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Attacke zurückgeschlagen

Am Ende der vierten Verhandlungsrunde am 30. September wurde klar, dass es den Gewerkschaften gelungen ist, die Attacke der Arbeitgeber auf den Gesamtarbeitsvertrag in der grafischen Industrie zurückzuschlagen. 

 

Es war ein intensiver Verhandlungstag gewesen, während dem es Momente gab. Ein Abbruch der Verhandlungen musste befürchtet werden. Aber kurz vor Schluss wendete sich das Blatt und die Delegationen von syndicom und Syna gingen mit der Hoffnung nach Hause, dass am 4. November, in der Schlussrunde, ein neuer GAV vorliegen wird, der die Arbeitsbedingungen der Angestellten in der grafischen Industrie verteidigen kann. Wenn alles ordnungsgemäss läuft, wird der neue GAV, der am 1. Januar 2016 in Kraft tritt, auch endlich allgemeinverbindlich erklärt.

Die entscheidenden Punkte

Es wird keine Kürzung der Nachtzulagen in den Zeitungsdruckereien geben. Diese bleiben auf 70 Prozent, wie bis anhin. Firmen, die bisher eine höhere Zulage gewährten, müssen eine Reduktion kompensieren.

Die Normalarbeitszeit bleibt unangetastet bei 40 Stunden. Das gilt sowohl für Akzidenz- als auch für Zeitungs­drucke­reien. Die 42-Stunden-Woche kann jetzt aber auch in Zeitungsdruckereien eingeführt werden. Wie in den Akzidenzbetrieben allerdings nur in Absprache und nach Vereinbarung mit den Personal- und Betriebskommissionen oder mit den Mitarbeitenden, die sich von ihren Sozialpartnern unterstützen lassen können.

Wichtig ist: Die Mindestlöhne für das ungelernte Personal bleiben weiterhin im GAV, ebenso der Mindestlohn für gelernte Angestellte nach dem 5. Dienstjahr. Dies verhindert Lohndumping, das vor allem die Arbeitsbedingungen in Grenzregionen wie dem Tessin unter Druck setzt. Um all dies zu erreichen, mussten die Gewerkschaften am Ende auf die Forderung nach einem Frühpensionierungs-Modell verzichten.

Spezialrunde und Protest

Der Verlauf dieser vierten Verhandlungsrunde am 30. September machte noch einmal deutlich, wie wichtig die Spezialrunde vom 16. September gewesen war, zu der die Leiter der grossen Zeitungsdruckereien und die BeKo-Präsidenten der wichtigsten Betriebe eingeladen waren. Auch wenn die Chefs mit Abwesenheit glänzten, verfehlten die Argumente der Personalvertreter ihre Wirkung nicht. Vielleicht machten sie sogar umso mehr Eindruck auf die geschrumpfte Viscom-Delegation.

Ebenfalls eindrucksvoll und entscheidend für den Verhandlungsverlauf am 30. September war die Übergabe des Protestschreibens der Zeitungsdrucker, das 480 Kollegen und Kolleginnen aus den Druckereien von Tamedia, Ringier, «St. Galler Tagblatt», AZ Medien und dem Centro Stampa Ticino unterzeichnet hatten. 480 Unterschriften: Das entspricht rund 70 Prozent der Beschäftigten in den betreffenden Betrieben! Mit ihren Unterschriften bekräftigten sie ihre Entschlossenheit, keine Lohnkürzungen hinzunehmen, und gaben gleichzeitig ihrer Empörung über die Geringschätzung der Arbeitgeber Ausdruck, die es nicht für nötig gehalten hatten, sich am 16. September der Diskussion mit den Betriebskommissionen zu stellen.

Nächste – und letzte – Verhandlungsrunde

Die letzte Verhandlungsrunde soll am 4. November stattfinden. Noch müssen letzte Details definiert werden, beispielsweise die Vertragsdauer des GAV, die syndicom und Syna auf 4 Jahre festlegen wollen, oder die Regelung der Besitzstandswahrung (z. B. bei den Mahlzeitenentschädigungen).

Wir bei ­syndicom sind nun zuversichtlich, dass die Verhandlungsdelegation an der Branchenkonferenz vom 5. Dezember in Bern ein konkretes Resultat vorstellen kann: Einen soliden und bald auch allgemeinverbindlichen GAV.

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