Artikel

1. Mai 2013: Fotos, Feiern und Forderungen

«Faire Löhne - Bessere Renten» forderten Zehntausende an den 1.-Mai-Umzügen in der ganzen Schweiz. In Zürich marschierte syndicom-Co-Präsidentin Danièle Lenzin an der Spitze des Zuges mit. Co-Präsident Alain Carrupt hielt eine stark beachtete Ansprache in Delémont.

Bilder von den 1. Mai Feiern   Video Zürich

 

Mehrere 10‘000 Menschen haben heute, am Tag der Arbeit, in weit über 50 Orten der Schweiz für «Faire Löhne, bessere Renten» demonstriert. Allein in Zürich waren es 13'000 - tausend TeilnehmerInnen mehr als im vergangenen Jahr. Auch in den anderen Städten der Schweiz waren die 1.-Mai-Feiern gut besucht. Das Volk hat genug von Abzockerei und Abbau!!

 

Niklaus Dähler in Zürich

In Zürich sprach Niklaus Dähler, Präsident der Branche Grafische Industrie von syndicom, über die harten Verhandlungen um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag in der Druckindustrie und appellierte an die Schweizer Unternehmen, ihre Produkte im Inland drucken zu lassen.


Attackiert wurde an allen Kundgebungen die zunehmende Einkommenskluft. SGB-Präsident Paul Rechsteiner in Basel dazu:  «440‘000 Menschen in der reichen Schweiz verdienen zu wenig, um davon anständig leben zu können. 140‘000 davon haben einen Lehrabschluss. Wie weit sind wir gekommen, wenn eine Lehre keine Garantie mehr dafür ist, dass man genug für ein anständiges Leben verdient?» Rechsteiner geisselte speziell einige grosse Schuh- und Kleiderketten, bei denen die «Besitzer-Milliardäre ihren Verkäuferinnen nur Schandlöhne zahlen.»

 

Alain Carrupt in Delémont
An den meisten Kundgebungen wurde auch der Kampf gegen den 24-Stundenarbeitstag thematisiert, wo bei den Tankstellen nunmehr ein Dammbruch angesagt ist. Die Abstimmung wird zu einem Test darüber, ob der Arbeitnehmerschutz immer mehr ausgehöhlt werden kann.

 

Ein weiteres dominantes Thema war die Forderung nach einem leistungsfähigen Service public. syndicom-Copräsident Alain Carrupt dazu in Delémont: «Privatisierung und Liberalisierung des Service public bedeuten mehr Kosten bei weniger Leistung und weniger Zugang zu dieser, bedeuten schlussendlich Zweiklassengesellschaft. Das ist nicht das Erbe, das wir unseren Kindern hinterlassen.»

 

Mindestlöhne jetzt!

Es braucht eine Wende in der Lohn- und Einkommenspolitik, eine gerechte Verteilung der Löhne und Einkommen. «Dass die Lohnschere wegen der Globalisierung aufgegangen ist und dass man nichts dagegen tun kann, ist ein Märchen.» So SGB-Chefökonom Daniel Lampart in Weinfelden. «Überall auf der Welt, wo es gute und aktive Gewerkschaften gibt und wo eine gerechte Wirtschafts- und Einkommenspolitik gemacht wurde, ist die Lohnschere geringer.»


Doch wie kommt man zu dieser Wende? Neben dem klassischen gewerkschaftlichen Weg via Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen setzen die Gewerkschaften auch auf den direktdemokratischen Weg. SGB-Vize- und SEV-Präsident Giorgio Tuti dazu in Schaffhausen: «Dieser Entwicklung schieben wir einen Riegel, mit einem klaren und deutlichen JA zu zwei Volksinitiativen, zur 1:12-Initiative und zur Mindestlohninitiative. Die 1:12-Initiative regelt das Verhältnis zwischen höchstem und niedrigstem Lohn in einer Unternehmung. Das ist dringend nötig, denn seit 1997 hat sich die Zahl der „Lohnmillionäre“ vervierfacht.» Von der Mindestlohninitiative würden 440‘000 Menschen auf einen Schlag profitieren, die heute keine 4000 Franken im Monat verdienen.

 

Und dann AHVplus!
Eine Offensive haben die Gewerkschaften auch in der AHV gestartet. Die Lancierung der Volksinitiative AHVplus sei auch für die jungen Familien wichtig: «Dank der AHV müssen sie in den Jahren, in denen sie das Geld dringend brauchen, viel weniger sparen als wenn es die AHV nicht gäbe» (P. Rechsteiner).

 

Dass es auch einen besseren Schutz von PersonalvertreterInnen braucht, zeigt der skandalöse, an vielen Kundgebungen thematisierte Fall des Spitals Providence in Neuenburg. Wider jegliches Recht sind da Streikende fristlos entlassen worden, obwohl sie sich bloss für den Erhalt ihres Gesamtarbeitsvertrags eingesetzt hatten.


Weitere Zitate:
«Europa verarmt. In unseren Nachbarländern Italien und Frankreich veröden Städte, verkommt die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs, wird die Gesundheitsversorgung und die Ausbildung der Jugendlichen abgewürgt. Wer uns dieses Europa als Spiegel vorhält, wer uns sagt, wir sollten uns daran ein Beispiel nehmen und bescheiden sein, der will vom Elend profitieren, um hier die Schrauben anzuziehen. Lassen wir uns nicht einschüchtern, denn gerade wegen Europa müssen wir hier in der Schweiz für soziale Gerechtigkeit und für die Umverteilung des Profits kämpfen. Wir stehen in der Pflicht, zu beweisen, dass eine gute und ausreichende Grundversorgung für die ganze Bevölkerung nicht verhandelbar ist. Es braucht Perspektiven für die Jugend, bezahlbare Wohnungen, eine Arbeit mit gutem Lohn, höhere AHV Renten!»
Dore Heim, geschäftsführende Sekretärin des SGB, in Olten

«Was wir nicht zulassen dürfen ist, dass die rechten Parteien den steigenden Lohndruck als Vorwand nehmen können, ihre fremdenfeindliche Suppe aufzukochen. Das Problem sind nicht unsere ausländischen Kollegen, die in der Schweiz arbeiten. Das Problem sind Schweizer Firmen, welche Dumpinglöhne bezahlen, um ihre Gewinne zu steigern. Von Lohndumping können Kollegen aus dem Ausland aber auch Schweizer betroffen sein.»
Nico Lutz, Mitglied Unia-GL, in Olten

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden