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Für den Journalismus aufgestanden

syndicom ist dem Aufruf «Stand up for Journalism» der Europäischen Journalisten-Föderation (EJF) gefolgt. In verschiedenen Städten wurden Hunderte von Flyern an Journalisten und Journalistinnen verteilt. Damit engagiert sich syndicom für die Stärkung des Journalismus und weist auf dessen Grundlage hin: gute Arbeitsbedingungen, einfacher Zugang zu Dokumenten und verlässlicher Quellenschutz.

 

«Für den Auftakt war das sicher gut. Grossmehrheitlich haben die Journalisten und Journalistinnen unsere Flyer mit Interesse aufgenommen», fasst Stephanie Vonarburg die morgendliche Verteilaktion in Zürich zusammen. Die syndicom-Zentralsekretärin muss es wissen: Ab 8 Uhr verteilte sie vor dem Tamedia-Sitz in Zürich mit einem halben Dutzend KollegInnen 300 Flugblätter an Journalisten und Journalistinnen.


Doch die ZürcherInnen waren nicht allein. Auch in Bern wurden etwa 250 Flugblätter vor den Redaktionen von «BZ», «Bund» und «Schweizer Bauer» sowie vor der «SDA» verteilt. Am Nachmittag soll es dann in die nächste Runde gehen, einerseits zu Bieler Redaktionen, andererseits zum Ringier Verlag in Zürich. Heute und im Laufe dieser Woche fanden oder finden sowohl in der Westschweiz wie auch im Tessin ebenfalls Aktionen statt.

Quellenschutz und Öffentlichkeitsgesetz sichern
Hintergrund der Flugblatt-Distributionen ist der Aufruf «Stand up for Journalism». Mit diesem forderte die Europäische Journalisten-Föderation dazu auf, sich für die Stärkung des Journalismus einzusetzen. Für syndicom bedeutet das insbesondere drei Dinge: besserer Zugang zu öffentlichen Dokumenten für die Journalistinnen, ein sicherer Quellenschutz und gute Arbeitsbedingungen für die Medienschaffenden. Doch an alledem hapert es noch.


Mit dem Öffentlichkeitsgesetz hat ein Umdenken stattgefunden, weg von der weitgehenden Geheimhaltung öffentlicher Akten und Dokumente hin zu ihrer freien Verfügbarkeit für JournalistInnen. Zumindest theoretisch. In der Praxis ist die Umsetzung des Öffentlichkeitsgesetzes längst nicht in jedem Fall gewährleistet. «Gerade der Zugang zu Verwaltungs- und Behördenunterlagen ist oft steinig. Das funktioniert noch überhaupt nicht», kritisiert Zentralsekretärin Vonarburg.


Auch werde der Quellenschutz vermehrt angegriffen. Ein plastisches Beispiel dafür ist der Fall von Ludovic Rocchi. Nachdem der Westschweizer Journalist sich geweigert hatte, die Quelle einer kritischen Artikelreihe zu nennen, wurde im August diesen Jahres kurzerhand seine Wohnung von der Polizei durchsucht und sein Computer beschlagnahmt. Ein direkter Angriff auf den Journalismus, urteilt Vonarburg: «Mit dem Quellenschutz werden hier Eckpfeiler der Medienfreiheit in Frage gestellt.»

Arbeitsbedingungen geben zu reden
Neben Quellenschutz und Öffentlichkeitsgesetz dürfte die Flyer-Aktion auch darum auf Interesse gestossen sein, weil die Arbeitsbedingungen der JournalistInnen zunehmend prekär werden. Gerade bei Tamedia geht mit dem anstehenden Kürzungsprogramm in Höhe von 34 Millionen auch die Unsicherheit um. Schon früher hatte syndicom betont, dass der Abbau von Stellen in den Redaktionen auch ein Abbau von journalistischer Qualität einhergeht. Ähnliches war nun von den Zürcher Tamedia-Angestellten zu hören. Der Abbau sei natürlich ein Thema, hiess es da, und man solle jetzt mehr machen. Geäussert wurde derlei in kurzen, informellen Gesprächen – denen für syndicom eine enorme Bedeutung zukommt. Einerseits um die Stimmung der Arbeitenden einschätzen zu können, andererseits um Präsenz zu zeigen. In der Hinsicht lässt sich «Stand up for Journalism» auch wörtlich nehmen: Steht auf, stellt euch hin, stellt euch dorthin, wo der Journalismus gemacht wird. So zumindest sieht es syndicom: «Eigentlich gehören wir hinein, rein in die Redaktionen. Aber man lässt uns nicht, es ist etwa die offizielle Doktrin von Tamedia, uns als Gewerkschaft draussen zu behalten. Aber wenn wir nicht hinein können, dann stellen wir uns eben vor ihre Eingänge».

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