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Eine Spezialistin für engagierte Frauen

In ihrem kürzlich erschienenen Buch «Laure Wyss – Leidenschaften einer Un­angepassten» zeichnet die Journalistin, Dozentin und Autorin Barbara Kopp das Leben einer für die Schweizer Mediengeschichte eminent wichtigen Frau nach, die auch die Biografin beeinflusst hat. 

© Sabine Rock

 

Sie legt den Velohelm und ihre Tasche auf das Tischchen im Café, bestellt ein kühles Getränk. Ein bisschen viel um die Ohren habe sie im Moment, lacht Barbara Kopp: Sie gibt Interviews, liest aus ihrem gerade erschienenen Buch und kümmert sich zusammen mit der Kulturunternehmerin Rea ­Eggli um die Website . Und sie erzählt von den alten Filmen von Laure Wyss, auf die sie im Archiv des Schweizer Fernsehens gestossen ist und die sie an ihrer nächsten Veranstaltung in der Zürcher Barfussbar zeigen möchte.

Barbara Kopp ist Journalistin und Autorin, unterrichtet an der Schweizer Journalismusschule MAZ und am Bildungszentrum EB Zürich, sie bietet Textcoachings an und hat zwei viel beachtete Bücher geschrieben: «Die Unbeirrbare – Wie Gertrud Heinzelmann den Papst das Fürchten lehrte» erschien 2003; zehn Jahre später ist, wiederum im Zürcher Limmat-Verlag, die Biografie «Laure Wyss – Leidenschaften einer Unangepassten» herausgekommen. Für die Autorin Barbara Kopp gibt es Parallelen: Beide Frauen, 1913 und 1914 zur Welt gekommen, kämpften ein Leben lang für die Rechte der Frauen; sie waren zwar sehr verschieden, aber beide kompromisslos im Denken und Handeln.

Dass Barbara Kopp bei den Recherchen zur Heinzelmann-Biografie auf den Nachlass von Laure Wyss stiess, war Zufall. Doch die Idee, eine Biografie über Laure Wyss zu ­schreiben, liess sie nicht mehr los. «Als junge Journalistin hätte ich sie gerne als Vorbild gehabt», sagt sie. «Aber als ich Journalistin wurde, war Laure Wyss schon längst als Redaktorin des ‹Tages-Anzeiger Magazins› pensioniert.» Laure Wyss gehörte zu den GründerInnen des «Tages-Anzeiger Magazins».

Zeit fürs Schreiben

Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte besuchte Barbara Kopp die Ringier-Journalistikschule und trat der damaligen Schweizerischen Journalistinnen- und Journalisten-Union (SJU) bei, Vorläuferorganisation von comedia und syndicom. «Die Aktivitäten des SJU-Frauenrats gefielen mir sehr», sagt sie. «Wir diskutierten über die Darstellung der Frauen in den Medien, über Frauen- und Männersprache, wir lasen Luise F. Pusch und andere Autorinnen, sehr spannend.» Als frei Erwerbende suchte sie nach zwei, drei verschiedenen Standbeinen: Unterrichtstätigkeit, Schreiben für Zeitungen, Stages beim Fernsehen, Mitarbeit bei «10 vor 10», «Rundschau», dann eine Teilzeitanstellung beim recht frechen Frauen-TV-Magazin «Lipstick». Ihr Arbeitsverhältnis beim Fernsehen bot ihr die Möglichkeit, die Erwerbsarbeit und das Schreiben am ersten Buch, der Biografie der Juristin und Frauenrechtskämpferin Gertrud Heinzelmann, zu kombinieren. «Lipstick», fügt Barbara Kopp an, sei übrigens eine Nachfolgesendung des Frauenmagazins am Schweizer Fernsehen gewesen, das Laure Wyss 1958 gegründet und bis 1962 moderiert und geleitet hatte. Beides waren Vorabendmagazine und als solche Nischenprodukte mit Renommee, aber sie liessen ihre Macherinnen gewähren. Und beide hatten den publizistischen Vorzug, ein bisher unterschätztes Publikum zu erreichen.

Zermürbende Erfahrungen aus einer anderen Zeit

In ihren mehrjährigen Recherchen über Laure Wyss, beim Lesen ihrer Tagebücher, ihrer geistreichen und leidenschaftlichen Briefe an den Geliebten, ihrer Korrespondenz mit dem Sohn und amtlichen Akten, in Gesprächen mit Zeitzeugen hat Barbara Kopp sehr viel erfahren über das Leben der ebenso verletzlichen wie streitbaren Frau. Was für zermürbende Kämpfe um die elterliche Gewalt, was für beleidigende Erfahrungen als alleinerziehende Mutter, wie viele demütigende Begegnungen mit den Behörden! Solche Dinge möchte man sich lieber nicht mehr vorstellen.

Mit ihrem Buch möchte Barbara Kopp einer jüngeren Generation näherbringen, wie Laure Wyss als alleinerziehende berufstätige Mutter kämpfen musste und was sie für die Sache der Frauen und als Journalistin geleistet hat.

* Charlotte Spindler, freie Journalistin in Zürich

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