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Energische Kämpferin für gewerkschaftliche Anliegen

Am Kongress wurde die bisherige Co-Präsidentin Danièle Lenzin verabschiedet. Nach 14 Jahren engagierter Gewerkschaftsarbeit, 8 davon an der Verbandsspitze, möchte sie sich nochmals in ein neues berufliches Abenteuer stürzen.

 

© Margareta Sommer


Es ist nicht ganz einfach, sich syndicom ohne Danièle Lenzin vorzustellen. Und es ist auch nicht ganz einfach, sich Danièle Lenzin ohne die Gewerkschaft vorzustellen. Seit der Gründung von syndicom, der neuen grossen Gewerkschaft Medien und Kommunikation, der grössten für unsere vereinigten Branchen, war sie Co-Präsidentin der Organisation. Davor fünf Jahre lang Co-Präsidentin der Mediengewerkschaft comedia. Immer voller Energie vorwärtsdrängend, wissbegierig, lösungsorientiert und durchaus auch hart, wenn es darum ging, die Interessen der Gewerkschaft und ihrer Mitglieder gegenüber Arbeitgebern und politischen Gegnern zu verteidigen. Danièle Lenzin ist nicht gross von Gestalt, aber sie ist oft über sich selbst hinausgewachsen, hat gekämpft und gewonnen – in den GAV- und Lohnverhandlungen – und manchmal auch einstecken müssen. Bei der Abstimmung zur Buchpreisbindung beispielsweise oder erst kürzlich bei der Liberalisierung des Arbeitsgesetzes, gegen die sie sich nicht nur in den Wochen und Monaten vor der Abstimmung engagiert hat, sondern schon seit Jahren.

Wie stark sich die Gewerkschaftsarbeit verändert und nicht zuletzt professionalisiert, hat sie in den letzten 14 Jahren hautnah miterlebt. «Die Fusionen», sagt sie, «von Unia und natürlich auch von syndicom, haben die gewerkschaftlichen Strukturen in der Schweiz tiefgreifend verändert». Aber auch in der persönlichen Erfahrung sei es doch ein ganz anderes Aufgabengebiet, eine grosse Organisation mit weit über hundert Mitarbeitenden und rund 40'000 Mitgliedern zu leiten als eine kleine Branche, wie anfangs (2001-2005) als Zentralsekretärin der Branche Buch und Medienhandel bei comedia. Allerdings hatte sie sich schon 2001 am VMI zur Verbandmanagerin weitergebildet. Beides war und ist Danièle Lenzin sehr wichtig: Der persönliche Kontakt und die Arbeit in und mit Gruppen einerseits, und die strukturelle Weiterentwicklung der Organisation andererseits. «Die Gewerkschaften haben einen Doppelcharakter», erklärt sie: «Sie sind eine Bewegung und gleichzeitig eine Institution. Ihre Mitglieder erwarten nicht nur politisches Engagement, sondern auch, dass wir über ein Backoffice verfügen, das ihren Ansprüchen gerecht wird». Und die Ansprüche an den Service seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Nach Anfängen im Buchhandel – in den 80er Jahren führte Danièle Lenzin zusammen mit anderen eine Genossenschaftsbuchhandlung in Winterthur – hatte sie unter anderem Sozial- und Wirtschaftsgeschichte studiert und ein Buch über die Frauenbefreiungsbewegung geschrieben., Ende der 90er Jahre entschloss sie sich, ihr politisches Interesse und Engagement auch beruflich umzusetzen. Und das heisst auch, professionell – denn halbe Sachen sind Lenzins Sache sicher nicht. Dabei wurde ihr schnell bewusst, wie wichtig der Kontakt zur Basis für die politischen Sekretärinnen und Sekretäre ist. Es genüge nicht (mehr), einmal in der Branche gearbeitet zu haben, denn die Arbeitswelt verändere sich ständig und mit ihr auch die Probleme und Bedürfnisse der Mitglieder. Und die Fussballbegeisterte fügt an: «Man muss – als Sekretärin ebenso wie als Organisation – immer am Ball bleiben, und das geht nur, wenn man den Mitgliedern gut zuhört.» Beides müsse sich ständig weiterentwickeln, die Gewerkschaft und der einzelne Mensch, davon ist Danièle Lenzin überzeugt. Nicht zuletzt darum war es ihr immer ein Anliegen, Sitzungen und gewerkschaftliche Veranstaltungen spannend zu gestalten und die TeilnehmerInnen mit Workhops oder anderen Formen einzubeziehen.

Weiterentwicklung ist das Feuer, das in Danièle Lenzin lodert und mit dem sie auch auf andere zugeht – die dann meistens Gewerkschaftsmitglieder werden, wenn sie es nicht schon sind. Weiterentwicklung ist aber auch das wichtige Credo, das die scheidende Co-Präsidentin syndicom mit auf den Weg gibt: Stillstand bedeutet den Tod. Weiterentwicklung ist auch das, was sie persönlich immer weiter antreiben wird. In den letzten Monaten hat sie neben den von ihr betreuten Dossiers, wie der am Kongress verabschiedeten Beitragsharmonisierung etc.  eine Ausbildung zur Erwachsenbildnerin absolviert. Im Vorfeld der Abstimmung zur Mindestlohninitiative wird sie viel Kampagnenschulung betreiben. Ob sie in Zukunft diesen Weg weiterverfolgt oder wieder eine Verbandsführung übernimmt, ist aber noch unklar. Auf jeden Fall gehe sie noch nicht in Pension, versichert Lenzin mit ihrem erfrischenden Lachen: «Obwohl ich das kürzlich tatsächlich von einem Sozialpartner gefragt wurde». Nicht nur dieser wird wohl noch mit ihr rechnen müssen. 

 

Nina Scheu

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