Artikel

Etappenziel erreicht: 4000 Franken Mindestlohn

Das Erfreuliche der Lohnrunde 2016 im Buchhandel zuerst: Der Mindestlohn im ersten Jahr nach der Lehre wird um 50 Franken erhöht. Nach jahrelangen Diskussionen haben die Buchhändlerinnen endlich einen Mindestlohn von 4000 Franken. 

 

Drei Mal 50 Franken: So ­lautete die Forderung, die syndicom dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) vorgelegt hatte:

  • 50 Franken mehr Lohn für alle Angestellten im Buchhandel,
  • 50 Franken Erhöhung aller Mindestgehälter,
  • 50 Franken Erhöhung des Mindestlohnzuschlags für Haushaltvorstände auf 250 Franken.

Das Verhandlungsergebnis, die Erhöhung des Mindestlohns im ersten Jahr nach der Lehre um 50 Franken, ist deshalb ein Erfolg, der die Verhandlungsdelegation und den Vorstand nicht so recht zu begeistern vermochte. «Es ist wie ein Geburtstagsgeschenk, das man schon vor drei Jahren versprochen bekommen hat und erst jetzt erhält», kommentierte Tristan Pfaffen von der syndicom-Delegation. Der Branchenvorstand hat das Verhandlungsergebnis am 6. November akzeptiert. Endlich haben die BuchhändlerInnen einen Mindestlohn von 4000 Franken (für nicht buchhändlerisch Ausgebildete gilt dies ab dem 4. Berufsjahr).

Löhne stagnieren

Problematisch ist, dass keine der anderen Forderungen Gehör fanden und somit die Löhne im Buchhandel weiterhin stagnieren. Obwohl der Vorstand Buch und Medienhandel überzeugt war, mit seiner Forderung der wirtschaftlichen Lage des Buchhandels Rechnung zu tragen, lehnte der SBVV in den Verhandlungen generelle Lohnerhöhungen ab. Das heisst, dass einzig Berufseinsteigerinnen in den Genuss einer Lohnerhöhung kommen.

Zu denken gibt auch, dass der 1. Mindestlohn (direkt nach der Lehre) den 2. Mindestlohn (ab 4. Berufsjahr) immer mehr einholt: 2008 war die Berufserfahrung noch 330 Franken wert. Jetzt beträgt der Unterschied vom 1. zum 2. Mindestlohn nur noch 170 Franken.

Abstand zum Detailhandel

Besonders für langjährige Buchhändlerinnen heisst das, dass ihr Lohn trotz leicht negativem Konsumentenpreisindex (–0.2% im September) weiterhin der Entwicklung der Mieten, der ÖV-Preise und insbesondere der Krankenkassenprämien hinter­her­hinkt. Die Prämien steigen auch 2017 wieder massiv und belasten die BuchhändlerInnen überdurchschnittlich. Und auch der Rückstand auf die Löhne im Detailhandel vergrössert sich. Ältere BerufskollegInnen sagen deutlich, dass diese Lohnrunde sie frustriert hat.

Die ArbeitgebervertreterInnen machten vor allem sinkende Umsätze und stagnierende Preise für ihre ablehnende Haltung geltend. Es muss jedoch gesagt werden, dass nicht nur die Umsätze sinken, sondern auch die Personal- und Fixkosten, da auch Stellen und Verkaufsflächen massiv abgebaut wurden.

Paritätische Lohnstudie geplant

Die Vertreterinnen des SBVV verwiesen an der Lohnverhandlung auf die Lohnstudie, die syndicom gemeinsam mit dem SBVV durchführen wird. Die Resultate dieser Studie sollen 2017 an einer Branchen-Tagung diskutiert werden und werden die Grundlage für eine breit geführte Lohndiskussion bilden. Die Hoffnung ist, dass dann auch der SBVV den Handlungsbedarf erkennt.

syndicom rät allen Buchhändlerinnen, bei ihren Vorgesetzten vorstellig zu werden und eine Lohnerhöhung zu verlangen. Mit Spannung erwarten wir auch die Verhandlungsergebnisse bei Orell Füssli, wo die Mitarbeiterinnenvertretung betriebseigene Lohnverhandlungen führt. Bei Orell Füssli ist der Geschäftsgang besser als im Branchendurchschnitt – das muss sich auch in der Lohnentwicklung ausdrücken.

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden