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Aufteilung des Medienmarktes - Der Zeitungsdeal von Basler Zeitung und Tamedia

Der Verkauf der Basler Zeitung BaZ an Tamedia ist ein Symptom für den besorgniserregenden Zustand des schweizerischen Mediensystems, das an der Medienkonzentration krankt und bei dem Profitgier und politisches Kalkül die Treiber sind. Tamedia verstärkt seine Stellung im Tageszeitungsgeschäft, Blocher baut sein Gratiszeitungs-Propagandaimperium aus.

© watson.ch

Mit der Übernahme der BaZ durch Tamedia baut der Zürcher Verlag seine vorherrschende Stellung in den Schweizer Medien weiter aus: Mit einem Anteil von rund der Hälfte der gesamten Auflage der Tagespresse (Deutschschweiz 40%, Suisse romande 68%) dominierte der Konzern schon ohne die Übernahme der BaZ die Schweizer Medienlandschaft. Noch einseitiger ist die Lage in den bevölkerungsreichsten Städten und Regionen der Schweiz (Zürich, Bern, Basel, Genf, Lausanne).  

Die Tamedia-Geschäftszahlen für das Jahr 2017 zeigen die Geschäftspolitik von Tamedia exemplarisch auf: Bei einem Umsatz von fast einer Milliarde Franken erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn von 170 Mio. Franken und verschärfte gleichzeitig den Renditedruck in den Informationsmedien. Mit Dividenden für die Besitzerfamilie und überrissenen Gehältern und Boni für die Unternehmensleitung und gleichzeitigem Sparprogramm für die Redaktionen und Druckereien entzieht Tamedia dem publizistischen Kerngeschäft die notwendigen Mittel. Das für die Medienbranche problematische Geschäftsgebaren erdrückt die kleineren Verlage mit einer geballten Marktmacht. Mit der Einrichtung von  sprachregionalen Einheitsredaktionen verschärft Tamedia die fortschreitende Verarmung der Medienvielfalt. syndicom fordert deshalb eine Rückkehr zu unabhängigen, regionalen und lokal verankerten Redaktionen statt einer Ausweitung des Einheitsbreis auf Basel. 

Auf der andern Seite baut der SVP-Milliardär Christoph Blocher sein letztes Jahr zusammengekauftes Gratiszeitungsimperium mit dem Deal BaZ gegen Tagblatt der Stadt Zürich aus. syndicom zweifelt nicht daran, dass er dieses nach Bedarf zu Propagandazwecken für seine Kampagnen einsetzen wird. Sein politisches Kalkül wird im Gratisanzeigermarkt eher aufgehen als mit der Herausgabe der Basler Zeitung, die er mit dem Trimmen auf seinen Blocher-Kurs um die die Hälfte der Leserschaft gebracht hat. 

Das Ende der Ära Blocher bei der BaZ wird viele kritische Basler MedienkonsumentInnen aufatmen lassen. Dass das Amtsblatt der Stadt Zürich neu im blocherschen Umfeld erscheinen wird, weckt hingegen Bedenken. Und für das demokratische System der Schweiz mit direkter politischer Mitsprache auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene ist eine neue Orientierung der Medienlandschaft mit Medien- und Meinungsvielfalt dringender denn je.

syndicom setzt sich ein für eine direkte ökonomische Förderung unabhängiger journalistische Leistungen und gesamtarbeitsvertraglich geregelte Arbeitsbedingungen für die Medienschaffenden. Die finanzielle Unterstützung der Schweizerischen Depeschenagentur mit einem Gebührenanteil kann ein Zeichen setzen, dass es auch Bundesbern ernst ist mit der Stärkung des Service public in den Medien.

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