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Die Schweiz spricht von Digitalisierung, vergisst aber die Arbeitnehmenden

Der Mensch steht im Mittelpunkt der Digitalisierung. Damit scheinen die Arbeitnehmenden nicht gemeint zu sein

© Tom Kawara

Heute, 20. November, findet die nationale Konferenz «Digitale Schweiz», organisiert durch das BAKOM, statt. Morgen, 21. November, doppelt dann «digitalswitzerland» mit dem landesweiten Digitaltag nach. Beide Veranstaltungen haben den Anspruch, eine umfassende Sicht auf die Digitalisierung der Schweiz zu werfen und Antworten für die Zukunft zu finden. Auffallend ist, dass beide Veranstaltungen den Menschen und die Arbeit erwähnen, dabei aber nicht die Arbeitnehmenden meinen. Sie verpassen eine Chance. 

Mit der Digitalisierung kommen umfassende Umwälzungen der Arbeitswelt und des Arbeitsmarktes auf die Gesellschaft zu. Dass sich die Veränderungen nicht aufhalten lassen, ist klar. Ebenso klar ist, dass sich die Umwälzungen gestalten lassen. Wir sind ihnen nicht hilflos ausgesetzt. 

Deshalb braucht es eine grundlegende und konkrete Diskussion über die Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt, die die Arbeitnehmenden miteinschliesst. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Digitalisierung in der Schweiz mit sozialer Verantwortung geschieht. 

Die Regeln anpassen, um die Chancen zu nutzen
Die Gewerkschaft syndicom stellt sich der Digitalisierung. Dazu braucht es klar Vorstellungen, wie die heutigen Bestimmungen angepasst werden müssen, um die Chancen für die Wirtschaft und die Arbeitnehmenden zu nutzen. Konkret fordert syndicom unter anderem: 

  • Ein Recht auf Weiterbildung. Die permanente Weiterbildung wird immer wichtiger. Die Halbwertszeit des Wissens wird immer kleiner. Doch Weiterbildung kostet Zeit und Geld. Damit Weiterbildung allen Mitarbeitenden offen steht, soll sich der Arbeitgeber an den Kosten beteiligen. Wo eine Sozialpartnerschaft existiert, kann dieses Recht in die Gesamtarbeitsverträge geschrieben werden. Wo keine Sozialpartnerschaft existiert, müsste es auf der gesetzlichen Ebene geregelt werden. 
  • Ein Recht auf Abschalten. Mit der Digitalisierung kommt es zur Entgrenzung der Arbeit. Heute können wir von überall, wann immer wir wollen, arbeiten. Damit das Wollen nicht zum Müssen wird, braucht es klare Regeln. Ansonsten riskieren wir zunehmend die Gesundheit der Arbeitnehmenden. Die entsprechenden Statistiken zu den Kosten von Stress aufgrund von Arbeit sind Vorboten dieser Entwicklung. 
  • Zertifizierung von Plattformen. Die zunehmende Bedeutung der Plattformarbeit stellt die soziale Sicherheit der Arbeitnehmenden in der Schweiz immer mehr in Frage, da diese eng an die Erwerbarbeit gekoppelt ist. Damit die Auftraggeber ihre soziale Verantwortung wahrnehmen können, braucht es Plattformen mit Sozialversicherungspflicht, die sich an die Mindeststandards halten. Eine Zertifizierung von Plattformen ist ein möglicher Weg.

Giorgio Pardini im Interview im Wirtschaftsmagazin «Trend» von SRF

Giorgio Pardini im Interview im Wirtschaftsmagazin «Trend» von SRF zum Thema Künstliche Intelligenz vom Samstag, 18.11.2017.

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