Artikel

Investieren statt kassieren

Zur Generalversammlung am 11. April empfingen zahlreiche MitarbeiterInnen die Aktionäre von Tamedia mit schrillen Pfiffen, einem Protestschreiben und der Forderung, auf die Ausschüttung von Dividenden zu verzichten und stattdessen in den Journalismus zu investieren. 

 

Allein in den vergangenen 10 Jahren (gerechnet bis Ende 2012, also noch ohne die jetzt ausgewiesenen Gewinne 2013) hat die Tamedia AG über eine Milliarde Gewinn gemacht. Davon wurden 308,6 Millionen Franken an Dividenden für die Aktionäre ausgeschüttet. Geschäftsleitung und Verwaltungsrat füllten ihre Taschen mit 79 Millionen.

2013 brummt das Geschäft nach wie vor: 119 Millionen Gewinn kamen im vergangenen Jahr zusammen. 42,2 Millionen Franken sollen als Dividende an die Aktionäre gehen, 32 Millionen davon wandern in die Taschen der weitverzweigten Familie Coninx-Supino und 9 Millionen wollen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat abkassieren. Gleichzeitig verhängt die Unternehmensleitung seit Jahren ein Sparprogramm nach dem anderen. Die Redaktionen werden ausgedünnt, Zeitungen zusammengelegt, Artikel in mehreren Zeitungen publiziert, Druckereien geschlossen und Logistikbetriebe ausgelagert. Der Abbau geht mit einer steten Verschlechterung der Sozialmassnahmen einher.

Allein seit Beginn dieses Jahres wurden 50 Vollzeitstellen abgebaut: 25 bei «Landbote», «Zürichseezeitung» und «Zürcher Unterländer», 16 bei den Chauffeuren in Genf und Bussigny, 4 bis 5 im Druckzentrum Lausanne und weitere 4 bis 5 bei «TV-Guide». Statt über Sozialpläne zu verhandeln, wurde den Entlassenen ein einseitig verfasster «Konzernsozialplan» vorgelegt, der dieses Namens spottet. Kein Vergleich zum 2009 mit Personalkommissionen und Sozialpartnern ausgehandelten Vertragswerk, das bis Ende 2013 noch angewandt worden war. Vor der Generalversammlung der Tamedia-Aktionäre am 11. April in Zürich protestierten die MitarbeiterInnen aus den betroffenen Betrieben mit Trillerpfeifen und Flyern.

syndicom und Impressum nutzten ihr Antragsrecht als Kleinaktionäre und verlangten an der GV, dass auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet werde und die Millionen stattdessen investiert würden: In die Qualität der Medien, in anständige Arbeitsbedingungen auf den Redaktionen und in den Verzicht auf Kündigungen. Oder doch wenigstens in Sozialpläne, die mit den Sozialpartnern verhandelt wurden, wie es sich gehört, und die ihren Namen am Ende auch verdienen.

Angesichts der Besitzverhältnisse – der weitaus grösste Stimmenanteil verteilt sich auf Angehörige der Besitzerfamilien – ist es nicht erstaunlich, dass das Begehren abgelehnt wurde. Aber es war spürbar, dass das Image von Tamedia bei den Kleinanlegern an Glanz verliert.

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden