Das Zentrum der Gewerkschaft
Kommentar
Ende 2014 hatte unsere Region Tessin und Misox an der Delegiertenversammlung beantragt, einen Vertrauensleutetag zu organisieren. Nach langjährigem Engagement bei der Unia und als Präsident der Personalkommission im Flughafen Lugano war ich seit einigen Monaten Regionenleiter von syndicom.
Ich bin der Meinung, dass sich die Gewerkschaftstätigkeit betriebsintern entwickeln und direkt von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgehen sollte. Ich habe die Gewerkschaft immer als eine Kraft von unten gesehen, die auf den Forderungen und Kämpfen der Arbeitnehmenden beruht.
Die Gespräche in verschiedenen Komitees haben uns aber gezeigt, dass viele Berufsleute unsere Gewerkschaft zunehmend als unternehmens-externe Organisation betrachteten. Anstatt sich selbst einzusetzen und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen, delegierten sie immer mehr an die Gewerkschaftsprofis.
Das Gefühl der Zugehörigkeit und Solidarität, das seit jeher zur Gewerkschaftsbewegung gehört und wichtige soziale und vertragliche Errungenschaften möglich gemacht hat, scheint etwas abhanden gekommen zu sein.
Wir fragten uns deshalb, wie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder ins Zentrum der Gewerkschaft gerückt werden können. Daraus entstand die Idee einer nationalen Veranstaltung für und von den Milizerinnen und Milizern. Wir wollten den Arbeitnehmenden aus den verschiedenen Sektoren unserer Gewerkschaft einen freien Raum für Diskussionen und für den Ideenaustausch zur Verfügung stellen.
Es war uns wichtig, mehr zu erfahren über ihre täglichen Kämpfe und wie wir sie unterstützen können, damit die Gewerkschaftstätigkeit wieder ihren Platz im Unternehmen findet.
Der erste Vertrauensleutetag (auf den hoffentlich weitere folgen werden) fand am 21. Mai in Olten mit rund hundert Teilnehmenden aus allen Landesteilen statt. Ein echter Gewerkschaftsgeist war an diesem Tag spürbar, an dem die ArbeitnehmerInnen sowie ihre Ideen und Geschichten im Zentrum standen. Die engagierten und vielfach bewegenden Beiträge bestätigten einmal mehr, dass die Arbeitnehmenden selber das Image der Gewerkschaft prägen.
Ihr Engagement verdient unser aller Anerkennung!
