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Besuch im Asylzentrum Juch in Zürich Altstetten

Die IG Migration in Zürich hat für alle Mitglieder der Region einen Besuch im Asylzentrum Juch in Zürich Altstetten organisiert. 32 Mitglieder besuchten das Zentrum, welches als Testbetrieb für die neu geplanten Bundeszentren dient, über welche wir am 5. Juni abstimmen.

© Idris Djelid

Im Kern der Abstimmung über die Asylgesetz-Revision, welche in einem Gesetzgebungsprozess von über 6 Jahren von der Bundesversammlung beschlossen wurde, geht es um die Beschleunigung der Asylverfahren. Dazu sollen sogenannte Bundeszentren eingerichtet werden, damit sich die wichtigsten Akteure des Asylverfahrens am gleichen Ort befinden. Um bei dem beschleunigten  Verfahren die Rechtsstaatlichkeit sowie die Fairness zu bewahren, erhalten alle Asylsuchenden Zugang zu einem unentgeltlichen Rechtsschutz. Die SVP spricht von Gratisanwälten und wegen den damit verbunden Kosten hat sie das Referendum gegen die Revision ergriffen.

 

Nun zu unserem Besuch. Das Testzentrum Juch wird seit Januar 2014 von der AOZ (Asylorganisation Zürich geführt). Ein Mitglied der Geschäftsleitung der AOZ hat uns eine Einführung in das Schweizer Asylwesen und einen Überblick über die aktuelle Flüchtlingssituation gegeben. Anschliessend wurde uns der Testbetrieb vorgestellt und das schnellere Asylverfahren erklärt. Die bisherigen Ergebnisse diesbezüglich seien durchwegs positiv und deshalb wünscht sich die AOZ am 5.Juni ein JA.

 



Vor dem gemeinsamen Mittagessen mit den Flüchtlingen hatten wir Gelegenheit, die Räumlichkeiten des Zentrums zu besichtigen. Das Zentrum liegt gleich an der Autobahn bei Altstetten in einem Industriegebiet und ist in einer ehemaligen Saisonnier-Barackensiedlung untergebracht und dementsprechend ungemütlich. Im Zentrum hat es Platz für rund 300 Personen, die maximale Aufenthaltsdauer beträgt 140 Tage.

 



Unsere Mitglieder verfolgten die Präsentationen mit grosser Aufmerksamkeit, es wurden viele Fragen gestellt und diskutiert. Als bei der Einführung Eritrea erwähnt wurde, fragte sogleich ein Mitglied, wie die Lage in Eritrea denn wirklich sei, da man ja in den Medien verschiedenste Einschätzungen lesen könne. Der Verantwortliche der AOZ betonte, dass die AOZ nicht die richtige Ansprechperson dafür sei. Er bezweifelt aber, dass Politiker nach einer kurzen Reise nach Eritrea behaupten können, das Land sei sicher genug, um Asylsuchende zurück zu schaffen, da er Eritrea auch schon persönlich besucht hat. Ich selbst habe auch schon mehrere Diktaturen in Afrika bereist. Es ist nicht immer einfach, eine Diktatur als solche zu erkennen. Fakt ist aber, dass momentan kein Land in Europa Asylsuchende nach Eritrea zurückführt, da dies aus menschenrechtlichen Gründen nicht zumutbar wäre.

 



Während der Besichtigung eines Aufenthaltsraumes kam die Frage auf, ob das Heim den Flüchtlingen den Internet-Anschluss gratis zur Verfügung stelle. Auf das Nein des Heimleiters hörte ich eine Stimme sagen: «Ja, recht so; wir haben ja auch kein gratis Internet und überhaupt, wer schaut für uns?» Aber die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt und könnte deshalb auch Flüchtlinge entsprechend etwas grosszügiger behandeln.

Was der IG Migration in der ganzen Flüchtlingsdiskussion fehlt, ist die Benennung der Fluchtursachen und deren Verantwortliche. Nicht viele Menschen verlassen ohne Not ihre Heimat. Was treibt diese Menschen in die Flucht? Es sind Kriege, Armut, wirtschaftliche Ausbeutung, die ungerechte Verteilung des Reichtums, die undemokratischen internationalen Organisationen, die politische und wirtschaftliche Unterstützung von Diktaturen durch reiche Länder, die Hoffnungslosigkeit usw. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir in den reichen Ländern mit unserem eigenen Konsumverhalten und unseren politischen Entscheidungen viel mehr zu diesen Ursachen beitragen, als wir denken.

 

Die IG Migration zeigt sich deshalb solidarisch mit den Asylsuchenden und empfiehlt die Asylgesetz-Revision am 5. Juni mit einem JA anzunehmen.

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