Artikel

Der Weg zu «einer anderen Welt» führt über Montreal

Der Countdown hat begonnen: Vom 9. bis 14. August öffnet das Weltsozialforum in Montreal seine Tore. Zum ersten Mal seit der Gründung vor 15 Jahren findet es in einem Land des Nordens statt. Wir haben mit der Aktivistin Carminda Mac Lorin gesprochen, eine der tragenden Säulen des Organisationskollektivs. 

 

1500 Aktivitäten sind für diese Ausgabe vorgesehen, dreizehn «thematische Achsen» haben sich herauskristallisiert – nach langen internationalen Konsultationen und Reflexionsarbeit auf lokaler Ebene. Vor Ort und via Internet wurden ausgedehnte Seminare abgehalten, allein die ganze Themenfindung dauerte sechs Monate.

Menschliche Mobilität, Arbeitswelten

Laut Carminda Mac Lorin zeichnen sich gewisse Themen jetzt als Brennpunkte für die Treffen in Kanada ab. Ein zentraler Punkt sind für sie die Migrationsbewegungen: «Unter welchen Bedingungen kann menschliche Mobilität stattfinden, wenn überall an das Errichten von Zäunen und Mauern gedacht wird?» Zentrales Thema sind auch die Arbeitswelten und die Gewerkschaftsbewegung: «Wir planen eine Gewerkschaftsplattform mit grosser internationaler Beteiligung», betont die junge Verbandsaktivistin.

Klima-Aktion, Entkolonialisierung

Ökologie und Klimaschutz werden ebenfalls einen grossen Raum beanspruchen. Durch Zusammenarbeit mit der Trägerschaft der alternativen Klimakonferenz 2015 in Paris (www.cop21paris.org) werden Synergien angestrebt. Im Gegensatz zu den Staaten, die am Pariser Weltklimagipfel den Schutz der Umwelt vor allem verbal bekräftigten, will diese Bewegung innovative und nachhaltige Lösungen vorantreiben.

Das WSF richtet auch dieses Jahr wieder die Aufmerksamkeit auf die Lebensrealitäten und Erfahrungen indigenen Völker. Zahlreiche Beiträge sollen die Vielfalt der Gemeinschaften, ihre Weltbilder und ihre Auffassungen von gutem Leben aufzeigen. «Es ist vorgesehen, dass die indigenen Gemeinschaften den Eröffnungsmarsch am 9. August anführen», erklärt Carminda Mac Lorin. Auch im vergangenen April hatte der «Internationale Tag der Erde», der von indigenen Gruppen getragen wurde und an dem auch syrische Flüchtlinge teilnahmen, einen symbolischen Auftakt gemacht.

Überwindung des Sexismus, Aktivierung der Jugend

Die Genderdiversität und die Rolle der Jugend sind Querschnittsthemen bei allen Aktivitäten. «An diesem Forum wird die Erfahrung mit den Kämpfen weitergegeben, die in den letzten Jahren in Quebec und im ganzen Land geführt worden sind – eine ungewöhnliche Geschichte, die ein voller Erfolg war.»

«Alterglobalization» und Friedenskultur

Die weltweiten Widerstandserfahrungen müssten jetzt ausgetauscht und geteilt werden, über die Hemisphären hinweg. Nur so würden die sozialen Bewegungen und die Weltbürgerschaft in ihrem Zusammenspiel, ihren Aktionen und Visionen gestärkt. «Die weltpolitischen Realitäten und das verschärfte Hegemonialsystem zwingen uns zur Änderung unserer eigenen Denkmodelle. Unser Slogan ‹Eine andere Welt ist möglich› musste werden zu ‹Eine andere Welt ist nötig›. Gemeinsam können wir diese Welt aufbauen.»

«Wir wollen in Montreal darauf hinweisen, dass sich das Beziehungsmodell Nord - Süd verändert hat. Es gibt Norden im Süden und Süden im Norden. Das neoliberale System macht keine Unterschiede und wirkt sich sowohl im Norden als auch im Süden schädlich aus», sagt Carminda Mac Lorin, die das Kind einer salvadorianischen Mutter und eines französischen Vaters ist und in Kanada lebt.

syndicom spricht Reise-Beiträge

Die OrganisatorInnen sind überzeugt, dass zwischen 50 000 und 80 000 Personen und etwa 5000 Organisationen zusammengetrommelt werden können. Das Programm umfasst 1200 selbstverwaltete Aktivitäten, 300 kulturelle Anlässe, 135 «Konvergenzversammlungen», mehrere «Plattformen», darunter eine für Gewerkschaften, und rund fünfzehn grosse Konferenzen.

Dieses Jahr organisiert Alliance Sud keine Schweizer Delegation. Dafür offeriert syndicom ihren Mitgliedern, die ans Sozialforum reisen wollen, einen individuellen Weiterbildungsbeitrag von maximal 500 Franken. syndicom unterstützt traditionell auch einige JournalistInnen aus südlichen Ländern mit Reisebeiträgen. Interessierte wenden sich an Sergio Ferrari, sergioechanger[at]yahoo.fr., www.fsm2016.org

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden