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Bilanz-Medienkonferenz: Tamedias Redaktionen protestieren

Am 13. März präsentierte Tamedia die Erfolgsbilanz 2013. Satte Gewinne waren, wie in den Vorjahren, zu erwarten. Zugleich zieht der Medienkonzern ein Sparprogramm nach dem anderen durch und erodiert die bestehenden Sozialpläne auf ein nicht akzeptables Minimum. Was Tamedia den Entlassenen zurzeit anbietet, ist ein schweizweiter «Asozialplan». 

 

Deshalb protestierten die derzeit betroffenen Redaktionen des Winterthurer «Landboten», der «Zürichsee-Zeitung» und des «Zürcher Unterländers» vor dem Hauptsitz in Zürich, während drinnen die Konzernleitung die Erfolgszahlen 2013 bekannt gab. syndicom, impressum und MitarbeiterInnen aus dem Stammhaus unterstützten die Forderungen mit ihrer Präsenz an der Werdstrasse.

Das reichste Medienhaus der Schweiz

Tamedia macht Jahr für Jahr hohe Gewinne und reduziert gleichzeitig die Ressourcen auf den Redaktionen. Jüngstes Beispiel: Bis zu 25 Stellen sollen bei der Zusammenführung des Winterthurer «Landboten» mit der «Zürichsee-Zeitung» und dem «Zürcher Unterländer» gestrichen werden.

Den geschassten RedaktorInnen präsentiert Tamedia einen einseitig erlassenen «Sozialplan», der diesen Namen gar nicht verdient. Statt die zum Teil langjährigen MitarbeiterInnen in den schwierigen Monaten nach der Entlassung mit dem bewährten – und mit den Personalkommissionen und Sozialpartnern ausgehandelten – «Sozialplan 2009» zu stützen, verweigert das reichste Medienunternehmen der Schweiz den Sparopfern die angemessene und nötige finanzielle Abfederung. Auch die Frühpensionierungsmodelle von 2009 sollen jetzt in der Versenkung verschwinden. Das ist ein Skandal.

Drohungen gegen Petitionäre

Seit sich die Redaktionen mit einer Petition an das Mutterhaus gewandt haben, hat sich die Situation noch verschärft. Nach einem kurzen Ablenkungsmanöver mit einem fadenscheinigen Aufbesserungsangebot, das kurz darauf wieder zurückgezogen wurde, verweigert Tamedia weiterhin jegliche Verhandlungen mit den Sozialpartnern und Personalkommissionen. Aber JournalistInnen, die sich für eine Rettung ihrer Redaktionen einsetzen, wurde die Kündigung angedroht. Der von der Konzernleitung ausgetüftelte «Asozialplan» soll schweizweit im ganzen Konzern zur Anwendung kommen. Also auch bei den derzeit weggesparten Drucktechnologen und Chauffeuren in Bussigny und Genf. Und bei den Kolleginnen und Kolleginnen der anderen Betriebe und Redaktionen von Tamedia – denn die nächste Sparrunde kommt bestimmt. Selbst wenn die Gewinne wie in den vergangenen Jahren mehr als komfortabel ausgefallen sind.

Tamedias Gewinnmarge (11,9% EBIT-Marge) und das Ergebnis im Geschäftsjahr 2013 (119 Millionen Franken) bleiben, auch wenn das Ergebnis von 2012 nicht ganz erreicht wurde, in schwindelerregenden Höhen, die von keinem anderen Medien­unternehmen erreicht werden. Profitieren konnten erneut vor allem die Aktionäre und die Geschäftsleitung, dafür soll beim Personal weiter gespart werden.

Millionen für Eigentümer – Krümel fürs Personal

syndicom geht davon aus, dass ein Jahresreingewinn von 119 Millionen Franken es dem Medienunternehmen Tamedia leicht machen sollte, in sein Personal und in die Qualität der Medien zu investieren: Dem Personal verdankt Tamedia die Gewinne, die sich in den letzten 10 Jahren kumuliert auf mehr als eine Milliarde Franken belaufen. In der Realität setzt Tamedia weiterhin auf Personalabbau einerseits und Fütterung der Aktionäre und der Geschäftsleitung andererseits. Gedanken über die Zukunft, die Belegschaft und den Erhalt der Qualität der hauseigenen Medien scheint man sich in den Chefetagen wenig zu machen – anders ist die für «oben» und «unten» vorgesehene Verteilung nicht zu erklären:

  • 47,7 Mio. Fr. für die Aktionäre, davon 36,5 Mio. Fr. für die Familie Coninx-Supino.
  • 6,4 Mio. Fr. für die Geschäftsleitung und 2,6 Mio. Fr. für den Verwaltungsrat.
  • 5 Mio. Fr. als Gewinnausschüttung, verteilt auf umgerechnet 3382 Vollzeitstellen.

Die Umsetzung des vor einem Jahr angekündigten und, wie die aktuellen Zahlen zeigen, unnötigen 34-Millionen-Sparpakets läuft permanent: Tamedia erreichte ihr Ergebnis durch rigorose Restrukturierungen, die Verweigerung genereller Lohnerhöhungen und schweizweite Entlassungen. syndicom fordert von Tamedia, die unrealistischen Gewinnvorgaben (EBIT-Marge von 15 Prozent!) fallenzulassen und künftig in das Personal, die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Medien zu investieren, statt einseitig die Taschen der Aktionäre und der Geschäftsleitung zu füllen.

Mit der aktuellen Politik der Geringschätzung der Angestellten gefährdet Tamedia die Zukunft der Medien: Tamedia muss sich als führendes Medien­unternehmen für einen Gesamtarbeitsvertrag für JournalistInnen einsetzen und endlich sozialpartnerschaftliche Verantwortung übernehmen. 

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