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«Blick» am Bahnhof

Auch Ringier trotzt der Krise erfolgreich – indem sie Druckereien schliesst und die Belegschaft auf die Strasse stellt. 

Haupteinnahmequelle von Ringier sind nach wie vor die Zeitungen und Zeitschriften. Konkrete Zahlen über einzelne gedruckte Titel gibt Ringier im Geschäftsbericht allerdings keine bekannt. Dafür erfährt man, dass Ringier bereits 25,7 Prozent des Umsatzes mit digitalen Aktivitäten wie Nachrichtenplattformen, Inserateportalen oder Radio und TV erwirtschaftet. 2012 waren es erst 18,3 Prozent. Man rechne damit, dass der Digital-Umsatz noch 2014 die 30-Prozent-Marke überschreite, sagte Ringier-CEO Marc Walder an der Medienkonferenz am 9. April in Zürich.

Nachrichtenmonopol via SBB

In den letzten Jahren investierte das Medienhaus 1,4 Milliarden Franken in die Entwicklung – weg vom klassischen Print-Verlag, hin zum Digital- und Unterhaltungsanbieter. Einen Zeithorizont, bis wann dieser Umbau sich lohnen soll, gibt Ringier allerdings nicht an. Zum Ausbau des digitalen Geschäfts passt auch Ringiers jüngstes Projekt: Auf dem Startbildschirm des SBB-Gäste-WLAN wird ab dem 14. April immer die «Blick»-Seite erscheinen. Bis Ende 2014 soll der Service an 50 Bahnhöfen aufgeschaltet sein. Auch in der Westschweiz wird Ringier ab 21. Mai an den Bahnhöfen die Landing-Page füttern, dort mit den Nachrichten von «L’Hebdo». Wer um die Qualität der öffentlichen Meinungsbildung besorgt ist, muss jetzt Fragen stellen.

Druckereien verschwinden

Ringier hat letztes Jahr 26,5 Millionen Franken verdient, das sind 5,7 Millionen weniger als 2012. Der Umsatz sank 2013 von 1,08 Milliarden auf 1,02 Milliarden Franken. Dafür konnte der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 23,7% auf 123,1 Millionen Franken gesteigert werden, die Marge nahm von 9,1% auf 12% zu. Die Verbesserungen verdankt der Medienkonzern aber nicht nur dem Digitalgeschäft, sondern auch diversen Restrukturierungen sowie der Redimensionierung von Swissprinters auf nur noch einen Standort in Zofingen. Im Klartext heisst das: auch hier haben die Mitarbeitenden den Gewinn mit ihren Arbeitsstellen bezahlt.

Ironie oder eiskalter Zynismus? Den Jahresbericht 2013 liess Ringier gestalten als «Hommage» an das «gute alte Druck-Handwerk».

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