Die Zukunft wird digital.
Wir sorgen dafür, dass sie sozial bleibt.
Die syndicom-Delegierten stellen die Weichen für die Gestaltung der gewerkschaftspolitischen Zukunft
Service public, AHV und Gesamtarbeitsvertragspolitik in den syndicom-Branchen
Der diesjährige Kongress der Gewerkschaft syndicom in Langenthal stand im Zeichen des Service public. Die Branchen im Logistik-, ICT- und Medienbereich stehen vor grossen Herausforderungen. Für die syndicom-Delegierten ist klar: Eine solidarische Zukunft mit fairen Arbeitsbedingungen und mehr zum Leben gibt es nur mit einem Ausbau und Wandel des Service public. Sie haben deshalb ein Manifest zum digitalen Service public sowie verschiedene Resolutionen verabschiedet. Dabei fordern sie eine starke Altersvorsorge, Massnahmen gegen den Klimawandel und sie wollen die Bestrebungen für einen allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsvertrag für die Zusteller*innen unterstützen. Ausserdem sprechen sie sich klar gegen die Privatisierung von PostFinance aus. Zudem wurden das Präsidium und die neue Geschäftsleitung von syndicom gewählt.
Rund 200 Delegierte haben am 26. und 27. November im Kongresszentrum in Langenthal die Weichen für die gewerkschaftspolitische Arbeit von syndicom gestellt. Der Kongress ist das höchste Organ der Gewerkschaft syndicom. Er findet in der Regel alle vier Jahre statt und bestimmt über die Eckpfeiler der zukünftigen Entwicklung der Gewerkschaft. In diesem Jahr steht der Kongress im Zeichen des Service public, der gerade in Krisen- und Umbruchzeiten seinen Wert zeigt. In der weiter fortschreitenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft braucht es eine Neudefinition und Weiterentwicklung dieser stabilisierenden und ausgleichenden Institution.
10 Jahre syndicom – die Gewerkschaft zieht Bilanz
Die Fusion, aus welcher die Gewerkschaft syndicom gewachsen ist, liegt zehn Jahre zurück. In dieser Zeit konnte syndicom in verschiedenen Branchen Fuss fassen, Gesamtarbeitsverträge (GAV) mit Signalwirkung abschliessen sowie bestehende GAV weiterentwickeln. Dazu gehören die für allgemeinverbindlich erklärten Branchen-GAV für Contact- und Callcenter sowie für die Netzinfrastruktur oder der GAV Velokuriere und urbane Kurier-Dienstleistungen. Ausserdem konnte syndicom das Recht auf Aus- und Weiterbildung, ein wichtiges Element in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt, vertraglich verankern. Ebenso Regelungen für die Arbeit im Homeoffice oder das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit. syndicom befasst sich zudem seit Jahren mit den Handlungsfeldern in der Crowdwork- und Plattformökonomie-Arbeit. Neben abgeschlossenen Code of conducts und GAV, arbeitet die Gewerkschaft auch daran, den Selbständigen und Freischaffenden mit syndicom eine Stimme zu geben und sie hat eine Studie für eine Auftragslosenversicherung in Auftrag gegeben. Ein wichtiger Schritt, gerade in den unsicheren Pandemie-Zeiten. Ebenso in Sachen Gleichstellung ist einiges geschehen – der Höhepunkt war der Frauenstreik 2019 an dem über eine halbe Millionen Frauen und solidarische Männer für mehr Lohn, Zeit und Respekt auf die Strasse gingen. syndicom engagierte sich insbesondere für Lohnanalysen und bessere Renten. Ein wichtiger Kampf gilt zudem nach wie vor dem Sexismus, der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz und dem Rassismus.
Der Service public in der Digitalisierung – modern und krisentauglich
Nie war ein Zeitpunkt günstiger, um die Bedeutung der Versorgung mit Infrastrukturgütern und -dienstleistungen für die Zukunft der Schweiz ins Zentrum der Debatten zurückzuholen. Gerade auch die Pandemie hat gezeigt, welch wichtige Rolle dem Service public zukommt und wie entscheidend seine Ausgestaltung ist. Vierzig Jahre bürgerliche Politik haben den Service public dereguliert, in Teilen abgebaut und privatisiert. Für die Gewerkschaft syndicom ist es höchste Zeit für eine Gegenoffensive. Der Service public soll dabei nicht nur den diskriminierungsfreien Zugang aller zu wichtigen Gütern auf hohem Qualitätsniveau bieten. Er soll auch die Chancengleichheit fördern und die erweiterte demokratische Teilhabe organisieren. Die Arbeitsbedingungen in Betrieben des Service public müssen massgebend für sozialen Fortschritt sein. Zentral dafür ist auch der Wandel des Service public im Rahmen der Digitalisierung. Das Manifest von syndicom setzt dabei den Schwerpunkt auf den digitalen Service public. Dieser ist einerseits zu verstehen als die Digitalisierung der Versorgung sowie andererseits in Form von neuen Gütern und Dienstleistungen für die Gesellschaft der Zukunft. Dabei sind Fragen des Datenschutzes, der drohenden digitalen Spaltung sowie die Weiterbildungs-Offensive zentrale Elemente.
Resolutionen für eine solidarische Zukunft
Anhand mehrerer Resolutionen haben die syndicom-Delegierten zentrale Forderungen für eine solidarische Zukunft verabschiedet. Sie sprachen sich für Massnahmen für die sozialverträgliche Bekämpfung des Klimawandels aus, gegen die Privatisierung von PostFinance und wollen die Bestrebungen für einen allgemeinverbindlichen GAV für die Zustellung mit fairen Löhnen unterstützen. Weiter stellen sich die Delegierten von syndicom klar gegen den bürgerlichen Angriff auf die Renten und damit gegen die AHV-21-Reform. Eine Erhöhung des Frauenrentenalters kommt nicht in Frage. Ausserdem hat der syndicom-Kongress die Unterstützung für die allfällige Lancierung einer Volksinitiative «Schweizerische Nationalbank-Gewinne für die AHV» beschlossen. Die Delegierten des Kongresses haben sich solidarisch mit den Pensionierten der Post gezeigt und fordern weiter die Wiedereinführung der Personalgutscheine. Ausserdem kritisierten die Delegierten das kürzlich ergangene Bundesgerichtsurteil, das die Genfer Tageszeitung «Le Courrier» wegen eines kritischen Artikels über einen umstrittenen Milliardär mit hohen Gerichtskosten belastet. Das Urteil stellt einen Angriff auf Medienfreiheit und Demokratie dar.
Präsidium bestätigt, neue Geschäftsleitung gewählt
Daniel Münger, der seit 2017 Präsident der Gewerkschaft syndicom ist, sowie Stephanie Vonarburg, Vize-Präsidentin, wurden in ihrem Amt von den Delegierten klar bestätigt. Ebenso wie die Geschäftsleitungsmitglieder Matteo Antonini und Patrizia Mordini. Für den nicht wieder antretenden Giorgio Pardini wurde Daniel Hügli als neues Mitglied der Geschäftsleitung gewählt. Daniel Hügli ist seit 2015 Zentralsekretär und stellvertretender Leiter des Sektor ICT bei syndicom, Alt-Grossrat Kanton Bern und Alt-Stadtrat von Biel sowie seit 2021 Präsident der UNI Europa ICTS.