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JA zum Verkauf von Drittprodukten bei der Post, NEIN zum Druck auf das Personal und die Kundinnen und Kunden!

© Yoshiko Kusano

Am 20. Januar hat die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats die parlamentarische Initiative «Die Post soll sich auf ihren Unternehmenszweck konzentrieren und nicht immer mehr Krimskrams verkaufen» behandelt. Die vom Berner SVP-Nationalrat Rudolf Joder eingereichte Initiative fordert, «das geltende Recht so zu ändern, dass die Post verpflichtet wird, sich auf ihren Unternehmenszweck zu konzentrieren und zu beschränken, und auf das Angebot von postfremden Waren und Dienstleistungen verzichtet. Der dem Kernauftrag der Post nahe stehende Verkauf von Waren und Dienstleistungen soll weiterhin möglich sein.» Nach der Beratung entschied die Kommission mit sehr knapper Mehrheit von 13 zu 12 Stimmen, dem Geschäft keine Folge zu geben.

Weshalb aber will Nationalrat Joder der Post verbieten, Drittprodukte zu verkaufen? Meiner Meinung nach gibt es zwei Antworten auf diese Fragen. Zunächst einmal handelt er im Namen der Wirtschaftskreise, insbesondere des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). Der Umsatz, den die Post mit dem Verkauf von Drittprodukten jährlich erzielt, ist mit rund 500 Millionen Franken nicht unbedeutend und weckt Begehrlichkeiten.

Ich glaube auch, dass die Initiative ein weiteres Ziel verfolgt, das von den Wirtschaftsliberalen natürlich ebenfalls unterstützt wird: Ausserhalb des Versands und der Zustellung von Briefen und Paketen soll die Tätigkeit der Post möglichst stark eingeschränkt werden. Zur Erinnerung: Die Initiative fordert, dass die Post sich «auf ihren Unternehmenszweck konzentrieren und beschränken» soll.

Die Botschaft ist klar: es geht nicht nur um Drittprodukte. Als Nächstes wird das Logistik geschäft der Post (neben den Postpaketen) an der Reihe sein, und schliesslich eine erneute Attacke mit der Forderung nach der Privatisierung der Finanzdienstleistungen der Post folgen. Die Gewerkschaft syndicom hat in diesem Bereich eine klare Strategie und lehnt diese Initiative strikt ab.

syndicom unterstützt den Verkauf von Drittprodukten. Diese Ergänzung zum traditionellen Geschäft der Post trägt zur Erhaltung von Poststellen und folglich von Arbeitsplätzen mit angemessenen Löhnen bei. Hingegen wehrt sich unsere Gewerkschaft gegen den Druck, der auf das Personal und in der Folge auch auf die Kundinnen und Kunden ausgeübt wird.

In der letzten Ausgabe unserer Zeitung haben wir die Ergebnisse unserer Umfrage beim Verkaufspersonal veröffentlicht. Die Umfrage hat nicht den Anspruch, auf einer strikt wissenschaftlichen Grundlage durchgeführt worden zu sein. Ihr Ergebnis ist aber deutlich. Eine Mehrheit des Personals leidet – in unterschiedlichem Ausmass – unter dieser Situation. Auch wenn die Post etwas anderes sagt, hier gibt es ein Problem. Es ist nicht durch den Verkauf an sich begründet, sondern durch die hochgesteckten Ziele, an die ständig und fast zwanghaft erinnert wird. Als verantwortungsvolle Gewerkschaft begnügt sich syndicom nicht damit, die schwierige Lage des betroffenen Personalszu kritisieren. Sie setzt sich auch dafür ein, Lösungen zu suchen. Das Interview mit unserem Kollegen Carlo Mächler, das ebenfalls in der letzten Ausgabe unserer Zeitung erschienen ist, hat dies gut verdeutlicht. Wir wollen dazu beitragen, das Problem zu lösen, und unterstützen alle Möglichkeiten, damit die Post Drittprodukte verkaufen kann, ohne dass Druck auf das Personal und die Kundinnen und Kunden ausgeübt wird. Zwei Ziele, die durchaus vereinbar sind.

Alain Carrupt, Präsident von syndicom

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