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Auch Tamedia scheffelt Gewinne – auf Kosten des Personals

syndicom nimmt die Erfolgsrechnung 2010 der Tamedia AG sehr kritisch zur Kenntnis: Ein Gewinnsprung auf 111 Mio. Franken ist der unanständige Lohn für äusserst harte Umstrukturierungsmassnahmen, die auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgesetzt wurden. syndicom verlangt deshalb, dass Tamedia von weiteren Entlassungen absieht und auch nach der frühzeitigen Übernahme von Edipresse Schweiz die Weiterführung aller Medientitel und damit die Medienvielfalt garantiert. Tamedia/Edipresse soll zudem die Löhne aller Angestellten unverzüglich um 200 Franken pro Monat erhöhen.

Nachdem in der vergangenen Woche die Ringier AG und die Tamedia-Tochter Edipresse Schweiz AG ihre hervorragenden Jahresrechnungen 2010 präsentierten, zieht die Tamedia AG heute nach und übertrumpft alle mit einem gegenüber 2009 mehr als verdoppelten Gewinn von 111 Mio. Franken.

Die riesigen Gewinne sind eine Ohrfeige für all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des florierenden Unternehmens, die im vergangenen Jahr – und in den beiden vorangegangenen Jahren – den massiven Sparprogrammen und Umstrukturierungen zum Opfer gefallen sind. Eine Nachbesserung der Sozialpläne wäre mehr als nur angebracht. Erinnern wir uns: Im Schacher um die Zürcher Landzeitungen gingen zahlreiche Stellen auf den Redaktionen verloren, vor zwei Wochen erst wurde die rentable (!) Druckerei in Oetwil am See geschlossen, und es ist noch keine 20 Monate her, dass das Verlagshaus «aus wirtschaftlichen Gründen» einen Viertel der Tages-Anzeiger-Redaktion – rund 100 Journalistinnen und Journalisten – aus dem Stammhaus auf die Strasse gestellt hat.

Lohnerhöhung von 200 Franken
Von den 111 Mio. Franken Gewinn reserviert Tamedia bescheidene 4,2 Mio. für eine Ausschüttung an das Personal – dies, nachdem die aktuelle Lohnrunde für die Tamedia-Angestellten mit ca. 1% schon weit unter den finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens liegt. syndicom verlangt eine sofortige generelle Lohnerhöhung von 200 Franken pro Monat für alle Beschäftigten von Tamedia/Edipresse, die mit ihrer Arbeit diese Gewinne ermöglichten. Im Weiteren wäre es skandalös, wenn Tamedia/Edipresse weitere Stellen streichen würde, um die Gewinnmarge von 13,9% auf die von CEO Martin Kall geforderten 15 bis 20% zu steigern. syndicom wird sich gegen alle Abbauvorhaben vehement zur Wehr setzen.

Medien als Manövriermasse
Statt sich zu überlegen, weshalb die zahlenden AbonnentInnen in Scharen davonlaufen, und in die Qualität der Produkte zu investieren, wird fleissig weiter geschachert und gescheffelt: Fast zwei Jahre früher als geplant ist man bereit, die hochrentablen Geschäfte von Edipresse Schweiz zu übernehmen und als Nächstes überlegt man, das Radio- und Fernsehgeschäft gewinnbringend abzustossen. syndicom fordert deshalb bereits jetzt, dass angesichts der massiven Gewinne die Interessen des Personals für einmal über die Möglichkeiten der Gewinnmaximierung gestellt werden. Auch die Transparenz über eine eventuelle Käuferschaft muss natürlich garantiert sein. Medien sichern die demokratische Meinungsbildung und müssen mehr denn je davor geschützt werden, als wirtschaftliche Manövriermasse und Manipulationsmittel der Mächtigen missbraucht zu werden.

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