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Für einen starken öffentlichen Dienst

Pierre-Yves Maillard sieht dem zentralen Thema der nächsten Delegiertenversammlung des SGB mit Begeisterung entgegen. Er fordert eine Annäherung zwischen den Bewegungen der Zivilgesellschaft und den Gewerkschaften.

«Endlich jemand, der klar, direkt und ohne Umschweife spricht!» Der Erste, der am Treffen mit Pierre-Yves Maillard in Bellinzona seine Freude ausdrückte, war der Dolmetscher. Der Anlass war der zweite «Denktag» des SGB Tessin und Moesa von Mitte November. Seit einigen Monaten organisiert die kantonale Sektion eine Reihe von Treffen zwischen Basis, Angestellten und Vorstandsmitgliedern, um Synergien zwischen den Mitglieds-Gewerkschaften zu erschliessen.

Die Arbeitsgruppen für Kommunikation, AHV, Service public, Frauen usw. nutzten die Gelegenheit für eine Gesprächsrunde mit dem neuen SGBPräsidenten Maillard, die sich sofort zu einer Art Rundum-Interview entwickelte. Man diskutierte das Rahmenabkommen mit der EU, die Lage der SRG nach dem No-Billag-Referendum, den Frauenstreik, das Lohndumping und die SVP-Initiative gegen die Freizügigkeit. Und die Post.

Privatisierungen zurücknehmen
Letztes Jahr hat der SGB Tessin drei Volksinitiativen zur Wiedereinführung der Regiebetriebe des Bundes vorgeschlagen. Mit der Post könnte man beginnen, sie ist für die Bevölkerung wichtig. Auch in EU-Ländern gibt es Ansätze, die öffentlichen Dienste wieder zu verstaatlichen.

«Der Service public wird das Thema der nächsten SGB-Delegiertenversammlung im Mai», erklärte Maillard und führte aus: «Wir haben die Betriebe einem Management überlassen, das nur an Produktivität und Rentabilität denkt, nicht an den Dienst für die Gesellschaft. Die Post macht eine unfaire Buchhaltung: Sie betont verlustbringende Bereiche gegenüber anderen, um die Schliessung von Poststellen zu rechtfertigen. Das Gleiche geschieht bei den SBB. Privatisierung birgt ein sehr hohes Risiko, auch in den anderen Sektoren – Energie, Gesundheit und Finanzen.»

Die Gewerkschaft gehört denen, die sich darin engagieren
Auch die Allianz mit den Bürger- und Konsumentinnenverbänden und verschiedenen Bewegungen ist wichtig für den Erfolg gewerkschaftlicher Aktionen. «Schaut euch nur an, was am 14. Juni los war: eine Mobilisierung, wie es sie in den letzten 30 Jahren nicht gegeben hat», rief Maillard aus. «Wir müssen den Leuten begreiflich machen, dass ein einziger Tag auf der Strasse nicht ausreicht. Um die Welt zu verändern, müssen wir uns organisieren: Nur so können wir stark werden. Wenn festgestellt wird, dass es in den Gewerkschaften nur wenige Frauen und wenige junge Menschen gibt, sollen sie sich uns anschliessen, um das zu ändern. Es sind die Mitglieder, die die Gewerkschaft ausmachen! Ich hoffe, dass es in Zukunft eine immer grössere Annäherung zwischen den verschiedenen Bewegungen und den Gewerkschaften geben wird.»

Maillard ging dann auf zwei weitere Herausforderungen ein: «In 20 Jahren werden wir in vollem Ausmass mit dem demografischen Drama der alternden Bevölkerung konfrontiert sein. Daher braucht es neue Dienstleistungen, die hunderttausend neue Arbeitsplätze schaffen können. Und zur Bewältigung der Klimakrise müssen wir die kollektive Mobilität weiterentwickeln und das Produktionssystem verändern. Für all das brauchen wir staatliche Mittel und die Garantie eines starken öffentlichen Dienstes: Das ist die neue Wirtschaft!»

Giovanni Valerio, Redaktor syndicom rivista

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