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Einigung über die Begleitmassnahmen bei Tamedia Publications romandes

Der Kampf für eine lebendige Presselandschaft und einen qualitativ hochwertigen Journalismus geht weiter.

© Thierry Porchet

Die Redaktionen der Westschweizer Tageszeitungen «24 heures» und «Tribune de Genève» haben der mit Tamedia ausgehandelten Einigung über die Begleitmassnahmen bei den geplanten Kündigungen zugestimmt. syndicom begrüsst zwar, dass anstatt 24 «nur» noch 20 Kündigungen ausgesprochen und die Entschädigungen erhöht werden. Der Angriff auf die Qualität und Vielfalt der Presse durch eine Mediengruppe, der es finanziell ausgesprochen gut geht, bleibt aber ein Problem. Umso skandalöser ist es, dass heute nach dem gleichen Muster auch 5 Entlassungen bei der «Berner Zeitung» angekündigt wurden.
Da die entlassenen Kolleginnen und Kollegen nie ersetzt werden, wächst der Druck auf die Redaktionen weiter. syndicom ist bereit, mit der aus der Mobilisierung in der Romandie entstandenen Unterstützungsbewegung zusammenzuarbeiten.


Nach Ankündigung der brutalen Restrukturierung bei «24 heures» und «Tribune de Genève» ist in der Westschweizer Bevölkerung eine breite Unterstützungsbewegung entstanden. Mit ihr im Rücken konnten die Personalvertretungen mit der Direktion von Tamedia Suisse romande über eine Reduktion des Stellenabbaus und über die Begleitmassnahmen verhandeln. Da syndicom noch nicht als Sozialpartnerin des in der Romandie geltenden GAV anerkannt ist, nahm die Gewerkschaft nicht an den Verhandlungen teil. Sie unterstützt aber die Verhandlungsdelegation und die betroffenen ArbeitnehmerInnen mit rechtlicher und gewerkschaftlicher Beratung.

syndicom beurteilt die Einigung mit Ambivalenz: Einerseits ist es den Personalvertretungen gelungen, das Sozialplanangebot von Tamedia erheblich zu verbessern. Andererseits wird die Demontage der regionalen Presse damit nicht gebremst.

Begrüssenswert ist, dass die Entschädigungen bei Arbeitslosigkeit nach der Kündigungsfrist um zwei Monate verlängert wurden. Erhöht wurde auch der Fonds, mit dem unter anderem Weiterbildungen und Umschulungen finanziert werden. Weiter wurde erreicht, dass nur 20 der ursprünglich geplanten 24 Kündigungen ausgesprochen werden. Im Falle freier Stellen und bei Versetzungen innerhalb der Mediengruppe soll es zudem die Möglichkeit zu Wiedereinstellungen geben. Dadurch dürften am Ende tatsächlich weniger Personen von einer Kündigung betroffen sein.

Dennoch: Angesichts der ausgezeichneten Finanzlage von Tamedia (334 Millionen Gewinn im Jahr 2015, einhergehend mit einer Verdoppelung der Direktionssaläre) bleibt das Ergebnis enttäuschend. Die wirtschaftliche Stärke, aus der Tamedia den Abbau weiterführt, verstärkt das Unverständnis und die Wut des Personals sowie der Öffentlichkeit. Tamedia ist ein mächtiger Medienkonzern, der über 50% der abonnierten Tagespresse in der Romandie beherrscht. Es stimmt zwar, dass die Werbeeinnahmen schwinden und zunehmend in die Online-Medien fliessen, doch Tamedia ist längst auch einer der grossen Player im Online-Rubrikenmarkt. Und in diesen Bereichen steigen die Gewinne exponential.

Aus dieser Position heraus hat Tamedia auch eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und der Zivilgesellschaft, den Qualitätsjournalismus zu sichern und hochstehende Informationen zu produzieren. Das hat seinen Preis und erfordert von Seiten aller Beschäftigten im Medienbereich enorm viel Engagement und Arbeit. Letztlich hängt davon auch das Funktionieren der Demokratie ab, denn sie braucht gut informierte Bürgerinnen und Bürger, die sich eine eigene Meinung bilden können.


syndicom wird mit der Bewegung zusammenarbeiten, die durch die Petition für den Erhalt der Medien in der Romandie entstanden ist. Eine Koordination mit weiteren Regionen der Schweiz – man denke an «Rettet den Bund» und «Rettet Basel» – ist denkbar.

Mit der heutigen Ankündigung, auch bei der «Berner Zeitung» wegen rückgängiger Werbeeinnahmen 5 Stellen streichen zu wollen, desavouiert sich Tamedia noch mehr. Ein Medienunternehmen, das seine Publikationspolitik allein von den Werbeeinahmen abhängig macht, anstatt in den Journalismus zu investieren, verliert bei Leserinnen und Lesern die Glaubwürdigkeit.

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