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Der Lieblingsbuchladen im Netz

Die Digitale Revolution macht auch vor der Welt der Bücher nicht halt. E-Books und E-Reader scheinen der neue Trend zu sein. Bisher dominierten die Riesen um Amazon den Markt. Doch die kleineren, unabhängigen Buchhandlungen holen auf. Zur Seite stehen ihnen die Buchzentren, die unter anderem die Web-Infrastruktur liefern. 

Schon heute wird die «Digitale Revolution» von ihrer Tragweite her mit der Industriellen Revolution vor rund 200 Jahren verglichen. Auch Buchhandlungen und Bücher wurden von der digitalen Welle erfasst. Das Buch in digitaler Form wird gemeinhin als E-Book bezeichnet. Die ins Deutsche übernommene Bezeichnung des «elektronischen Buches» steht für eine Umwälzung in der Bücherbranche, deren Ausmass noch nicht absehbar ist. Werden wir in 20 Jahren vielleicht gar keine gedruckten Bücher mehr lesen? Oder wird der E-Book-Verkauf stagnieren – alles nur halb so wild?

Therese Heiniger von der Berner Münstergass-Buchhandlung ist von der E-Book-Welle noch nicht gerade weggespült worden. Sie sagt: «Der Umsatz, den wir mit E-Books und E-Readern erzielen, liegt nach wie vor unter einem Prozent des Gesamtumsatzes.» Den Stellenwert des E-Book-Verkaufs ordnet sie daher als «noch nebensächlich» ein. Links liegen lässt man die elektronischen Bücher und Lesegeräte aber nicht. «Wir betrachten E-Books als Ergänzung zu unseren gedruckten Büchern. Deswegen machen wir – wenn auch dezent – Werbung für sie.»

Die Preise neu erschienener E-Books bewegen sich meist 20 bis 30 Prozent unter dem Preis für das gleiche Buch in gedruckter Form. Der neue Bestseller «Der Hof» von Simon Beckett kostet beispielsweise 28.50 Franken in gedruckter und 21 Franken in elektronischer Form. Dabei variiert der Erlös, den die Buchhandlung mit einem E-Book erzielt, zwischen 15 und 30 Prozent des Kaufpreises.

E-readers.ch

Neben Hinweisen auf das hauseigene E-Book- und Reader-Angebot im Laden ist die Münstergass-Buchhandlung mit www.e-readers.ch assoziiert. Die Seite wird vom westschweizerischen Buch- und Multimedia­zentrum OLF (Office du Livre Freiburg) betrieben. Sie dient kleineren und mittleren Buchhandlungen zum einfacheren Vertrieb von E-Books und E-Readern. «Seit 2010 gibt es ‹e-readers.ch›. Damit reagierten wir auf die Monopolstellung des Giganten Amazon mit seinem Kindle-Reader» sagt Nicolas Moser, Leiter Vertriebskanäle bei OLF.

«Die Buchhandlungen begegnen dem E-Book-Markt immer noch mit Skepsis, obwohl dieser langsam, aber stetig wächst. Kleinen und mittleren Buchhandlungen bieten wir mit ‹e-readers.ch› eine Plattform, die ihnen das Feld der elektronischen Bücher erleichtert.»

Das System von ‹e-readers.ch› ist lese- und benutzungsfreundlich: Die Interessierten besuchen die Internetseite und wählen aus den schweizweit im Moment 72 assoziierten Buchhandlungen ihre favorisierte aus. Es steht ihnen ein Angebot von rund 700 000 E-Books zur Verfügung. Die ausgesuchte Buchhandlung profitiert ab jetzt von jedem Kunden-Einkauf auf ‹e-readers.ch›. Zudem ist sie bei Fragen die direkte Ansprechpartnerin für Kunden. «Die KundInnen stehen ohne Umwege mit ihrer bevorzugten Buchhandlung in Kontakt», sagt Nicolas Moser. Erst 72 Buchhandlungen nutzen das Angebot von ‹e-readers.ch›. «Da gibt es noch viel Potenzial, denn E-Books bieten mehr Chancen als Risiken.»

e-bookit.ch

Ähnlich wie OLF arbeitet Comelivres, das eng mit dem deutschschweizerischen Buchzentrum in Hägendorf zusammenarbeitet. Mit www.e-bookit.ch bietet Comelivres verschiedene Shop-Lösungen für die Internetauftritte der kleinen und mittleren Buchhandlungen an. Damit können diese ihre E-Books einfach vertreiben. Auch E-Reader, mit denen man direkt auf den E-Book-Shop zugreifen kann, sind im Angebot. Dies bedeute eine Chance für kleine Buchhandlungen, die damit Terrain von den grossen Vertrieben zurückerobern, sagt Comelivres-Geschäftsleiter Rolf Merioz. Die deutlich grössere Nähe zum Kunden als bei Orell-Füssli oder Thalia müsse man auch im E-Book-Bereich nutzen. Merioz ortet noch Nachholbedarf bei den BuchhändlerInnen: «Was E-Books angeht, sind die Buchhandlungen noch nicht da, wo sie sein könnten. Aber es geht aufwärts!»

Mit E-Books und E-Readern muss man also nicht zwangsläufig die Riesen der Branche unterstützen. Genau wie beim gedruckten Buch kann man auch bei elektronischen Büchern die eigene Lieblingsbuchhandlung bevorzugen, ohne preisliche oder qualitative Einbussen zu machen.

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