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Gleichstellung ist auch Männersache

Männer müssen ihren Teil an unbezahlter Arbeit übernehmen. Frauen dürfen nicht immer noch mit schlechtem Gewissen herumlaufen, wenn sie gerne arbeiten gehen und auch Karriere machen wollen. Echte Gleichstellung ist nur mit einem partnerschaftlichen Miteinander möglich.


Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Sachen Gleichstellung wirkliche Fortschritte nur noch zusammen mit Männern erreichen können. Das bedeutet nicht, dass die Frauen bei ihren Forderungen Abstriche machen sollten, sondern dass Frauen verlangen müssen, dass Männer ihren Teil der Verantwortung genauso selbstverständlich übernehmen wie sie.

Gerade jüngere Männer sind dazu auch bereit. Sie wollen bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder mitwirken; sie wollen mehr Zeit für Privates. Manchmal sind sie sogar bereit, einen Teil des Haushaltes zu übernehmen. Vielleicht nicht gerade mit Begeisterung, aber das tun wir Frauen ja auch nicht.

Aus diesem Grund müssen Männer genauso selbstverständlich Teilzeit arbeiten können wie Frauen. Sie müssen genauso selbstverständlich einen Vaterschaftsurlaub beziehen können, um früh eine echte Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. Sie müssen genauso selbstverständlich nicht rund um die Uhr für ihren Arbeitgeber zur Verfügung stehen müssen.

Nur wenn wir es schaffen, Männer bei der unbezahlten Arbeit in die Verantwortung zu nehmen, wird eine echte Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in der Arbeitswelt zur Realität. Wenn weiterhin nur Frauen die Kinder am Morgen in den Kindergarten bringen und von Lehrerinnen angemotzt werden, wenn sie als erwerbstätige Mütter vergessen haben, ihnen an einem Regentag Gummistiefel anzuziehen; wenn weiterhin nur Mütter an Kindergeburtstagen willkommen sind oder wenn weiterhin nur Frauen das Recht (das auch Väter haben) einfordern, bei ihren kranken Kindern bleiben zu dürfen, dann bleibt echte Gleichstellung zwischen Männern und Frauen auf der Strecke.

Die unterschiedlichen Erwartungen an Frauen und Männer werden uns im Alltag immer wieder einholen und weitere Schritte in Sachen Gleichstellung verhindern.

Mit Männern, die dazu bereit sind, im Alltag die gleichen Schwierigkeiten zu bestreiten und ihren Teil an unbezahlter Arbeit zu übernehmen, haben wir Frauen starke Verbündete. Sie werden mit uns zusammen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatzeit kämpfen. Es braucht in den Teppichetagen der Schweizer Unternehmungen vor allem auch mehr Menschen, die die Verantwortung für ihre Familie nicht einfach auf andere abschieben, sondern sich aktiv um ein Nebeneinander von Familie und Beruf einsetzen. Es muss eine Selbstverständlichkeit werden, dass neben einem interessanten Beruf auch ein erfülltes und verantwortungsvolles Familienleben möglich ist.

 

Bernadette Häfliger Berger, Leiterin Gleichstellung und Recht, Kommentar zum 14. Juni 2013

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