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IRL+ erholt sich

1½ Jahre nach der Auflösung der Druckerei Swissprinters Renens (Waadt) ziehen wir Bilanz über ihre Nachfolge-Gesellschaft IRL+. Die Mehrheit der Angestellten wurde nicht entlassen, musste aber eine Lohnkürzung von 15 Prozent hinnehmen. Wie sieht ihre Situation heute aus? 

 

Vor bald anderthalb Jahren, im Oktober 2012, wurde aus den Überresten von Swissprinters Renens IRL+ gegründet. Dank der Mobilisierung der Angestellten, der Bevölkerung und des Kantons wurde die Druckerei vor der Schliessung gerettet. Die Angestellten mussten aber einen hohen Preis zahlen.

Teuer erkaufte Rettung

55 Angestellte wurden schliesslich vor die Tür gesetzt – 42 von ihnen wurden entlassen, 13 vorzeitig pensioniert –, mit einem lächerlichen Sozialplan des milliardenschweren Besitzers Michael Ringier. Ringier bezahlte weder eine Abgangs- noch eine Dienstaltersentschädigung. Die 71 Personen, die in der neuen IRL+ weiterbeschäftigt wurden, mussten eine Kürzung der Lohnsumme von 15% hinnehmen. Die Lohneinbussen sind gross. Für einige Angestellte wird es am Monatsende eng.

17 Monate nach der Gründung ist das Unternehmen in Fahrt gekommen. Die Rotation wird in zwei Schichten betrieben. IRL+ ist per 1. Januar 2014 Viscom und damit dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die grafische Industrie beigetreten. Es wurde eine Betriebskommission gegründet.

Sandoz-Stiftung beteiligt sich an IRL+

Erneut in den Schlagzeilen der Westschweizer Presse stand IRL+ am 24. Januar 2014, als die Gesellschaft einem Pool von Druckereien der in Pully basierten Sandoz-Familienstiftung beitrat. Die Sandoz-Stiftung übernimmt knapp die Hälfte, 49 Prozent, des Aktienkapitals von IRL+.

Michel Berney, Direktor von IRL+, wird Generaldirektor des Pools, der heute 270 Angestellte zählt. Die Partnerschaft bietet IRL+ eine gewisse finanzielle Sicherheit und sorgt für eine Pause im Preiskrieg. Der «Pool» ist besser gewappnet, um die Herausforderungen im Digitaldruck zu bewältigen. Positiv ist auch die Erhaltung der Arbeitsplätze. Dennoch bleiben viele Fragen offen. Es gibt keinerlei Garantie, dass die Angestellten innerhalb der Holding nicht versetzt werden. Ausser IRL+ hat nur ein weiterer Betrieb im Pool (von insgesamt sechs Druckereien) den GAV unterzeichnet. Auf Seiten von Viscom ist man zuversichtlich, die Sandoz-Stiftung als Mitglied und Unterzeichnerin des GAV gewinnen zu können.

Konfliktträchtige Mitglieder des «Pools»

Wird sich dies mit Berney an der Spitze der Gruppe ändern? Wird seine Doppelfunktion als Direktor einer der Gesellschaften und zugleich des gesamten Pools nicht Spannungen hervorrufen? Wer wird entscheiden, wo Aufträge gedruckt werden, die an mehreren Standorten ausgeführt werden können?

Dass die Druckerei Musumeci, Aosta, Mitglied im Pool ist, wirft ebenfalls Fragen auf. Wie kann man sicherstellen, dass die Aufträge nicht zu Dumpingpreisen nach Italien vergeben werden?
Die Personalkommission von IRL+ wird von der Direktion ein Gespräch verlangen, um Antworten auf verschiedene Fragen zu erhalten, die sich die Beschäftigten noch stellen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

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