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Bereits beim Berufseinstieg 7% weniger Lohn

Junge Berufseinsteigerinnen verdienen 7% weniger als ihre Kollegen mit dem gleichen Bildungsabschluss. Da beide Geschlechter den gleichen Abschluss und keine Berufserfahrung vorweisen können, lässt sich die Differenz nicht mit unterschiedlichen Qualifikationen und Berufserfahrungen begründen. Die Gegner von Lohnkontrollen bezweifeln, dass bestehende Lohnunterschiede diskriminierend seien. Eine Studie zeigt jedoch, dass junge Frauen bereits von Beginn weg schlechter gestellt sind.


Der Lohnunterschied zwischen Mann und Frau beträgt rund 20 Prozent. Auch wenn unterschiedliche Qualifikationen, Anforderungen und Tätigkeiten berücksichtigt werden, bleibt rund ein Drittel des Lohnunterschieds (9 Prozent), der sich objektiv nicht erklären lässt. Diese Lohndifferenz gilt als diskriminierend. Der Bundesrat schlägt deshalb regelmässige Lohnkontrollen vor, um den Grundsatz „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“ endlich zum Durchbruch zu verhelfen. Die Gegner von Lohnkontrollen argumentieren nun, dass diese objektiv nicht erklärbaren Lohnunterschiede nicht diskriminierend seien. Es gäbe Faktoren wie die individuelle Leistung, die lohnrelevant seien, sich aber statistisch nicht erfassen liessen.

Eine Studie, die im Rahmen der Nationalen Forschungsprogramms NFP 60 zur Gleichstellung der Geschlechter durchgeführt wurde, zeigt ein anderes Bild. Die Studie „Belodis“ stellt fest, dass Frauen bereits beim Berufseinstieg 7% weniger verdienen als ihr Kollegen mit einem identischen Berufsabschluss. Unterschiedliche Berufserfahrung und Qualifikationen kommen beim Berufseinstieg noch nicht zum Tragen. Dennoch starten junge Frauen mit einem beträchtlichen Lohnrückstand ins Berufsleben. Abschlussnoten und Kompetenzen spielen für die Lohnhöhe kaum eine Rolle. Entscheidend ist das Geschlecht. Diesen Befund lässt sich auch bei Berufen beobachten, wo Frauen und Männer ausgeglichen vertreten sind.

Das Studienteam führt dies auf die unterschiedliche Erwartungshaltung der Arbeitgeber zurück. Diese gehen davon aus, dass Frauen eher ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder unterbrechen werden, um sich der Familie zu widmen. Es lohnt sich für die Arbeitgeber also vermeintlich nicht, zu viel in den Lohn und die Laufbahn von Frauen zu investieren. Demgegenüber steigen die Löhne der jungen Männer auch schneller an.

Das gegnerische Argument, die Lohndiskriminierung sei herbeigeredet und weitere lohnrelevante Faktoren durch die gewählte statistische Methode nicht erfassbar, sticht also nicht. Im Gegenteil: Bereits beim Start ins Berufsleben verdienen Frauen mit gleicher Ausbildung 7% weniger als ihre Kollegen. Dieser Wert unterscheidet sich nur wenig von der durchschnittlichen Lohndiskriminierung von 9% über alle Altersklassen.


Tagung «Wirksame Lohnkontrollen — jetzt!»
Freitag, 12. Juni 2015, Bern

Der Bundesrat wird im Herbst eine Gesetzesvorlage gegen die Lohndiskriminierung präsentieren. Er will Arbeitgeber mit 50 und mehr Mitarbeitenden verpflichten, regelmässig Lohnanalysen durchzuführen und diese von Dritten kontrollieren zu lassen. An der Tagung werden die vorgeschlagenen Massnahmen diskutiert. In den Workshops haben die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit verschiedenen Aspekten der Lohngleichheit auseinanderzusetzen. Die Tagung richtet sich an Personen, die in den Branchen und Betrieben an Lohnverhandlungen teilnehmen, und an weitere Interessierte.

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