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10 magere Jahre in den Tessiner Medien

Eine Bestandsaufnahme der Arbeitsbedingungen der Journa­listinnen und Journalisten im Tessin bestätigt das besorgnis­erregende Bild, das die Gewerkschaften seit langem zeichnen.

 

Rund 51 Prozent der Journalistinnen und Journalisten von Printmedien im Tessin verdienen weniger als im zuletzt geltenden Gesamtarbeitsvertrag vorgesehen. In 19 Prozent der Fälle liegt der Lohn gar unterhalb der tiefsten Lohnstufe. Dieses Ergebnis geht aus einer aktuellen Umfrage der Mediengewerkschaften Associazione Ticinese dei Giornalisti, Schweizer Syndikat Medienschaffender und syndicom hervor. Die Studie, die auf den Antworten von 192 Gewerkschaftsmitgliedern (von total 780) basiert, wurde am 13. Juni veröffentlicht. Der Entscheid, die Studie just an diesem Datum vorzulegen kommt nicht zufällig, sondern ist Teil der Kampagne «Jetzt schlägts 13», die in der Deutschschweiz aus der Zusammenarbeit zwischen syndicom und Impressum entstanden ist.

Lohn unter dem Schweizer Mittel

Insgesamt liegt der Lohn von JournalistInnen im Tessin (alle Kategorien, von Print bis Fernsehen) 17 Prozent unter dem Schweizer Mittel. Verdient ein Medienschaffender 2014 im Tessin durchschnittlich 6153 Franken, sind es (gemäss einer Studie von 2007) schweizweit 7200 Franken. Die durchschnittlich höchsten Löhne im Tessin gibt es beim Radio und Fernsehen RSI. Dort existiert aktuell noch ein Gesamtarbeitsvertrag. Allerdings gibt es bei der RSI, wie auch im Printbereich, ein deutliches Gefälle zwischen den Löhnen von Frauen und Männern.

Frauen verdienen weniger

Gemäss den Mediengewerkschaften machte der Unterschied bei den Zeitungen rund 17 Prozent aus (Frauen 5250 Franken, Männer 6153). Bei der RSI verdienen Frauen durchschnittlich 7769 Franken und Männer 8423 Franken. Ursache sei die häufigere Besetzung von Führungspositionen durch Männer.

Die Mediengewerkschaften kritisieren die Verlagshäuser im Tessin. Seit im Jahr 2004 der Gesamtarbeitsvertrag auslief, hätten sich die Konditionen – trotz anderslautender Versprechungen – verschlechtert. Gespart hätten die Verlage, indem sie im Verlauf der Arbeitsjahre die Löhne von Mitarbeitern nicht erhöhten. Eine zweite Methode sei die prozentuale Herabsetzung der Arbeitsverhältnisse gewesen.

Arbeit Auf Abruf

Besonders prekär ist die Situation von externen Mitarbeitenden der RSI. Dabei handelt es sich um rund hundert Personen. Sie sind durch Verträge gebunden, die das reale Arbeitspensum nur annähernd definieren, ohne Garantien hinsichtlich eines Gesamtlohns. (red/SDA)

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