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Chauffeure wehren sich mit blauen Hemden gegen das Zweiklassensystem bei den gelben Postautos

Morgen, Donnerstag, werden Fahrerinnen und Fahrer der privaten Postautounternehmen (PU) in verschiedenen Regionen der Schweiz unter dem Slogan «Ich bin kein PostAuto» gegen die Diskriminierung bei Lohn und Arbeitsbedingungen protestieren. Das ungerechte Zweiklassensystem bei PostAuto AG wird sichtbar gemacht, indem das betroffene Fahrpersonal ein blaues, statt ein gelbes Uniform-Hemd trägt. Die PostAuto AG hat im Vorfeld der Aktion mit einer Warnung an die Gewerkschaft syndicom reagiert und droht, dass sie die Verletzung der Kleidervorschriften nicht tolerieren werde.

Heinz Suter und Yasmina Ghalem von der Gewerkschaft syndicom präsentieren Hemden, Kleber und Kleinplakate für den Aktionstag der Postautochauffeure

Am Donnerstag, 18. Juli, ruft ein Aktionskomitee von Postauto-Fahrerinnen und -Fahrern zusammen mit der Gewerkschaft syndicom zu einem schweizweiten Protesttag auf. Sie verlangen die Gleichbehandlung aller PostautofahrerInnen bei Lohn und Arbeitsbedingungen und dass der entsprechende GAV für alle gelten soll: Für die Chauffeure und Chauffeusen der PostAuto AG ebenso wie für die Angestellten der Postautounternehmen (PU).
Am Protesttag wird das Fahrerpersonal ein blaues – nicht regelkonformes – Hemd mit einem syndicom-Logo tragen. Zudem sollen auf den Fahrzeugen Kleber und Kleinplakate mit dem Slogan «Ich bin kein PostAuto» angebracht werden. Ein Informationsflyer für die Fahrgäste und Buttons runden die Palette der Aktionsmittel ab. (Siehe Anhang 1)

Über 200 Chauffeusen und Chauffeure aus der ganzen Schweiz haben bisher Hemden und Aktionsmaterial bestellt. Sie wurde gestern per SMS über die Durchführung der Aktion am Donnerstag informiert.

Ungleichheit sichtbar machen
Die Schweizerische Post AG hat den Betrieb diverser Linien an private Postautounternehmen vergeben und schreibt ihnen vor, das Personal bloss nach einem Personalreglement anzustellen. Die Post sträubt sich dagegen, das gesamte Fahrpersonal unter den Gesamtarbeitsvertrag von PostAuto AG zu stellen und so einheitliche Anstellungsbedingungen für alle zu schaffen. Die Fahrerinnen und Fahrer der Subunternehmen sind dadurch um einiges schlechter gestellt als ihre Kolleginnen und Kollegen in den sogenannten Regiebetrieben.

Dabei lenkt die Fahrerin eines Postautounternehmens dasselbe Fahrzeug wie der Fahrer der PostAuto AG; beide tragen die gleichen Dienstkleider und dieselbe Verantwortung; beide sind demselben Stress im Strassenverkehr und demselben Zeitdruck der Fahrpläne ausgesetzt. Nur ihre Anstellungsbedingungen sind nicht die gleichen: Es gibt Lohnunterschiede von mehreren Tausend Franken pro Jahr, weniger Zulagen und andere Pausen- und Ferienregelungen (Details siehe Anhang 2).

Mit verschiedenen Aktionen hat der Fahrpersonal der PU auf diesen Missstand aufmerksam gemacht. Aber bei den PostAuto-Verantwortlichen stiessen sie auf taube Ohren. Die Firmenleitung schickte einzig den Mediensprecher vor, der das vage Versprechen abgab, das Thema werde in den kommenden GAV-Verhandlungen besprochen. Die Angestellten der PU erwarten aber, dass sich endlich auch PostAuto-Chef Daniel Landolf verbindlich zu dieser Frage äussert.

PostAuto droht

Auf die geplante Aktion hat PostAuto AG aber reagiert. In einem Schreiben an syndicom protestiert sie gegen die Verletzung der Kleidervorschriften und die Verwendung des Marken-Logos auf dem Aktionsmaterial und droht: «…, dass wir weder das Tragen von Pins mit unserer geschützten Marke noch das Tragen von Hemden, die nicht den Vorgaben von PostAuto entsprechen, tolerieren.» syndicom hat Kenntnis davon, dass verschiedene Postautounternehmen unter Druck gesetzt wurden, die Haltung von PostAuto AG gegenüber ihrem Personal durchzusetzen.

Für syndicom ist die Rechtslage hingegen klar: PostAuto kann den PU-Angestellten eine Beteiligung an der Aktion nicht verbieten und auch keine Sanktionen aussprechen. Zudem ist die Drohung wegen Verletzung des Markenrechts rechtlich nicht haltbar. syndicom empfiehlt den Postautounternehmern zudem, sich bei dieser Aktion neutral zu verhalten und ihr Personal gewähren zu lassen.

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