Chancen und Risiken der Digitalisierung im Service public
Am 29. Januar 2025 fand die sozialpolitische Tagung der Pensionierten syndicom statt. Im Zentrum stand die Frage, wie die Digitalisierung im Service public gestaltet werden kann, um älteren Menschen den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen zu erleichtern und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Die Tagung präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage, in der die Mitglieder zu ihren Erfahrungen mit digitalen Angeboten befragt wurden.

In unserer Befragung haben viele Pensionierte angegeben, dass sie die Vorteile digitaler Dienste erkennen. Digitale Angebote können helfen, Zeit und Geld zu sparen, sei es beim Post- oder Zahlungsverkehr, bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder beim Zugang zu Medien. Dennoch berichteten einige von Schwierigkeiten bei der Nutzung und Ängsten im Umgang mit neuen Technologien. Viele wünschen sich kostenlose Schulungsangebote und persönliche Unterstützung, um den digitalen Wandel ohne Hürden zu meistern.
Die einstimmig verabschiedete Resolution richtet ihre Forderungen klar an den Staat und die Unternehmen des Service public. Sie verlangt konkrete Massnahmen zur Überwindung der digitalen Spaltung. Der Service public ist weit mehr als ein Dienstleister: Er bildet das Rückgrat unserer Demokratie, sorgt für soziale Gerechtigkeit und stellt sicher, dass niemand von wichtigen Angeboten ausgeschlossen wird. Niemand darf durch „digitalen Zwang“ oder mangelnde Unterstützung benachteiligt werden.
Nur wenn alle Akteure – Staat, Unternehmen des Service public und Zivilgesellschaft – zusammenarbeiten, kann eine inklusive digitale Gesellschaft entstehen. Ältere Menschen dürfen nicht abgehängt werden, sondern sollen aktiv von den Vorteilen des digitalen Wandels profitieren. Es gilt, die Nutzbarkeit digitaler Angebote zu verbessern und barrierefreie Lösungen zu entwickeln, damit auch ältere Menschen diese Angebote ohne technische Vorbehalte nutzen können.
Ein starker Service public
Als Gewerkschaft stehen wir für einen starken Service public, der allen Menschen zugutekommt. Die Ergebnisse der Umfrage und die klare Formulierung der Resolution zeigen: Der digitale Wandel muss im Sinne des Gemeinwohls gestaltet werden. Staat und Unternehmen stehen in der Pflicht, die digitale Transformation so zu gestalten, dass niemand ausgeschlossen wird. Zu einem selbstbestimmten Leben gehört der uneingeschränkte Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen für alle. Es geht darum, eine solidarische, gerechte und demokratische Gesellschaft zu fördern – in der der Zugang zu wichtigen Dienstleistungen nicht von technischem Verständnis oder finanziellen Möglichkeiten abhängt.
Wir rufen alle auf, sich aktiv an der Gestaltung eines sozialverträglichen Service public zu beteiligen. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass die Digitalisierung für ältere Menschen eine Chance und kein Risiko darstellt. So bleibt der Service public das Fundament einer solidarischen und chancengleichen Gesellschaft.
Thomas Burger, Präsident Pensionierte syndicom