscheid voreilig getroffen wurde. CH Media und die Verlegerfamilie Wanner haben die Ressourcen, um den publizistischen Projekten mehr Zeit und finanzielle Grundlagen zu geben. Auch bei Watson hat es mehr als fünf Aufbaujahre gebraucht. Die Belegschaft wünscht sich mehr Geduld und verlegerisches Engagement seitens der Unternehmensleitung.»
Ein weiterer rabenschwarzer Tag für die Medienvielfalt in der Schweiz
Nur wenige Wochen nachdem Tamedia mit massiven Abbaumassnahmen die Medienlandschaft aufgewühlt hat, doppelt CH Media mit der Einstellung seiner sechs Today-Portale heute nach. Damit verlieren sechs Deutschschweizer Regionen (Ostschweiz, Zentralschweiz, Aargau, Zürich, Bern und Solothurn) wichtige Ankerpunkte in ihrer jeweiligen Lokalberichterstattung. Für die ohnehin geschundene Medienvielfalt in der Schweiz, ist das ein weiterer Schlag.
Ausserdem verlieren nach den Plänen des Grossverlags 34 Mitarbeitende per sofort ihre Stelle. Trotz des angekündigten Sozialplans fordert syndicom von CH Media, dass allen von einer Kündigung Betroffenen eine annehmbare Stelle innerhalb des CH Media-Konzerns angeboten wird. Zudem muss CH Media nun das gesamte Personal in die Konsultation einbeziehen, bevor die Entscheide definitiv gefällt werden.
Dieser neuerliche Kahlschlag zeigt einmal mehr auf, in welch kritischen Zustand sich der Schweizer Lokaljournalismus befindet. Auf profitorientierte Medienhäuser scheint kein Verlass zu sein, so dass es nun auch an der Politik liegt, diesem Missstand Sorge zu tragen und an neuen, innovativen Lösungen zu arbeiten, damit in der Schweiz keine Medienwüsten entstehen und sich die Medienkonzentration nicht noch weiter zuspitzt.