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Digitales Aufrüsten auf Kosten der Angestellten

Mit Gewinnmargen von rund 10%, bei Tamedia sogar von 20%, haben die Schweizer Mediengruppen 2014 insgesamt gute Ergebnisse erzielt. Die Auswirkungen der Krise scheinen nachzulassen, die kostspielige digitale Wende wurde vollzogen. Aber diese Erträge gehen auch auf Kosten der Angestellten, die den Preis für die Restrukturierungen bezahlen.

 

Konzentriert man sich nur auf den Gewinn, so könnten die Verluste von 40 Millionen bei der NZZ und von 6 Millionen bei den AZ Medien beunruhigen. Gründe für diese Verluste sind bei der NZZ Rückstellungen für die Schliessung des Druckzentrums in Schlieren (Sozialplan) und umfangreiche Wertberichtigungen. Bei den AZ Medien führten Abschreibungen, Investitionen und Veränderungen im Konsolidierungskreis zum negativen Ergebnis. Der Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda), der die Finanzkraft der Unternehmen anzeigt, fällt aber für alle Mediengruppen mit einer beachtlichen Gewinnmarge von 8 bis 20% besser aus.

Die digitale Wende (Smartphone- und Tablet-Boom, Verschiebung der Werbegelder ins Internet etc.) erfordert grosse Investitionen, die sich häufig erst Jahre später bezahlt machen. Deshalb schreiben die Nummer 3 und 4 der Schweizer Presse Verluste. Es ist wie bei der Mondlandung – wer als erster die Fahne einsteckt, hat das Terrain abgesteckt und erdrückt die Konkurrenz. Die Marktführerin Tamedia hat in den letzten zwölf Jahren 1,9 Milliarden für Übernahmen (auch im Printbereich) investiert. Ringier hat in acht Jahren 1,6 Milliarden ausgegeben, davon 960 Millionen für die Diversifizierung des Angebots hin zur Information und Anzeigen im Internet. Für Ringier, die Nummer 2 in der Schweiz, ist das Digitalgeschäft höchst profitabel (ein Drittel des Umsatzes, aber die Hälfte des Ebitda). Laut Michael Ringier, Miteigentümer und Präsident der Mediengruppe, wird das traditionelle Geschäft insgesamt durch den Bereich elektronische Medien subventioniert (24Heures, 16.4.15). Dabei vergisst er zu sagen, dass die Printmedien weitgehend für sich allein rentabel sind und die Websites ihre Werbung in der Printpresse nicht bezahlen – und diese hat nicht die milliardenschweren Investitionen der letzten Jahre benötigt!

Zudem werden die Erträge im Endeffekt zu einem grossen Teil durch Restrukturierungen (Entlassungen, kostengünstige Sozialpläne) im Printbereich und in den Druckereien erzielt. Bei Ringier heisst das: «Optimierung der Kosteneffizienz im traditionellen Publishing-Geschäft».

Tabelle: Gerundete Kennzahlen 2014 (2013) der wichtigsten Schweizer Mediengruppen*, in Mio. CHF

 


* Die Zahlen von Hersant Schweiz (Gruppe ESH Médias) sind nicht öffentlich. 2012 erwirtschaftete das Unternehmen (gemäss Le Point) einen Umsatz von 93 Millionen Franken und beschäftigte 350 Angestellte. Der Umsatz für die Basler Zeitung Medien (158 Angestellte) belief sich 2013 auf 126 Millionen Franken.
** davon 721,2 (710,7) in der Schweiz und in Deutschland.
*** davon 2681 in der Schweiz und in Deutschland.

 

Yves Sancey

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