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Dringender Appell an den Verwaltungsrat der TX Group und die Verlegerfamilie Supino-Coninx

Die Mediengewerkschaft syndicom hat der TX Group im Hinblick auf die Aktionärsversammlung vom Freitag, 3. April 2020, einen dringenden Antrag gestellt. Darin wird der Schweizer Grossverlag aufgefordert, die vom Verwaltungsrat und der Unternehmensleitung geplanten Dividenden und gewinnabhängigen Vergütungen fürs Geschäftsjahr 2019 zur Bewältigung der Corona-Krise einzusetzen.

© TX Group

Konkret soll mit den insgesamt mehr als 37 Millionen Franken, welche aus dem Geschäftsjahr 2019 resultieren, ein Fonds für Medienvielfalt und gute Arbeitsbedingungen geäufnet werden. Der Fonds soll vom Verwaltungsrat und den Personalvertretungen gemeinsam verwaltet werden. 

Medienvielfalt und Kündigungsschutz statt Dividendenschutz
Immer mehr Unternehmen sind bereit, angesichts der tiefgreifenden Corona-Krise die Dividenden zu streichen. Anstatt Dividenden an die Aktionäre auszuzahlen, setzen sie dieses Geld für die Bewältigung der Coronavirus-Krise ein. Es ist stossend, wenn Firmen, die Staatskredite oder, wie die TX Group, Kurzarbeitsgelder beziehen, gleichzeitig mit grosszügigen Dividendenzahlungen die eigene Firma schwächen. Deshalb fordert syndicom, dass die Hauptaktionäre der TX Group auf die Dividenden für 2019 verzichten und dieses Geld verwenden, um die Medienvielfalt konzernintern abzusichern und um hochwertige Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.   

Die Rolle der Medien in Krisen-Zeiten
Funktionierende Medien sind gerade in einer Krise, welche das Gesundheitswesen, die Wirtschaft als Ganzes, die Politik und die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert, von fundamentaler Bedeutung, um kompetent, verlässlich und kritisch zu informieren.

Die Medienschaffenden der TX Group bzw. Tamedia haben ihren Job trotz erschwerter Umstände bisher sehr gut gemacht. Und die DruckerInnen nehmen das Risiko auf sich, jeden Tag am Arbeitsplatz zu erscheinen, um die Herausgabe der Zeitungen und damit den Informationsfluss zu garantieren. Damit die Angestellten der TX Group bzw. Tamedia ihre Arbeit mit der notwendigen Sorgfalt und Professionalität weitermachen können, braucht es Verleger und Aktionäre, die voll und ganz hinter ihren Medien und ihren Angestellten stehen und in diese investieren.  

 

Wortlaut des Antrags

Dringender Antrag und Appell von syndicom an den Verwaltungsrat der TX Group und die Verlegerfamilie Supino-Coninx

Antrag:  Die TX Group äufnet mit den Dividenden und den gewinnabhängigen Vergütungen 2019 einen Fonds für Medienvielfalt und gute Arbeitsbedingungen, der vom Verwaltungsrat und den Personal- und Redaktionskommissionen PeKo der TX Group verwaltet wird. 

Die Generalversammlung der TX Group (vormals Tamedia) findet in voller Corona-Krise wie geplant am 3. April statt. Die Aktionäre sind zwar nicht anwesend, wurden aber eingeladen, schriftlich über die verschiedenen Traktanden abzustimmen.   

Da die Verlegerfamilie Supino-Coninx 70% der Aktien besitzt, richtet sich dieser Appell primär an diese und an Herrn Supino, der als Familienmitglied gleichzeitig Verwaltungsratspräsident ist:  

  • Gründen und äufnen Sie mit den Dividenden Ihrer Aktionärsmehrheit und mit den gewinnabhängigen Vergütungen der Unternehmensleitung und des Verwaltungsrats für das Jahr 2019 einen Fonds zur konzerninternen Sicherung der Medienvielfalt, der Arbeitsplätze und der Arbeitsbedingungen. 

Immer mehr Unternehmen sind bereit, angesichts der tiefgreifenden Corona-Krise die Dividenden zu streichen. Anstatt Dividenden an die Aktionäre auszubezahlen, setzen sie dieses Geld für die Bewältigung der Coronavirus-Krise ein. Es ist stossend, wenn Firmen, die Staatskredite oder wie u.a. die TX Group Kurzarbeitsgelder beziehen, gleichzeitig mit grosszügigen Dividendenzahlungen die eigene Firma schwächen.

Deshalb fordern wir Sie auf, auf die Dividenden zu verzichten und dieses Geld zu verwenden, um die Medienvielfalt konzernintern abzusichern und um hochwertige Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.  

Funktionierende Medien sind gerade in einer Krise, welche das Gesundheitswesen, die Wirtschaft als Ganzes, die Politik und die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert, von fundamentaler Bedeutung, um kompetent, verlässlich und kritisch zu informieren. Die Medienschaffenden der TX Group bzw. Tamedia haben ihren Job trotz erschwerter Umstände bisher sehr gut gemacht. Und die DruckerInnen nehmen das Risiko auf sich, jeden Tag am Arbeitsplatz zu erscheinen, um die Herausgabe der Zeitungen und damit den Informationsfluss zu garantieren. Damit die Angestellten der TX Group bzw. Tamedia ihre Arbeit mit der notwendigen Sorgfalt und Professionalität weitermachen können, braucht es Verleger und Aktionäre, die voll und ganz hinter ihren Medien und ihren Angestellten stehen und in diese investieren.   

Bei über einer Milliarde Franken Umsatz beträgt der Gewinn 2019 der TX Group satte 98 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat hat der Aktionärsversammlung Anfang März - vor dem vollen Ausbruch der Corona-Krise - eine Dividendenausschüttung von total 37 Millionen beantragt und für die 8-köpfige Unternehmensleitung Vergütungen von insgesamt über 8 Millionen sowie für den Verwaltungsrat mehr als 2 Millionen Franken vorgesehen. Die durch einen Aktionärsbindungsvertrag mit 70% beteiligte Verlegerfamilie hat in den Jahren von 2010 bis 2018 mehr als zwei Drittel von 429,4 Millionen CHF Dividendenzahlungen erhalten. 

Wenn auf die aktuellen Dividenden nicht verzichtet wird, kommt der Eindruck auf, der Spitze des Unternehmens sei das Füllen der eigenen Taschen  wichtiger als die Rettung der Medien, der Erhalt einer Medien- und Meinungsvielfalt und das Schicksal der Angestellten.  

Wenn Sie mit einer aussergewöhnlichen Situation konfrontiert sind, brauchen Sie aussergewöhnliche Antworten. Nun muss die Verlegerfamilie als Mehrheitsaktionärin zeigen, dass sie in einer aussergewöhnlichen Situation aussergewöhnliche Entscheidungen treffen kann.   

Wir appellieren daher an Sie als Mehrheitsaktionär, Ihr Gewicht einzusetzen, und den Antrag auf Äufnung des Fonds für Medienvielfalt und zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Arbeitsbedingungen anzunehmen. 

 

syndicom
Stephanie Vonarburg
Vizepräsidentin Leiterin Sektor Medien                                                             Bern, 1. April 2020

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