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Im Einsatz für Gerechtigkeit

Am 1. Januar hat die neue syndicom-Frauensekretärin ihre Stelle angetreten. Die 31-jährige Toya Krummenacher wird sich auch um die Belange der MigrantInnen und der Freischaffenden kümmern. 

«Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.» Dieses Zitat der Kommunistin Rosa Luxemburg steht auf Toya Krummenachers Website. Sie schätze die Freiheit des demokratischen Systems, sagt die neue Zentralsekretärin für Frauen, Migration und die Freischaffenden. Doch es brauche Mut, nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern sich die Freiheit zu nehmen und auch zu den eigenen Gedanken zu stehen. Nach insgesamt fünf Jahren bei der Gewerkschaft Unia hat Toya Krummen­acher Anfang Jahr zu syndicom gewechselt. Ihre bisherige Tätigkeit findet damit eine Fortsetzung.

Dass die ausgebildete Biologin den Schritt zur Gewerkschaftsarbeit machte, ist für sie im Rückblick absolut richtig. So aufreibend, konfliktreich und emotional belastend die letzten Jahre für sie gewesen seien – die Kraft dafür habe sie im Wesentlichen aus ihrem Engagement für die Frauen bezogen.

Die Mutter als feministisches Vorbild

Ihre Mutter habe ihr bereits früh den Feminismus erklärt, meint die Baslerin schmunzelnd. Und ihr klargemacht, dass sie für ihre Rechte werde kämpfen müssen. Mit einem Elternhaus, in dem man sich für Politik interessierte, mit einem Historiker als Vater und mit einer Erwachsenenbildnerin als Mutter war Chancengleichheit für Toya Krummenacher immer schon ein Thema. «Dass ich in Brasilien geboren wurde, wirkte in den Erzählungen meiner Eltern nach», sagt die 31-Jährige: «Ich fragte mich bereits als Mädchen, weshalb ich das Glück hatte, in die Mittelschicht hineingeboren zu sein, während andere Kinder in einer Favela aufwuchsen.» Zehn Jahre lebte die vierköpfige Familie im Bernbiet, bevor es sie für weitere vier Jahre nach Lateinamerika zog: «Meine Pubertät verbrachte ich in Chile», so Toya Krummenacher.

Eine differenzierte Sicht aufs Thema Migration

In Chile wurde die weisshäutige und blonde Frau abwertend «gringa» genannt, ihre Mutter wurde, als sie in der Nähe von Basel aufwuchs, als «Dreckschwabin» bezeichnet; die Mutter von Toya Krummenachers Freund ist Kroatin. Diese persönlichen Erfahrungen sind ihr wichtig, und sie beschäftigt sich so auch ernsthaft und differenziert mit dem Thema Migration. «Die Gewerkschaften erreichen die Beschäftigten am Arbeitsplatz, einem guten Ort, um für Solidarität und Verständnis zu werben.» Ungerechtigkeit macht Toya Krummenacher entweder wütend oder sehr traurig; der Kampf dagegen ist ihr Motor.

Anspruchsvolle Situationen verarbeitet die couragierte junge Frau durch Gespräche mit FreundInnen und ihrem Partner. Regenerationsort ist die gemeinsame Wohnung mitten in Basel, die von zwei riesigen Katzen-Kletterbäumen dominiert wird. Handwerkliche Tätigkeiten wie Basteln und Nähen, bei denen man sich konzentrieren muss, helfen Toya Krummenacher abzuschalten, ebenso das Reisen und das Kochen, das sie als Ritual betrachtet. Heute hält sie auf Reisen den Kontakt mit der Multikulturalität. In Aktivferien studiert sie zusammen mit ihrem Partner gerne das Essen der Menschen auf der ganzen Welt: «Das ist für uns auch Kultur.» Das Planen der Reisen ist ein Teil ihrer Vorfreude, Berge von Reiseführern zeugen davon.

Interessengruppen stärken die Basis

Sie sei eine vehemente Befürworterin der Interessengruppen (IG), so die neue Zentralsekretärin: «Gewerkschaften müssen in die IG als branchenübergreifende Gefässe investieren. Damit schaffen wir eine starke Basis.» Hier sehe sie auch ihr Handlungsfeld, so Toya Krummen­acher. Fusionen würden immer Zeit brauchen, das kenne sie von der Unia. Jetzt betrachte sie es als Vorteil, dass sie weder eine comedia-Vergangenheit habe noch bei der Gewerkschaft Kommunikation gewesen sei: «Für mich gibt es nur syndicom.»

Toya Krummenacher ist eloquent, sie spricht ruhig und mit Charme. Man spürt, dass sie gewohnt ist, mit Argumenten zu überzeugen. Auf Provokationen geht sie nicht ein, bringt stattdessen konkrete Beispiele. So bestimmt sie auftritt, macht sie doch den Eindruck einer fairen Verhandlungspartnerin.

Als Zentralsekretärin sei es ihr sehr wichtig, in Kontakt mit den Regionen und der Basis zu sein: «Ich verstehe mich als im Auftrag arbeitend.» In Gleichstellungs- und Migrationsfragen werde sie Themen setzen und diese innerhalb und aus­ser­halb der Gewerkschaft umsetzen. Ganz neu sind für Toya Krummenacher die Freischaffenden. Diese Gruppierung innerhalb der Gewerkschaft und ihre spezifischen Bedürfnisse müsse sie erst noch kennenlernen: «Auch darauf freue ich mich.»

* Suleika Baumgartner ist freie Journalistin BR und Gleichstellungssekretärin der Grünen Partei Schweiz.

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